Sergej Lukianenko & Iwan Kusnezow: Dunkle Verschwörung - Die Wächter 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 10. September 2016 12:21
Sergej Lukianenko & Iwan Kusnezow
Dunkle Verschwörung
Die Wächter 2
(IIeYaTb CYMPaKa)
Übersetzng: Christiane Pöhlmann
Heyne, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 412 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-31652-2 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Armin Möhle
„Dunkle Verschwörung“ ist nach „Licht und Dunkelheit“ der zweite Roman, der nach dem Ende der „Wächter“-Reihe des russischen Autors Sergej Lukianenko erschien. Mit dem letzten und sechsten Roman, „Die letzten Wächter“, setzte der Autor inhaltlich einen gelungenen Schlusspunkt in seinem außergewöhnlichen Zyklus über die „Anderen“: magisch begabte Menschen, die neben und unerkannt von der übrigen Bevölkerung leben. Sie teilen sich in „Lichte“ und „Dunkle“ auf, die, um einen unendlichen Krieg zwischen ihnen zu vermeiden, einen Vertrag geschlossen haben, der die Regeln für ihre Aktivitäten festlegt und dass sie sich gegenseitig überwachen.
Mit dem Ende des Zyklus‘ beraubte sich der Autor natürlich nicht der Möglichkeit, neue „Wächter“-Romane parallel zu den bisherigen Geschehnissen anzusiedeln. Mit „Nacht der Inquisition“ ist inzwischen ein weiterer Band gefolgt. Genau wie bei „Licht und Dunkelheit“ ist auch die Urheberschaft von „Dunkle Verschwörung“ etwas unklar. Wies das Impressum des ersten Bandes im Copyright-Vermerk auch einen gewissen Arkadi Schuschpanow aus, wird diesmal der ebenso unbekannte Iwan Kusnezow erwähnt. Sind das Hinweise darauf, dass die letzten zwei „Wächter“-Romane nur teilweise oder überhaupt nicht von Sergej Lukianenko geschrieben wurden…? Es spricht nichts dagegen, andere Autoren an dem „Wächter“-Universum mitschreiben zu lassen, warum dann aber diese Geheimnistuerei…?! Etwa nur als kommerziellen Gründen…?!
In der Wolga-Stadt Samara widerfahren dem jungen Mann Alexej Romanow einige seltsame Erlebnisse: Er überlebt den Angriff einer Vampirin, muss einige abrupte Ortswechsel und Gedächtnislücken hinnehmen und wird zuletzt sogar des Mordes an jener Vampirin verdächtigt. Er wird als Anderer initiiert (auf der lichten Seite) und schließt sich, nachdem sich seine Unschuld herausgestellt hat, der Nachtwache an (die, genau, die Dunklen überwacht, die wiederum eine Tagwache betreiben, die ihre Aufmerksamkeit den Lichten widmet). Es stellt sich heraus, dass eine Lichte namens Anna beziehungsweise Alija ihre eigenen Pläne verfolgt, diese und sich selbst sehr bedeckt hält. In den folgenden Episoden eskaliert das Geschehen stetig.
Genau wie „Licht und Dunkelheit“ fügt auch „Dunkle Verschwörung“ dem „Wächter“-Universum neue Aspekte hinzu. In dem Roman taucht erstmals eine dritte Art von Anderen auf (damit sind nicht die Angehörigen der Inquisition gemeint, da diese von ihrer Berufung selbst Lichte oder Dunkle waren). Geradezu erfrischend ist das ambivalente Verhältnis zwischen dem unerfahrenen, ungestümen Alexej Romanow und seinem abgeklärten Pendant Juri Jurjewitsch auf der Seite der Dunklen. Und seinen lichten Kollegen verschweigt Alexej außerdem einige Informationen… Dazu passt auch das Wiedersehen mit dem mächtigen Magier Anton Gorodezki (aus den ersten sechs „Wächter“-Romanen), der sich nicht als unfehlbar erweist.
Aber diese wenigen Vorzüge werden von den magischen Auseinandersetzungen, Kämpfen und Phänomenen, die in „Dunkle Verschwörung“ ein Ausmaß wie in keinem anderen „Wächter“-Roman zuvor einnehmen, zu häufig in den Hintergrund gedrängt. Das macht „Dunkle Verschwörung“ zu dem schlechtesten „Wächter“-Roman, der bislang erschienen ist: zuviel magischer Krawall, auf den sich der Autor (oder das Autoren-Duo?) konzentriert, das ist bedauerlich und enttäuschend!