The Divine (Comic)

Boaz Lavie
The Divine
Titelbild und Zeichnungen von Asaf und Tomer Hanuka
Übersetzung von Frank Neubauer
Cross Cult, 2016, Hardcover, 160 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-86425-837-4

Von Christel Scheja

Asaf Hanuka kennen viele Leser bereits durch seine berührende Geschichte „Der Realist“, in der er das Leben in Tel Aviv schildert, einer Stadt, deren Bewohner im Schatten des Krieges leben, sich aber dennoch nicht unterkriegen lassen. Nun hat er zusammen mit seinem Bruder Tomer und dem Texter Boaz Lavie eine weitere interessante Geschichte geschaffen.

 

Mark ist ein Sprengstoffexperte und arbeitet für die US-amerikanische Regierung, allerdings hat er das Gefühl, dass sein Leben irgendwie ins Stocken geraten ist. Auch wenn er darüber zufrieden sein könnte, nicht mehr an der Front zu arbeiten, die Routine ist so langweilig, dass sich das auch negativ auf seine Beziehung zu seiner schwangeren Freundin auswirkt. Vielleicht nimmt er deshalb das Angebot eines Freundes an, ihn nach Quanlom zu begleiten, einem kleinen südostasiatischen Land, in dem schnell und gut Geld zu verdienen ist, weil dort ein Bürgerkrieg vom Feinsten tobt. Doch dort angekommen spürt Mark, dass er einen folgenschweren Fehler begangen hat. Er erledigt zwar seine Arbeit, merkt aber auch, dass ihn das kaltschnäuzige Verhalten seines Freundes ebenso stört wie der Umgang der Soldaten mit der Bevölkerung. Als er sich eines kleinen einheimischen Junges annimmt, verändert sich alles, denn dieser bringt ihn in Kontakt mit seltsam wirkenden Zwillingsbrüdern, die vielleicht noch wie Kinder aussehen, aber schon lange keine mehr sind und mit geheimnisvollen Kräften in Verbindung stehen.


Die Geschichte mag zwar phantastische Elemente enthalten, ist aber in Wahrheit eine über die Menschen, die sich durch die Geschichte bewegen - im Mittelpunkt steht Mark, der Veränderungen in seinem Leben möchte, aber solche miterlebt, dass er sich später verflucht, diesen Wunsch überhaupt geäußert zu haben. Denn er bekommt diese in einem Maße, die an seine Substanz geht und auch ihn nachhaltig verändert. Denn er wird erneut mit dem Krieg konfrontiert, den er eigentlich gehofft hatte, hinter sich zu lassen, mit den Schrecken, die schon die Jüngsten nachhaltig verändern. Interessant ist dabei die Aussage, dass es ausgerechnet das Foto zweier Kindersoldaten, war, das die Künstler auf die Idee zu der Erzählung brachte.

Dabei ist es nicht wichtig, ob Quanlom ein fiktives Land ist, ob die beiden einheimischen Jungen wirklich über besondere Kräfte verfügen oder nicht. Die Handlung appelliert an die Menschlichkeit, die viele Protagonisten verloren zu haben scheinen, an den Willen, einen Ausweg zu finden, wo es keinen gibt und auch in den dunkelsten Stunden das Licht im eigenen Herzen nicht verlöschen zu lassen.

Die Story bietet durchaus Action, die ist aber erstaunlicherweise dann doch eher Nebensache und schmückendes Beiwerk. Eindruck hinterlässt letztendlich vor allem die Entwicklung von Mark zu einem Menschen, der aus der Episode in Quanlom und von den Zwillingen viel gelernt hat, so dass man den Künstlern das offene Ende verzeiht.

Die Zeichnungen sind realistisch, leben vor allem durch die Gestik und Mimik der Figuren, die viel mehr als die Hintergründe ausdrücken. Auch die passenden Farben machen viel von der Atmosphäre aus, die die Handlung prägt.

„The Divine“ spricht mit Sicherheit alle Leser an, die hintergründige aber keine moralinsauren Geschichten über die Auswirkung des Kriegs auf die Menschen lieben und dabei auch zu einem guten Schuss Phantastik und Action nicht Nein sagen werden.