Wade H. Garrett: Ein Blick in die Hölle - Buch 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 04. Oktober 2016 11:07
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Wade H. Garrett
Ein Blick in die Hölle - Buch 1
(The Angel of Vengeance)
Übersetzung: Christian Jentzsch
Festa, 2016, Paperback, 380 Seiten, 12,80 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Das moderne Strafverfolgungs-System ist eine Errungenschaft, auf die nur diejenigen stolz sind, die sich daran bereichern. Habgierige Anwälte, korrupte Richter und die Täter lachen der Gerechtigkeit ins Gesicht und kommen mit den schlimmsten Verbrechen davon.
Mein Name ist Seth. Seitdem ich als Kind, nachdem ein betrunkener Autofahrer meine Eltern umgenietet hat und geflohen ist, ins Waisenhaus kam, begegnete mir die Ungerechtigkeit in den mannigfaltigsten Beispielen - bis ich beschloss, der Gerechtigkeit ein wenig, nun sagen wir mal so, auf die Beine zu helfen.
Selbstjustiz ist verboten, doch in den Jahren, seitdem ich mich um ein wenig Ausgleich bemüht habe, hat mich nie einer erwischt.
In meinem Keller, immerhin 6 Meter unter der Erdoberfläche und damit soweit abgedämmt, dass niemand die Schreie der Gefolterten hören kann, nehme ich mich derer an, die durch das weit gespannte Netz der Justiz fallen. Kinderschänder, als Waise kann ich ein Lied davon singen, dass es weit mehr Pädophile gibt als man denkt, Vergewaltiger und Kindermörder, sie alle kommen in den ganz besonderen Genuss meiner Zuwendung.
Über die Jahre habe ich gelernt, wie man Gemarterte über lange, sehr lange Zeit am Leben hält. Die heilige Inquisition und ihre Folter-Methoden haben mich inspiriert, jetzt bin ich ein wahrer Meister meines Fachs.
Meinem neuesten Zugang im Keller erzähle ich von meinen eindrucksvollsten Fällen - die Vorfreude auf die zukünftige Marter bereitet den Besten schon einmal innerlich auf seine spätere Marter bei mir vor…
Wade H. Garretts „Ein Blick in die Hölle - Buch 1“ ist für die Extrem-Reihe ein ungewöhnliches Buch. Nicht etwa, dass die Gewalt hier zu kurz käme, doch ausufernde pornographische Beschreibungen sucht man ebenso vergeblich wie das Suhlen vieler Autoren im Perversen.
Sicherlich ist Seth ein grausamer Folterer, doch seine Motivation ist klar erkenntlich, seine Handlungen in sich logisch und nachvollziehbar, wenn auch grundsätzlich natürlich nicht zu billigen. Gerade weil wir alle, angesichts der Mängel unseres Rechtssystems oftmals so im geheimen Kämmerchen gedacht haben, den Täter müsste seine gerechte Strafe ereilen, können wir die Rache-Gedanken durchaus nachvollziehen. So brutal und unappetitlich die Folter-Methoden auch ausfallen, sie scheinen den Taten und Tätern doch durchaus angemessen.
Dabei beweist Seth, oder besser gesagt Garrett, durchaus Phantasie, was die Auswahl und den Varianten-Reichtum anbetrifft. Neben alterprobten Foltermethoden befleißigt sich der Rächer auch modernster Technologie bei seinen Taten. Diese beschreibt er intensiv und gut nachvollziehbar in der Ich-Form, wobei mir auffiel, dass er sich mit den Taten nicht einmal sonderlich brüstet, sondern sie fast klinisch kühl schildert.
Das und wie die Bösen ihr Scherflein abbekommen, ihren Vorgeschmack auf die Hölle erleiden, befriedigt dann den Horror-Fan. Da werden Gliedmaßen abgetrennt, Zungen herausgerissen oder verbrannt, Schädel aufgebohrt oder Penisse nebst Hoden abgerissen - ganz nach dem alttestamentarischen Motto „Auge für Auge, Zahn um Zahn“.
Harter Tobak, aber auch irgendwo nur gerecht, oder? …Hm.