The War Is Not Funny, Sir! - Wir schießen auch mit Worten (DVD)

The War Is Not Funny, Sir! - Wir schießen auch mit Worten
GB 2016, Regie: Andy De Emmony, mit Ben Chaplin, Michael Palin, Julian Rhind-Tutt u.a.

Rezension von Christel Scheja

Kriegskomödien wandern immer auf einem schmalen Grad entlang, denn die Trennlinie zwischen bitterböser Satire und albernem wie plattem Klamauk ist sehr dünn. Deshalb müssen schon wahre Spezialisten ans Werk, um eine so glaubwürdige wie abgedrehte Geschichte wie „The War Is Not Funny, Sir!“ zu schaffen. Der Untertitel „Wir schießen auch mit Worten“ ist hier wörtlich zu nehmen.

 

Alles beginnt damit, dass Captain Roberts mit seiner Einheit die belgische Stadt Ypres durchsucht und dabei in einem Keller eine alte, aber noch funktionstüchtige Druckerpresse entdeckt. Da nun im Jahr 1916 der Krieg schon gehörig an den Nerven der Soldaten zerrt, kommen die Männer auf eine grandiose Idee. Roberts und Co. beschließen eine Zeitung herauszugeben, um den Kameraden etwas zu geben, mit dem sie sich in der langen Zeit in den Schützengräben beschäftigen können. Die „Wipers Times“ soll sich mit Themen beschäftigen, die die Männer auch bewegen - aber gleichzeitig nicht noch mehr Depressionen bringen.

Mit viel Freude und Elan werfen die Männer die Druckerpresse an und veröffentlichen schon bald ihre erste Zeitung, die mehr als begeistert von den Kameraden angenommen wird. Das bringt sie dazu, weiterzumachen. Allerdings handeln sie sich mit den witzigen und bissigen Kommentaren schon bald einiges an Ärger ein, denn sie ziehen natürlich nicht nur über die bösen Deutschen her, sondern erlauben sich auch ein paar andere Kommentare, was natürlich auch in der eigenen Heeresleitung für Aufregung sorgt. Vor allem der jähzornige Lieutenant Colonel Howfield läuft Sturm dagegen, während der gutmütige und freundliche General Mitford den Wert des Blattes für die Stimmung unter den Soldaten erkennt und schützend seine Hand über sie hält.

Doch dann zerstören die Deutschen die Druckerpresse…


Man merkt durch die zahlreichen Fernsehserien und -filme, dass der Erste Weltkrieg den Briten immer noch näher liegt als der Zweite. Denn es fällt einem durchweg leichter, Helden durch die Schützengräben in Frankreich zu führen als den Krieg im eigenen Land durch den Abwurf deutscher Bomber darstellen zu müssen. Und mittlerweile gibt es auch keinen mehr, der diese Zeit noch mit eigenen Augen erlebt hat, so dass der Humor nun auch ohne Gegenwehr schon einmal unter die Gürtellinie gehen darf.

Das ist in diesem Film allerdings nicht der Fall, selbst wenn die Deutschen das Meiste an Spott und Hohn abbekommen und auch sonst nicht gerade nett dargestellt werden. Dafür machen die Hauptfiguren aber nicht vor ihrer eigenen Offizieren und Vorgesetzten halt und erlauben sich so böse wie treffende Kommentare gegenüber ihrer Heeresleitung. Wie sich anhand des cholerischen Colonels zeigt, kommt das nicht gerade besonders gut an. Dennoch lassen sich der Captain und seine Untergebenen nicht beirren und schlagen zu, wo sie können - erfüllen die Wünsche ihrer Leser genauso wie sie gelegentlich auch schon einmal Grenzen überschreiten.

Daneben haben sie natürlich auch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen, denn vor allem die Papierlieferungen werden immer knapper - und sie müssen sich schon Einiges einfallen lassen, um an das zu kommen, was sie haben wollen. Und nicht zuletzt muss auch irgendwann eine neue Druckerpresse her.
Tatsächlich basiert die Geschichte auf einer wahren Begebenheit, so dass viele Szenen einen nüchternen, ja realistischen Eindruck machen, sei es nun in den Kulissen oder in der Interaktion mit anderen Offizieren und ihren Lesern. Der Humor bleibt die meiste Zeit über eigentlich sehr subtil und unterschwellig darf nur dann in den schwarzweiß gefilmten Sequenzen deutlicher hervortreten, die bewusst etwas schriller und schräger gehalten sind. Und nicht alle Gags zünden, da einige wirklich sehr speziell ist.

Trotzdem bietet der Film gute Unterhaltung ohne Längen, gerade wenn man sich für das Thema interessiert und typisch britischen Humor der leiseren Art mag. Die Schauspieler, vor allem Ben Chaplin, gehen in ihren Rollen auf und verkörpern die Figuren mit all ihren Macken und Eigenheiten gekonnt.

Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, an Extras werden einige Interviews mit den Darstellern und der Crew geboten, so dass noch einmal ca. 40 Minuten Laufzeit hinzukommen.

„The War Is Not Funny, Sir!“ ist eine durch und durch schwarze Komödie aus England, die ihrem Untertitel „Wir schießen auch mit Worten“ alle Ehre macht, denn die Helden wissen sehr genau, wie sie ihre Hiebe verteilen, wenn es darum geht, ihre Kameraden aufzumuntern und alle anderen in die Pfanne zu hauen, durch die sie drangsaliert werden.


DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9, anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Interviews mit Cast & Crew