Viking - Das lange kalte Feuer (Comic)

Ivan Brandon
Viking - Das lange kalte Feuer
Titelbild und Zeichnungen von Nic Klein
Übersetzung von Annika Klappner
Cross Cult, 2016, Hardcover, 136 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-86425-046-0

Von Christel Scheja

Ivan Brandon und Nic Klein zeichnen bereits für eine andere Serie verantwortlich. In „Drifter“ entführen sie den Leser in den Weltraum und auf einen unwirtlichen Planeten, auf dem es zugeht wie im Wilden Westen. In ihrer neuesten Geschichte kehren sie in die dunkle Vergangenheit der europäischen Geschichte zurück.

 

Im frühen Mittelalter beherrschen die Wikinger die nördlichen Regionen und kreuzen mit ihren Schiffen über das Meer, verbreiten aber nicht nur an den Küsten des Festlands Angst und Schrecken, sondern auch auf den Inseln und im Landesinneren. Zwei Krieger fallen dabei besonders ins Gewicht. Finn und Egil gelten als skrupellos und brutal, hoffen sich durch ihre gnadenlosen Gewaltorgien einen Platz an der Tafel der irdischen Fürsten und Götter zu sichern. Sie ahnen nicht, dass sie mit ihrem Verhalten schon längst so viele Feinde haben, dass sich der Krieg, den sie in die Welt bringen, langsam gegen sie wendet. Noch mögen sie ja die Oberhand haben und glauben, dass nichts und niemand sie aufhalten kann, aber bald belehren sie ein Fürst, der genau so wahnsinnig ist wie Egil, und die resolute Tochter eines Händlers, dass es schon längst nicht mehr so ist.


„Viking - Das lange kalte Feuer“ ist eine in sich geschlossene Geschichte, die auf einen beliebten Trend aufspringt, in dem die Nordleute nicht länger entweder nur als starke Recken verherrlicht oder als blutgierige Monster verteufelt werden, sondern eher als ganz normale Menschen mit Stärken und Schwächen dargestellt werden. So erlauben sich Autor und Künstler auch einen Blick hinter die Stirnen der beiden Brüder, die nach außen hin brutal und gewissenlos scheinen. Aber gerade bei Finn dem Jüngeren ist eine gewisse Bewunderung und Zuneigung gegenüber dem älteren Egil zu erkennen. Schwächen sind immer dann zu erkennen, wenn sie in Berührung mit ihrer Vergangenheit und ihrer Familie kommen, einer Familie, die sie schon lange nicht mehr versteht und letztendlich genau für die Taten büßen muss, die sie so lange ausgeübt haben.

Die Miniserie wurde in einem opulenten Hardcover zusammengepasst und durchbricht in den Panels die typisch amerikanische Bildsprache, wirkt durch die immer wieder in psychedelische Farben getauchte und von einem Schauplatz zum anderen springende Geschichte zwar auch sehr francobelgisch, dafür aber auch etwas wirr. Es ist nicht einfach, der Handlung zu folgen, denn leider sehen sich viele der Figuren sehr ähnlich und sind auch nicht so markant herausgearbeitet, dass man wirklich sofort weiß, wo man jetzt wieder ist. Daher verliert die Saga zum Ende hin viel von der Wucht der ersten Seiten, auch wenn die düstere und grausame Atmosphäre stimmig bleibt. Aber letztendlich fragt man sich doch, was die Künstler dem Leser damit haben sagen wollen.

„Viking - Das lange kalte Feuer“ ist zweifellos ein bildgewaltiges Epos mit düsteren Entwicklungen und blutigen Aussagen, aber über die ganze Atmosphäre hin vergessen die Künstler leider eine wichtige Sache: Die Figuren so deutlich voneinander abzuheben, dass man sie bei den ganzen Handlungssprüngen auch auseinanderhalten kann.