phantastisch! Ausgabe 64 (Magazin)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 09. November 2016 11:15
phantastisch! Ausgabe 64
Titelbild: Michael Vogt
Atlantis, 2016, Magazin, 75 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Die 64. Ausgabe der „phantastisch!“ bietet wieder einmal eine Vielzahl von Themen, die zum Teil zwar sehr aktuell sind, aber sich doch abseits vom Mainstream bewegen. Diesmal stehen vor allem deutsche Künstler und Autoren im Mittelpunkt, auch wenn natürlich auf Abwechslung geachtet wird.
Herzstück der Ausgabe ist diesmal ein ausführlicher Artikel zu „Mark Brandis“ und seinem Autor Nicolai von Michalewski, Bücher die jeder kennen dürfte, der sich als Kind in den 70er und 80er Jahren für Science Fiction begeistert hat. Ergänzt wird das Essay von einem ausführlichen Interview mit Balthasar von Weymann, der viele Romane der Serie im Hörspiel umgesetzt hat und Michael Vogt, der die ersten vier Geschichten als Comic aufbereiten wird.
Weitere Gespräche gibt es mit Erfolgsautor Andreas Eschbach, Hannes Riffel, der der Chef des neuen phantastischen Verlags Fischer Tor ist und nicht zuletzt Jens Lubbadeh, einem eigenwilligen Künstler, und Lars Schmeink.
Weitere Artikel beschäftigen sich mit Lovecrafts antarktischem Ausflug und den Monstern im ewigen Eis oder Karl Mays magischen Orient. Übersetzer erzählen, welche Werke sie gerne auf Deutsch sehen würden und ein Autor vergleicht die Realität mit den Visionen von George Orwell und kommt zu einem erschreckenden Ergebnis. Und als Klassiker der phantastischen Literatur wird der vergessene Autor Albert Vigoleis Thelen vorgestellt.
Der Artikel über „Mark Brandis“ und das Interview mit denen, die die Geschichten von Nicolai von Michalewsky einmal in hörbare Form und als Comic umgesetzt haben, lohnen sich schon alleine zum Erwerb der aktuellen Ausgabe, denn beides enthält sehr viele interessante Informationen, die man in dieser geballten Form noch nicht gelesen hat. Auf der anderen Seite wird auch sehr schön herausgearbeitet, warum die Serie so im Gedächtnis geblieben ist - nicht nur durch ihre äußerst glaubwürdigen Figuren, sondern auch durch die Einbindung der politischen und gesellschaftlichen Themen, die den Autor damals so beschäftigt haben. Gerade wenn man selbst Kind der Zeit ist, weiß man, wovon er redet - den Kalten Krieg, die Gefahr durch Atommüll, wie schnell eine Demokratie zur Diktatur werden kann, alles Inhalte, die auch heute wieder aktuell werden.
Die anderen Interviews können wie immer dadurch punkten, dass weder 08/15-Fragen gestellt noch entsprechende Antworten gegeben werden. Die Autoren und Künstler antworten nicht nur ausführlich, sondern auch sehr offen.
Warum Lovecraft sich damals die Antarktis als Schauplatz für eine seiner längeren Mythos-Geschichte ausgesucht hat, wird auch sehr interessant ausgeführt, ebenso wie der Blick auf eine Utopie, die wirklicher geworden ist, als man es sich damals vorstellen konnte „Big Brother is watching you“ ist heute aktueller denn je.
Auch die Rezensionen und Kolumnen sind so ausführlich und unterhaltsam wie immer geschrieben und bringen einem die entsprechenden Bücher näher.
Alles in allem weiß die letzte Ausgabe der „phantastisch!“ im Jahr 2016 wieder sehr zu gefallen, da der Leser nicht nur sehr ausführliche Artikel und Interviews vorgesetzt bekommt, sondern auch höchst abwechslungsreiche und durchaus aktuelle Themen, die sich auch in unserer heutigen Welt widerspiegeln.