Angie Westhoff: Bellas zauberhafte Glücksmomente (Buch)

Angie Westhoff
Bellas zauberhafte Glücksmomente
cbj, 2016, Hardcover, 256 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-570-17342-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Kurz vor Beginn der großen Ferien erhält die 13jährige Bella einen mysteriösen Brief von ihrer Oma, welche sie bittet, sofort nach Sunderby heimzukehren, denn die alte Dame und der Ort benötigen dringend ihre Hilfe. Natürlich müssen die letzten Tage im Internat abgesessen werden, und als Bella zu Hause eintrifft, ist die Oma bereits gestorben. Vom Testamentsvollstrecker erfahren Bella und ihre Mutter, dass ihnen das kleine Häuschen und ein größerer Sparbetrag vererbt wurden. Außerdem erhält Bella den Ring, ohne den sie ihre Oma nie gesehen hat.

Dennoch bedrückt das Mädchen der Umstand, dass es nicht rechtzeitig eingetroffen ist, und es bleibt die Frage, weshalb die Verstorbene so dringlich um Hilfe gebeten hatte. Bella hört sich um und findet heraus, dass ein Investor sich in Sunderby einkaufen und eine Hotelkette errichten will, wodurch viele Einheimische ihre Existenz verlieren würden, weil ihr Gewerbe nicht mehr gefragt wäre. Und das ist längst nicht alles. Von immer mehr kleinen und großen Sorgen erfährt Bella und wundert sich, haben die Leute bisher doch immer sorglos gelebt, weil sich alle Probleme stets ganz schnell lösen ließen.

Per Zufall kommt Bella auch diesem Geheimnis auf die Spur: Ihre Oma war der gute Engel von Sunderby. Durch eine Drehung des Rings lässt sich die Zeit um eine Stunde zurückstellen, sodass sie eingreifen konnte - und genau das macht nun auch Bella, überzeugt, dass es ihre Aufgabe ist, den Menschen zu helfen.

Schon bald erweist sich die Last, Entscheidungen zu fällen und Korrekturen vorzunehmen, als zu groß, sodass Bella ihre Freunde Justin, Atlanta und Marco einweiht. Doch plötzlich verliert der Ring seine Macht, aber nur Justin betreffend, der jetzt ständig in Lebensgefahr schwebt. Verzweifelt durchsuchen die Kinder das Haus der Oma auf der Suche nach einem Hinweis, was zu tun ist…


„Ein Ring, sie zu knechten …“ Nein, diesmal ein Ring, mit dem man Gutes tun kann, sofern er sich in den richtigen Händen befindet. Und dies tut er, seit er in den Besitz von Bellas Großmutter und schließlich in den des Mädchens gelangte. Egal, ob es große oder kleine Kümmernisse sind, Bella nimmt sich der Dinge an und ist bemüht, jeden von seinen Nöten zu befreien.

Auf der einen Seite lernt sie dadurch viel Neues, sowohl über die Menschen ihrer Nachbarschaft als auch über komplizierte Hintergründe, die das Leben in Sunderby gravierend verändern könnten. Bei ihren Korrekturen erweist sie sich als ideenreich und beharrlich. Gleichzeitig empfindet sie große Freude, dass sie Vielen helfen kann, und geht dabei völlig selbstlos vor. Außerdem beginnt sie zu verstehen, dass nicht alles, was sie in eine bestimmte Richtung lenkten möchte, von den Betroffenen so gewünscht wird, insbesondere persönliche Dinge wie die Wahl des neuen Lebensgefährten ihrer Mutter.

Es bleibt Bella keineswegs verborgen, dass die Bewohner des Ortes faul geworden sind und kaum Anstrengungen unternehmen, um ihre Situation selbst zu verbessern. Sie haben sich daran gewöhnt, dass alles irgendwie in Ordnung kommt, sodass sie viel jammern, aber untätig bleiben. Das sieht Bella durchaus kritisch, doch so ist es nun mal, und das Wohl Sunderbys ist ihre Verantwortung.

Natürlich benutzt sie den Ring ab und zu auch zu ihren eigenen Gunsten, beispielsweise um Ärger mit der Mutter aus dem Weg zu gehen oder einen besonders schönen Moment genießen zu können, denn sie hat sich in Justin verliebt, der lange im Haus nebenan gewohnt hat und nach einigen Jahren in den USA nun gemeinsam mit seinem Vater wieder nach Hause gekommen ist.

Doch damit gehen, wie man unschwer erahnt, die Probleme los. Bella nimmt Justin bei einer Zeitreise mit, aber wegen ihrer tiefen Gefühle für ihn, verliert der Ring seine Kraft, sodass sich die Unfälle, in die er verwickelt wird, nur sehr schwer verhindern lassen und sich dauernd wiederholen. Schließlich stößt Bella auf einen Hinweis ihrer Großmutter, der von dem Mädchen ein großes Opfer verlangt.

Die Geschichte ist flott und altersgerecht aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt, die ein recht freies Leben im idyllischen Sunderby führt, von dem Gleichaltrige bloß träumen können. Es gibt kaum Konflikte zwischen den Personen; nicht einmal die üblichen Schlägertypen stellen eine wirkliche Bedrohung für Bella und ihre Freunde dar. So bleibt reichlich Zeit für die erste große Liebe, den damit verbundenen Herz-Schmerz und schließlich ein echtes Problem.

Mädchen ab 10 Jahre werden sich kaum damit aufhalten, den Einsatz des Rings und die Zeitsprünge zu hinterfragen, und auch Bellas skeptische Gedanken halten sich in Grenzen, zumal es in erster Linie um die spannend-witzige Handlung mit einem guten Schuss Romantik geht - und in dieser Hinsicht erfüllt der Titel alle Bedürfnisse der Zielgruppe.