Valerian Çaithoque: Raphadona (Buch)

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Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Sonntag, 19. Juni 2016 12:22

2011 und 2013 erschienen zwei Bücher, die aus der Vielzahl der monatlichen Novitäten herausstachen. Teils phantastischer Thriller, teils Urban Fantasy legte Valerian Çaithoque im extra für das Projekt gegründeten Amizaras Verlag die ersten beiden Bände seiner Chroniken auf.

Schon äußerlich boten sich die Bücher sensationell an: Halbledereinband mit reicher Prägung, dazu in Spot-Prägedruck die Abbildung eines Amuletts, der Text wurde auf optisch auf altes Pergament getrimmtes Papier gedruckt, wobei unzählige Illustrationen, die nur zu oft im Text selbst eingerückt wurden und handschriftliche Anmerkungen den Leser zusätzlich forderten.

Rein äußerlich hat sich nichts geändert. Halbledereinband, Spot-Prägedruck, Lesebändchen, unzählige Illustrationen, die vom Text umflossen werden, übergroßes Format und die launisch-sarkastischen handschriftlichen Anmerkungen - alles wieder da. Auch inhaltlich gibt es keine Zäsur.

Hier vorab eine Warnung: zwar hat der Autor dem Band ein Glossarium beigegeben, wer die ersten Teile aber nicht gelesen hat, kann dem verschachtelten Plot unmöglich folgen.

Die Handlung selbst setzt an ein paar Tage nach dem Finale des Mittelbandes an. Wie wir dies aus den ersten beiden Bänden gewohnt sind, erzählt uns der Autor seine Geschichte wieder mittels zweier parallel laufender Handlungsstränge.

Zusammen mit Liya und Atila/Amizaras suchen wir weiter die Artefakte, die das Arianguis enthalten. Ziel ist es, der Seraph Raphadona ihre Kräfte zurückzugeben. Dass sie dabei von Geheimorden und verfeindeten Ariach-Gruppen verfolgt und bekämpft werden, sorgt für jede Menge Dramatik. Mehr will ich hier, um die Spannung zu halten, nicht verraten.

Etwas weiter holt der zweite Handlungsstrang aus. Über zwei Jahrhunderte begleiten wir Medeas auf ihrem Lebensweg durch Intrigen, Kämpfe und Kriege bis hin zum Aufeinandertreffen mit Atila.

Aus den ersten beiden Büchern kennen wir unsere Gestalten mittlerweile recht gut. Insoweit spart der Autor hier bei der Zeichnung seiner Figuren Platz, den er für die Beschreibung exotischer Handlungsorte und jeder Menge Verschwörungen nutzt.

So mancher Leser wird sich an Dan Browns gefeierte Thriller erinnern, und wirklich hat der Roman, ja die ganze Trilogie einige Gemeinsamkeiten mit den Bestsellern.

Intrigen und Geheimnisse, Logen und Geheimbünde (Tharoniter/Sarastro/Ariach), vieles ist miteinander, auf zunächst nicht nachvollziehbare Art und Weise verzahnt, wobei die Verbindungen erst in der Rückschau so richtig sichtbar werden. Das ist toll entworfen, hier greift jedes Rädchen stimmig ins andere, baut sich die Faszination und die Spannungskurve(n) immer weiter auf. Bemerkenswert und eher für Leser gedacht, die den Text sehr intensiv und genau lesen, hat der Autor immer wieder unauffällig Anspielungen einfließen lassen, die zum Miträtseln anregen.

Historische Fakten verbinden sich mit geschichtlichen Referenzen, Vorgängen und Geheimnissen zu einer Kulisse, vor der die erneut rasant ablaufende Handlung von einem Kulminationspunkt zum nächsten eilt. Das hat Tempo, verlangt vom Leser aber auch, sich auf die verschachtelten Geschehnisse einzulassen, immer wieder zu reflektieren, neu zu bewerten, zu überdenken und zu rätseln - nur um am Ende von einer so nicht vorhersehbaren Wendung überrascht zu werden.

Dabei gilt es, viele Details aus der bisherigen Handlung parat zu haben, was die Lektüre nicht immer einfach macht. Schnell runterlesen ist nicht; wenn man das Buch genießen will, dann braucht man Muße, Zeit und viel Sitzfleisch zumal die Abende und Nächte lang werden, da, einmal begonnen die Kladde kaum aus der Hand gelegt werden kann.

Wer also phantastische Thriller voller Wendungen, Geheimnisse und Anspielungen mag, wer an bibliophil gefertigten Büchern Freude hat, der kann hier unbesehen zugreifen. Ein Hörbuch sowie eine Comic-Adaption sind gerüchteweise in Vorbereitung, ein Prequel ebenso angedacht, so dass wir uns ab 2017 auf weitere Abenteuer in der von Valerian Çaithoque erdachten Welt freuen können.

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