Dorothy Hearst: Das Geheimnis der Wölfe - Die Wolfs-Chroniken 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 13. Juni 2016 20:43
Dorothy Hearst
Das Geheimnis der Wölfe
Die Wolfs-Chroniken 2
(Secrets of the Wolves, 2012)
Übersetzung: Maria Poets
FJB, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 464 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-8414-2227-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
„Das Geheimnis der Wölfe“ ist der Titel, den ursprünglich der erste Band der „Wolfs-Chroniken“ trug, als er 2008 das erste Mal erschien. Nun ist dieses Buch in „Der Schwur der Wölfe“ umbenannt worden, damit der hier vorliegende zweite Band endlich die richtige Übersetzung seines Originaltitels nutzen kann. Hier erzählt die Autorin die Geschichte der jungen Wölfin Kaala weiter, die dazu ausersehen wurde, Großes zu bewirken.
Ihre Geburt stand allerdings unter einem dunklen Stern, hatte Kaalas Mutter doch eines der ehernen Gesetze des Rudels gebrochen und ihre Welpen mit einem ortsfremden Wolf gezeugt. Allein die kleine Wölfin hat ihre Geschwister überlebt, weil die Obersten Wölfe eingegriffen haben, die lange Zeit ihre Hand schützend über die Kleine gehalten haben.
Die lernt sich durchzubeißen, ist ihr Leben doch hart und entbehrungsreich, da sie viele aus dem Rudel spüren lassen, wie wenig sie sie wollen. Ihre Außenseiterstellung bringt Kaala aber auch dazu, sich immer wieder Gedanken zu machen, weil sie alles von außen beobachtet und so feststellt, dass viele Strukturen einfach zu verkrustet sind. Außerdem fühlt sie sich zu den Menschen hingezogen, vor allem zu dem Mädchen TaLi. Durch Träume und eine Geisterwölfin erfährt sie, dass das genau ihr Schicksal ist. Denn sie soll zur Mittlerin zwischen Wölfen und Menschen werden, beiden Völkern helfen einander so gut zu verstehen, dass sie gemeinsam überleben können.
Kaala lässt sich auf die Herausforderung ein und erreicht in der kommenden Zeit sehr viel - gerade als die Not wächst und Beutetiere knapp werden. Einige, die vorher gegen sie waren, stehen jetzt zu ihr, aber reicht das aus, ihre Bestimmung zu erfüllen? Denn nun zeigt sich, dass auf der Seite der Menschen, wie auch bei den Wölfen, genug sind, die ihre Meinung über das jeweils andere Volk nicht ändern wollen. Vor allem die Höchsten Wölfe scheinen etwas vor allen anderen zu verbergen…
Die Geschichte geht da weiter, wo sie aufgehört hat. Kaala und TaLi bleiben zwar ihren eigenen Welten verhaftet und leben noch nicht zusammen, aber sie kommen einander immer näher und werden so zum leuchtenden Vorbild für andere Partnerschaften zwischen Wolf und Mensch. Wie immer ruft das aber auch Neider und Kritiker auf den Plan - eben diejenigen, die entweder ihre Macht oder ihre Vorteile nicht aufgeben wollen. So ist der zweite Band von Konflikten geprägt. Kaala ist immer noch eine nicht als vollwertig anerkannte Jungwölfin, die vom Rudel problemlos verstoßen werden kann und deren Stimme nur bedingt gehört wird. Und auch TaLi wird mit zunehmendem Alter für ihre Sippe zu einem Handelsgut, soll sie doch einen vorteilhaften Partner wählen.
Die Zusammenarbeit von Menschen und Wölfen läuft derweil erstaunlich gut an und zeigt, dass die beiden Völker gemeinsam mehr erreichen können, so wie es schon zweimal zuvor in der langen Geschichte der Rassen versucht wurde.
Das Ganze wird feinfühlig und sehr nuanciert aus der Sicht der Wölfe erzählt. Wieder einmal lässt die Autorin ihr Wissen über Wölfe und Hunde einfließen, erzählt die Geschichte daher sehr lebendig und glaubwürdig, so dass man die Handlungsweise der Figuren gut nachvollziehen kann. Allein die Gegenspieler bleiben sehr blass und entsprechen eher den klassischen Archetypen, was gerade auf der Seite der Menschen zu einem Hauch von Schwarzweiß-Malerei führt. Bei den Wölfen bleibt die Autorin hingegen wesentlich differenzierter.
Wie auch schon im ersten Band bleiben die Fantasy-Elemente eher verhalten und drängen sich nicht auf, obgleich sie ein wichtiger Teil der Mythologie im Hintergrund sind.
Auch diesmal schreibt die Autorin sehr gefällig und flüssig, bietet einen ausgewogenen Mix aus Beschreibung und Abenteuer, doch auch diesmal gilt, dass man sich von den Themen Steinzeit und Tier-Fantasy schon angesprochen fühlen sollte, um ohne Vorbehalte in den Roman einzutauchen.
„Das Geheimnis der Wölfe“ führt die „Wolfs-Chroniken“ angemessen und vor allem auch spannend weiter, erweist sich als ein typischer Mittelband, in dem die Weichen für den Abschluss gestellt werden. Einfühlsam und lebendig gibt sie den Wölfen eine Stimme und erzählt auf eine ganz besonders magische Art vom Beginn der Beziehung zwischen Wölfen und Menschen.