Kai Meyer: Die Krone der Sterne (Buch)

Kai Meyer
Die Krone der Sterne
Titelbild und Innenillustrationen: Jens Maria Weber
Tor, 2017, Paperback mit Klappenbroschur, 462 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-596-03585-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Eine unbenannte Galaxis in einer fernen Zukunft. Nach einem verheerenden Krieg gegen die Maschinenwesen hat sich die Menschheit mühsam wieder aufgerafft. Beherrscht von der Gottkaiserin und dem Orden herrscht der Adel über die Planeten.

Dies ist die Geschichte von Baronin Iniza, der Tochter eines der Planetenherrscher. Die Gottkaiserin hat sie dazu auserwählt, ihr und dem Reich zu dienen - ob sie selbst dies will oder nicht, ist unrelevant.

Als das Ordensschiff sie abholt weiß sie, dass ihr Leben, das wenige an Selbstbestimmung, das ihr angesichts ihrer Herkunft verblieben ist, vorbei ist. Um ihre ungeborene Tochter zu retten, versucht sie mit Hilfe ihres Geliebten zu fliehen. Dumm dabei nur, dass auch der Mann, dem ihr Vater einst ihre Hand versprach, an ihr interessiert ist und einen Mann fürs Grobe damit beauftragt hat, sie zu entführen.

Trotz oder vielleicht gerade weil die beiden Befreiungsversuche die Wachmannschaft kräftig durcheinander wirbeln, gelingt die Flucht. Verfolgt von den Häschern der Gottkaiserin, und ihrem eigenen Onkel, der die religiöse Bruderschaft der STILLEN anführt, havarieren sie auf einem gottverlassenen Bergbauplaneten.

Hier stößt eine skrupellose Alleshändlerin zu ihnen bevor sie, immer ihren Häschern um Nasenlänge voraus, noch eine Androidin und einen uralten Kampfroboter an Bord nehmen. Sie entdecken lange verschollene Sprungtore, riesige verlassene Raumstationen und finden schließlich, verfolgt von Kathedralen und dem Orden, den Weg zu den gefürchteten Piraten, wo Inizas anderer Onkel bereits auf sie wartet…


Sie sind verwirrt? Nun, das kann ich verstehen, denn was Kai Meyer uns hier in seiner ersten Space Opera kredenzt, das ist eine aberwitzige, abgedrehte Hommage an die goldene Ära der Space Opera und den ersten „Star Wars“-Film. Nicht unbedingt inhaltlich, doch von dem ganzen Tenor, der Stimmung und der Anlage her erinnert der Auftaktband einer vermeintlichen Trilogie (?) an den cineastischen Blockbuster.

Maschinen-Herrscher, deren robotische Horden die Menschheit vor Jahrhunderten angegriffen und beinahe ausgerottet haben, eine religiöse Sekte, die mit ihren Raumschiffen für Ordnung sorgt, Hexen an Bord von Kathedralen, die ihre Kräfte aus mystischen Quellen schöpfen, die Suche nach dem Pfad, den einst diejenigen, deren technische Relikte heute immer noch das Überleben und den Machtanspruch der Menschen sichern, bereist haben, gigantische technische Wunderwerke, deren Grundlagen lang vergessen sind - das alles ist in sich nicht wirklich logisch, liest sich dafür aber herrlich abenteuerlich.

Zu Beginn der Lektüre stellte ich mir die Frage: Kann Kai Meyer Science Fiction? Jetzt weiß ich, dass er auch auf diesem Gebiet durchaus zu unterhalten und fesseln weiß. Nicht umsonst hat er seinen Roman Leigh Brackett und Edmond Hamilton gewidmet.

Wie diese Vorbilder hält sich der Autor nicht groß damit auf, seinen Plot auf dessen technisch-wissenschaftliche Authentizität hin abzuklopfen. Stattdessen fabuliert er munter drauflos, präsentiert uns eine Handlung voller Wendungen, Tempo und Action. Es wird viel gefightet, jede Menge Rätsel und Geheimnisse werden eingeführt, teilweise auch aufgedeckt, die Ereignisse jagen in einem immensen Tempo voran. Dabei merkt man dem Text an, mit wieviel Spaß Meyer bei der Sache war. Dabei erfindet er das Rad nicht neu, auch die sonst bei seinen Romanen immer deutlich mitschwingende zweite Ebene, in der er seine eigentliche Message unauffällig aber wirkungsvoll den Lesern an die Hand gibt, fehlt vorliegend weitgehend.

Hier wartet ein Buch darauf, das den Leser nur zu einem verführen soll: die Umgebung vergessen und sich ganz farbenprächtig vom Kopfkino unterhalten lassen. Insofern sind auch die dem Buch quasi als Einleitung vorangestellten kongenialen Illustrationen zur Handlung ein Bonbon, das den Rezipienten auf das was ihn erwartet einstimmt und gleichzeitig die Handlung selbst wunderbar in Bilder fasst. Dass selbige Handlung recht abrupt mit einem fiesen Cliffhanger abbricht sei erwähnt, allerdings wird die Fortsetzung ein wenig auf sich warten lassen.