Harry Harrison & John Holm: Die Söhne des Wanderers - Hammer of the North 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 14. September 2016 12:35
Harry Harrison & John Holm
Die Söhne des Wanderers
Hammer of the North 1
(The Hammer and the Cross)
Übersetzung: David Friemann
Titelbild: Marta Wawrzyniak-Chade
Mantikore, 2016, Paperback, 582 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-945493-41-0 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Wir schreiben das Jahr 865. Vor der kargen Steilküste Nordenglands treiben zwei Knorren, wie man die breiten Handelsschiffe der Nordmänner nennt, in Seenot. Dass die Nordmänner, nachdem sie ihre menschliche Fracht im Süden verkauft haben, hier anlanden wollen ist ausgeschlossen, wissen sie doch, dass die Bewohner des Landstrichs ihnen aufgrund ihrer Beutezüge nicht eben freundlich gesinnt gegenüberstehen.
Seit König Ella die Küste mit Wachen besetzt und eine schnelle Eingreiftruppe installiert hat, werden die Wikinger auf ihren Beutezügen von stark bewaffneten, gut trainierten Truppen empfangen.
Ein einziger der Nordmänner kann sich aus der wogenden See retten. Ragnar Lodbrok, gefürchteter Kapitän, Wikinger durch und durch, der schon hunderte von Gegnern niedergemacht, Frauen und Kinder als Sklaven zu den Mohren verschleppt hat. An ihm, so die ultimative Forderung der fast allmächtigen Kirche, muss ein Exempel statuiert werden. Statt ihn also als Geisel zu nutzen, wird er, seiner Würde beraubt, im wahrsten Sinne des Wortes in eine Schlangengrube geworfen. Kurz vor seinem Ableben aber stößt er einen Satz, eine Botschaft an seine vier Söhne aus - einen Ruf nach Rache.
Ein Beutezug gen England wird in Marsch gesetzt, ein Angriff, der ebenso blutig wie gnadenlos vorgetragen wird. Als den Wikingern dabei die Halbschwester des Mischlings Shelf in die Hände fällt, beschließt dieser, sich ins Lager der Invasoren einzuschleichen und sie zu befreien…
Wikinger sind, auch hier ist dem TV und seinen gegenwärtig so boomenden Serien zu danken, wieder in. Die wilden Nordmänner auf ihren Drachenbooten, eigentlich sind es ja nüchtern betrachtet Piraten, die zu brutal ausgeführten Beutezügen aufbrechen, sind dabei ideales Heldenfutter. Wild sind sie, ungezügelt, dabei folgen sie einem strengen Ehrenkodex, achten ihre Götter und sind begnadete Seefahrer und Kämpfer.
Nach einem etwas verhaltenen Auftakt, der geprägt ist von vielen Perspektivwechseln, bekommen wir in und mit Shef einen faszinierenden Erzähler. Durch seine neugierigen Augen betrachten wir zunächst die Vorkommnisse, die Invasion, bevor sich unser Protagonist, angeleitet durch göttliche Träume, ins Geschehen einmischt.
Dramatik, jede Menge Verwicklungen, eine sehr realistische Schilderung der Lebensumstände und der Kämpfe zur damaligen Zeit bestimmen den Roman.
Auch die aufgezeigte Entwicklung Shefs vom unterdrückten, ausgegrenzten Halbblut zum geachteten Kämpfer wird sehr gut nachvollziehbar dargestellt. Erst spät - und eigentlich eher im Hintergrund ablaufend - werden einige wenige phantastische Elemente, die Götter, eingefügt. Interessanter war da für mich die Darstellung des Aufeinanderprallens der beiden Religionen. Hier die absolutistische christliche Kirche, dort die nordische Götterwelt; das hat was.
Alles in allem also ein gelungener Auftakt einer Trilogie von einem der Top-Autoren der 70er und 80er Jahre, dessen „Stahlratten“-Zyklus unvergessen ist.