Paul O. Williams: Der Gesang der Axt - Pelbar 6 (Buch)

Paul O. Williams
Der Gesang der Axt
Pelbar 6
(The Song of the Axe, Pelbar Cycle Book 5, 1984)
Übersetzung von Irene Holicki
Titelbild von Martin Frei
Cross Cult, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 418 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-86425-847-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

„Der Gesang der Axt“ schlägt einmal wieder eine andere Richtung für den „Pelbar“-Zyklus ein und schickt die Helden aus dem vertrauten Gebiet hinaus in unbekannte Gefilde, diesmal in den eisbedeckten Norden, der immer noch von einer dicken Eisschicht bedeckt und kaum zugänglich ist.

 Aber das kümmert den alten und erfahrenen Tor, den letzten der großen Axtschwinger der Shumai nicht, denn er will noch einmal etwas bewegen und erreichen, ehe er zu alt und schwach zum Reisen wird. Deshalb lässt er sich nicht aufhalten und zieht mit seinem Neffen Tristal unbeirrbar nach Norden. Dort, wo die Landschaft immer rauer und lebensfeindlicher wird, stellen sie fest, dass nicht nur die Natur ihnen immer wieder Steine in den Weg legt - Barrieren, die nicht überwunden werden können - sondern auch die Menschen der Region Fremden gegenüber misstrauisch, ja fast schon feindselig gegenüberstehen.

Aber die beiden lassen sich nicht beirren. Der alte Axtschwinger und Tristal erkämpfen sich sprichwörtlich das Vertrauen der Menschen in den kleinen Dörfern und auf den einsamen Gehöften, denn sie stehen ihnen zur Seite, als eine größere Gefahr aus dem Eis des Nordens droht, denn von dort aus führen Menschen immer wieder Raubzüge aus, die vor allem Menschen zum Ziel haben.


Im Gegensatz zum vorhergehenden Band kehrt Paul O. Williams wieder zu den Siedlungsformen zurück, die in einer postapokalyptischen Zeit wohl eher die Regel sind als alles andere - kleine Enklaven, die sich selbst regieren und versuchen, einen gewissen Grad von Ordnung und Schutz aufrechtzuerhalten.

Fremde sind Störfaktoren, die erst einmal ihren Wert beweisen müssen und das im Fall der Helden auch tun. Die beiden Shumai schaffen es tatsächlich, das Vertrauen zu gewinnen und dort Erfahrungen zu sammeln - die sie allerdings auch mit nach Hause nehmen.

Und das ist auch der Knackpunkt der Saga, der hier wieder deutlich auffällt. So abenteuerlustig die Helden auch sein mögen, letztendlich bewegen sie nur wenig, ihre Reisen dienen eher dazu, dass der Autor die verschiedenen Gesellschaftsformen vorstellen und ausarbeiten kann. Aus diesem Grund besteht die Handlung eher aus reiner Beschreibung, plätschert mit einer mäßigen Spannungskurve dahin und man fragt sich erneut, ob hier nicht einfach nur der Weg das Ziel ist, denn einen Höhepunkt gibt es nicht. Wie immer wird das ganze „nett“ erzählt, so dass selbst Gewalt und Grausamkeit eher harmlos wirken.

Alles in allem sollte man sich bewusst sein, das auch „Der Gesang der Axt“ kein kerniges Abenteuer um starke Helden erzählt, sondern eher eine Analyse, wie die Welt nach dem großen Knall aussehen könnte, wenn die Menschen neue Wege finden, miteinander zusammen zu leben oder auch nicht. Das macht den „Pelbar“-Zyklus zu Social Fiction, in der nicht die Action im Vordergrund steht, sondern die akribische Beschreibung der Welt nach einem Atomkrieg.