Sherlock Holmes 24: Das gelbe Gesicht, Arthur Conan Doyle (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 18. August 2016 19:46

Marc Gruppe & Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes 24
Das gelbe Gesicht
Sprecher: Joachim Tennstedt, Detlev Bierstedt, Regina Lemnitz u.a.
Cover-Artwork von Ertugrul Edirne
Illustration von Firuz Askin
Titania Medien, 2016, 1 CD, ca. 47 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5255-5
Rezension von Christel Scheja
„Das gelbe Gesicht“ erschien als weitere Erzählung um Sherlock Holmes im Februar 1893 im „Strand Magazine“ und wurde nun von Titania Medien vertont, bewusst der chronologischen Reihenfolge der Geschichten folgend. Später legte man die Erzählung in der Sammlung „Die Memoiren des Sherlock Holmes“ auf.
Eigentlich ist das ja nicht seine Kragenweite, aber da er nichts Besseres zu tun hat, nimmt Sherlock Holmes den vermeintlich einfachen Fall von Jack Munroe an. Dieser versteht schon seit einiger Zeit seine Ehefrau Effie nicht mehr. Erst lässt sie sich von ihm hundert Pfund geben, ohne zu verraten warum, dann schleicht sie sich auch noch regelmäßig nachts aus dem Haus und erklärt nicht, warum sie das getan hat, als er sie zur Rede stellt, sondern bittet ihn nur, ihr zu vertrauen. Ist er dadurch ein gehörnter Ehemann oder steckt vielleicht mehr dahinter? Auch der Meisterdetektiv muss sein vorschnell geäußertes Urteil über die Dame revidieren, als ein gelbes Gesicht an einem Fenster des schon seit längerem leer stehenden Nachbarhauses weitere Fragen aufwirft und nichts mehr so ist, wie es schien.
Bemerkenswert ist die Folge nur in einem. Auch Sherlock Holmes darf sich einmal so richtig irren und muss das am Ende das sogar eingestehen, denn die Auflösung kommt auch für ihn überraschend. Das ist eine nette Wendung, die dem Ganzen einen gewissen Kick verleiht und damit die Spannung hebt, denn bis zum Ende ist nicht klar, wo genau er eigentlich falsch liegt. Ansonsten ist alles mehr oder weniger beim Alten, denn ein großer Teil der Handlung spielt wieder einmal in der Baker Street und wird durch Rückblenden ergänzt, erst später verlässt der Detektiv auch sein Heim um sich die Schauplätze genauer anzusehen.
Daher beschränkt sich der Klangteppich mehr oder weniger auf Innengeräusche. Das Hörspiel selbst mag ansonsten recht kurz erscheinen, hat aber inhaltlich genau die richtige Länge.
Die Handlung selbst bleibt geruhsam, lebt durch die Dialoge und ihre Sprecher. Wie immer lassen Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt ihre Figuren Holmes und Watson in der gewohnten Weise aufleben, ergänzt durch die nicht minder eifrigen Gastsprecher. Auch Mrs. Hudson ist nach längerer Zeit wieder mit von der Partie und darf ihre Kommentare dazu geben.
An Spannung sollte man das übliche Maß erwarten. Bei der Action hält man sich wie immer zurück, denn Holmes ist immerhin ein Mann des Geistes und nicht einer, der körperlich aktiv wird. Aber die viktorianische Atmosphäre stimmt wieder einmal bis ins Detail – sprich, auch in den klassischen Vorurteilen gegenüber Frauen.
„Das gelbe Gesicht“, mag zwar zunächst sehr beschaulich und harmlos wirken, aber wie immer steckt bei „Sherlock Holmes“ hinter dem Offensichtlichen weitaus mehr, wie sich schon bald zeigt. Und das sorgt zusammen mit dem Ambiente für spannende und kurzweilige Unterhaltung.