Joe R. Lansdale: Bärenblues (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 22. Januar 2017 13:07

Joe R. Lansdale
Bärenblues
(The Two-Bear Mambo)
Hap & Lennard 3
Übersetzung: Steve Ayan
Titelbild: Benswerk
Golkonda, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 276 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-946503-04-0 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Was sollte man tunlichst vermeiden, wenn man zum einen schwarz wie die Nacht ist und dann auch noch schwul? Richtig, die Idee in das kleine Städtchen Grovetown in Texas zu fahren, einem Provinzkaff, in dem sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, dafür aber der KKK und seine Ritter nach wie vor mehr als aktiv sind, erscheint da als ganz besonders bescheuerte Idee.
Also genau das richtige für Leonard und seinen besten Kumpel, den weißen Redneck Hap, um sich einmal wieder ganz tief in die Scheiße zu reiten. Eigentlich sind sie nur, immerhin mit Billigung des Gesetzes, auf der Suche nach Haps Verflossener, der schwarzen Rechtsanwältin und Möchtegern-Enthüllungsjournalistin Florida.
Nachdem sich im Gefängnis von Grovetown einmal wieder ein - natürlich farbiger - Häftling an seinen Schnürsenkeln, die er eigentlich gar nicht haben durfte, aufgehängt hat, vermutet sie einen Justizskandal. Seit Wochen ist die neugierige Ermittlerin in Sachen Rassismus spurlos verschwunden.
In dem Kaff angekommen, ahnen unsere Beiden recht schnell, dass sie hier nicht willkommen sind; sie müssen auf recht schmerzvolle Art lernen, dass hier die Uhren anders ticken, dass die Zeit in den 50ern stehengeblieben ist… doch, wir kennen unsere Filous: Sie stecken nicht nur ein, sie teilen auch aus - und ein paar Rassisten kommen ihnen da gerade recht.
Es gab einmal eine Zeit, da lebten Weiße und Farbige streng getrennt - auch und insbesondere in Gottes ausgewähltem Land. Rassentrennung hieß die Losung, der Ku Klux Klan sorgte bis weit in die 60er Jahre dafür, dass Schulen ebenso getrennt blieben wie Restaurants und Hospitäler. Erst durch die Bürgerrechtsbewegung und Martin Luther King kam es zum Umdenken, die Gleichberechtigung zwischen weißen und farbigen Amerikanern wurde durchgesetzt. Dass es aber überall und zu jeder Zeit Idioten gibt, ist leider eine unbestreitbare Tatsache, und dass diese an alten, lang überkommenen Überzeugungen festhalten, auch. Lansdale fasst in diesem Buch ein heißes Eisen an, das gerade jetzt wieder anfängt zu glühen.
Der White Trash, dem ein Donald Trump seine Wahl verdankt und die Farbigen - gleich ob Afroamerikaner oder Hispanos -, sie sind zwar kraft Gesetz gleichberechtigt, doch gerade in den armen Südstaaten mit ihrer hohen Arbeitslosigkeit, entsprechenden Kriminalitätsraten und Perspektivlosigkeit - aber auch in den Slums der maroden Metropolen - braut sich ein sozialer Sprengstoff zusammen, der ausgehend vom Rassenhass droht, die US -Gesellschaft auseinanderzureißen. Vor einigen Jahren schon kam es, damals in L.A., zu ersten „Rassen“-Unruhen, die Lage ist seither nicht eben besser geworden. In einem Roman, der all die typischen Ingredienzien eines Hap & Leonard-Romans beinhaltet, stellt uns der Autor weiße Idioten und schwarze Opfer vor, verwöhnt er uns mit skurrilen Beschreibungen satt und lässt uns so Manches mal laut loslachen, bevor uns das Lachen dann wieder ganz schnell vergeht.
Das ist aktueller denn je, liest sich in seiner neuen Übersetzung sehr werkgetreu und flüssig und lässt darauf hoffen, dass Golkonda auch die bislang noch nicht übersetzten Novellen um unsere beiden so ungleichen Freunde ins Deutsche übersetzen und herausgeben wird.
Wer mehr von Hap und Leonard lesen möchte, dem darf ich nachfolgend kurz die deutschen Romane in chronologischer Reihenfolge auflisten:
1. Wilde Winter (Shayol bzw. Golkonda)
2. Texas Blues (Rowohlt) / Mucho Mojo (Goldkonda)
3. Mambo mit zwei Bären (Rowohlt) / Bärenblues (Goldkonda)
4. Schlechtes Chilli (Dumont)
5. Rumble Tumble (Shayol)
6. Machos und Macheten (Golkonda)
7. Das Dixie-Desaster (Golkonda)
8. Roter Drache (Golkonda)