Rachel Bach: Sternenschiff - Die Paradox-Saga 1 (Buch)

Rachel Bach
Sternenschiff
Die Paradox-Saga 1
(Fortune’s Pawn)
Übersetzung von Irene Holicki
Titelillustration von Angela Harburn
Heyne, 2016, Taschenbuch, , 445 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-31687-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Gunther Barnewald

Deviana Morris ist eine Kriegerin, eine Soldatin, eine Söldnerin, eine wirklich taffe Frau. Sie ist auf dem Planeten Paradox aufgewachsen, hat sich beruflich Meriten verdient, ist jedoch in ihrem „Job” an der Stelle angekommen, an der man entweder hinter einen Schreibtisch wechselt oder etwas Spektakuläres unternehmen muss, um die nächste „Karrierestufe” zu erreichen.

Da Devi eine aktive und ehrgeizige Frau ist, entschließt sie sich dazu, eine ganz große Herausforderung anzunehmen, und auf dem ominösen Raumschiff „Glorreicher Narr“ unter Kapitän Caldswell anzuheuern. Denn wer hier ein Jahr überlebt, dem winkt die große Karriere. Leider überleben wenige Menschen ein ganzes Jahr auf diesem Schiff, schon gar nicht dessen Sicherheitsbeamte. Denn Caldswells Handeln ist völlig undurchsichtig, die Crew besteht aus teilweise gefährlichen Aliens und dass die „Glorreicher Narr“ unterwegs im All mal kurz gekapert und die Besatzung aufgefressen werden soll, ist noch eins der kleinsten Übel.

Schon bald wird Devi klar, auf was für ein groteskes Himmelfahrtskommando sie sich eingelassen hat. Aber die junge Frau wäre nicht sie selbst, wenn sie diese Tatsache nicht ganz besonders anspornen würde...


Mit Deviana Morris ist der Autorin die Erschaffung einer herrlich biestigen Kratzbürste gelungen, deren große Klappe nur von ihrem Mut übertroffen wird. Sturer als die futuristischen Körperpanzer dieser zukünftigen Söldner und manchmal extrem zickig, tritt sie dabei so manchem Macho in die nicht allzu großen Eier. Nur dem einen nicht, in den sie sich verliebt, dessen Geheimnis sie aber bei tödlicher Konsequenz nicht erfahren darf und der genauso undurchschaubar ist, wie der Kommandant des Raumschiffs. Geschickt entblättert die Autorin dabei das ein oder andere Geheimnis, lässt aber noch genug übrig für weitere Bände dieser Serie.

Mit „Sternenschiff“ erschafft sich die Autorin einen eigenständigen und durchaus phantasievollen Kosmos der Bedrohungen, wobei vor allem faszinierend ist, wie lebendig sie die vorkommenden Aliens schildern kann. Eigentlich schade, dass die Autorin hier manchmal zu wenig auf Exotik und viel zu viel auf Military SF setzt, denn sie hat ein Händchen für überzeugende intelligente „Raubaliens”. Der zwischenzeitliche Knarren-Fetischismus der Heldin sollte ebenso übersehen werden wie die etwas penetrante Liebesgeschichte gegen Ende des Romans, bei der die Autorin viel zu tief in die Klischeekiste greift.

Was bleibt sind packende und bunte Handlungselemente in einem guten Spannungsbogen, eine bestrickende Atmosphäre und die ein oder andere gute Idee, die alle die Lektüre des Buchs zum Vergnügen machen.

Insgesamt ein verheißungsvoller Serien-Auftakt einer starken Heldin. Beleibt zu hoffen, dass die Autorin sich mehr auf die Geschichte und deren Charaktere (vor allem die wunderbaren Aliens) konzentriert, als auf dümmliche Klischees und militärischen Bombast. Denn geistig tiefergelegte Military SF gibt es wie Sand am Meer, eine Deviana Morris, eine/n Hyrek und einen Basil leider nicht.