We stand on Guard (Comic)

Brian K. Vaughan
We stand on Guard
Titelbild und Zeichnungen von Steve Skroce
Übersetzung von Jacqueline Stumpf
Cross Cult, 2016, Hardcover, 144 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-86425-836-7

Von Christel Scheja

Brian K. Vaughan ist ein sehr aktiver und auch beliebter Comic-Autor, der unter anderem für die Serie „Saga“ verantwortlich zeigt und früher Titel wie „Ex Machina“ und „Y: The Last Man“ geschaffen hat. Die Erzählungen haben oft repressive Gesellschaften zum Thema in denen Demokratie und Gleichheit nur Mundpropaganda sind. Denn in der Realität sieht es immer anders aus, auch in Einzeltiteln wie „We stand on Guard“.

 

Hundert Jahre in der Zukunft haben die Vereinigten Staaten von Amerika ein großes Problem. Das Land verödet aufgrund von Wassermangel immer mehr. Um den drohenden Kollaps zu verhindern überfällt man deshalb mit einem fingierten Grund einfach seinen nördlichen Nachbarn Kanada, um an dessen Wasservorräte zu kommen. Viele hochrangige Regierungsvertreter sterben, die einfachen Bürger müssen sich einiges an Gewalt und Unterdrückung gefallen lassen, denn wer nur einmal aufmuckt landet in einem Arbeitslager. Einige wenige schaffen es, sich in die nördlichen Wälder zurückzuziehen und von dort aus Widerstand zu leisten, wie die Gruppe um Quabanni, Booth und Hungry. Sie retten eines Tages einer jungen Frau das Leben, die sich seit der Verhaftung ihres Bruders alleine durchs Leben schlägt und hofft, diesen irgendwann einmal befreien zu können. Bisher war sie eine Einzelkämpferin, nun endlich bekommt sie die Gelegenheit, sie nicht mehr länger nur mit einem Gewehr, sondern mit den Waffen des Feindes zu wehren und ihm einen schweren Schlag zuzufügen…


Man merkt, dass es Brian K. Vaughan Spaß macht, die USA nach Strich und Faden zu demontieren, denn auch in „We stand on Guard“ werden die Regeln der Unabhängigkeitserklärung wunderbar mit  Füßen getreten. Aus dem einst so freiheitsliebenden Land ist eine repressive Diktatur und ein Aggressor geworden, der um Wasser und Boden kämpft, sich von dem friedlichen Nachbarn das holt, was im eigenen Land nicht mehr zu finden ist. Die passenden Begründungen haben sie natürlich auch.

Mit Gewalt und Grausamkeit gehen sie gegen die Kanadier vor, sehen Versuche, sich zu befreien als terroristische Akte an und scheuen sich deshalb nicht, die Menschenrechte außer Kraft und grausamste Folter einzusetzen. Aber kann das wirklich die Flamme freien Willens auslöschen?

Durch das Beispiel eines Geschwisterpaares erlebt der Leser die verschiedenen Bereiche und Phasen der Unterdrückung mit, die auch und gerade Unschuldige trifft und keine Rücksicht auf das Leben nimmt.

Das Bittere daran ist, dass die Künstler eigentlich nur Fäden aufgreifen, die sich in der Realität schon abzeichnen. Das gibt der fiktiven Geschichte umso mehr einen schalen Geschmack, da das Szenario, das jetzt noch überspitzt wirken mag, irgendwann einmal Wirklichkeit werden könnte, zumindest in Details. Das macht die Geschichte selbst umso brisanter und spannender, auch wenn die Figuren meist blass bleiben und eher wie Archetypen wirken als eigenständige, facettenreiche Charaktere.

Das Artwork ist realistisch und vertieft zusammen mit den passenden Farben die ohnehin schon durch den Inhalt bestehende Stimmung.

„We stand on Guard“ ist eine spannende und mitreißende Geschichte, in die man durchaus einen Blick werden sollte, wenn man auf dystopische Szenarien steht, in denen gerade die USA die Rolle des Bösen einnimmt, was gerade bei amerikanischen Comics nicht immer selbstverständlich ist.