Redhand: Götterdämmerung (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 15. September 2016 12:56
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Kurt Busiek & Sam Timel
Redhand: Götterdämmerung
(Redhand: Le crepuscule des Dieux, 2015)
Übersetzung: Kai Wilksen & Annika Klapper
Zeichnungen. Mario Alberti & Bazal,
Cross Cult, 2016, Hardcover, 144 Seiten, 35,00 EUR, ISBN 978-3-86425-984-5
Rezension von Christel Scheja
„Redhand“ ist ein Abenteuer, das zwar ein wenig amerikanisch wirkt, aber tatsächlich ganz und gar europäisch gestaltet wurde. Das merkt man der Geschichte von Kurt Busiek und Sam Timel an. Herausgekommen ist eine interessante Mischung aus Fantasy und Science Fiction, ein Abenteuer mit Hintersinn.
Eine Gruppe von Männern ist auf der Flucht. Um sich vor ihren Verfolgern zu verbergen, verstecken sie sich in einer Höhle. Schon bald merken sie, dass diese nicht ganz natürlich ist, denn die Wände bestehen aus Kapseln, in denen Skelette und Mumien ruhen. Handelt es sich dabei um eine Grabstätte? Sie werden eines Besseren belehrt, als ihre Feinde in das System vordringen und dabei einen Fremden aufwecken, der sie ohne viel Federlesens niedermacht. Die Männer nennen ihren Retter, der ohne Erinnerung zu sein scheint, Redhand. Und sie nehmen ihn mit in ihr Dorf.
Dort dämmert ihnen aber mit der Zeit die Ahnung, dass der Fremde, der von keinem Mann gezeugt und keiner Frau geboren wurde, ganz offensichtlich der Held ist, der die Götter zu Fall bringen wird. Hin und her gerissen von Dankbarkeit und Angst, da sie genau wissen, dass sie damit den Zorn der Unsterblichen heraufbeschwören, wenden sie sich gegen ihn, was in einer Katastrophe endet und Redhand nun ganz auf die Welt loslässt.
Die Story beginnt ganz klassisch, aber schon die ersten Seiten lassen ahnen, dass die Geschichte nun doch eine etwas andere Richtung nehmen wird, als man am Anfang denkt. Redhand ist ein interessanter Held, von Natur aus eigentlich friedlich, aber er reagiert entsprechend auf die Gewalt, die ihm entgegengebracht wird.
Nach und nach enthüllt sich sein Geheimnis und der Hintergrund der Welt, nachdem der Leser erst einmal eine ganze Weile rätseln darf, wo die Geschichte eigentlich spielt, denn am Anfang gibt es einige Möglichkeiten, Der Held ist dazu ausersehen, zusammen mit seinen Gefährten nicht nur sein Gedächtnis wiederzufinden, sondern auch das Vermächtnis, das er zu erfüllen hat. Immer wieder findet er weitere Mosaiksteine, die er nach und nach zu einem klaren Bild zusammenfügt.
Die Geschichte bedient zwar das ein oder andere Klischee, auf der anderen Seite durchbrechen die Macher aber schon früh die Mechanismen und variieren gekonnt, so dass die Spannung erhalten bleibt. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen und der Held, der zunächst noch blass ist, gewinnt immer mehr an Kontur und ist am Ende der Sympathieträger schlechthin.
Die Mischung aus Fantasy und Science Fiction ist in sich stimmig, dazu passen auch der realistische Zeichenstil und die eher dezenten Farben.
„Redhand: Götterdämmerung“ ist eine gelungene Symbiose aus Fantasy-Abenteuer im klassischen Stil, garniert mit Science und einem guten Schuss Social Fiction, bei der tiefgründige Handlung und Action gut ineinander greifen, so dass die Spannung von Anfang bis Ende erhalten bleibt.