Russel Blake: Drake Ramsey: Das Gold der Inka (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 31. Mai 2016 09:08
Russel Blake
Drake Ramsey: Das Gold der Inka
(Ramsey’s Gold)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Kalle Max Hofmann
Titelillustration von Michael Schubert
Luzifer, 2016, Taschenbuch, 362 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-95835-118-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Drake Ramseys Leben ist in einer Sackgasse angekommen. Er ist Mitte Zwanzig, hat Journalistik studiert und verdient sich seinen Lebensunterhalt damit, Lee Mayors nachzueifern und Kautionsflüchtlinge zu suchen und einzubuchten. Dass er dabei nicht eben zimperlich vorgeht, hat ihn schon öfters in Schwierigkeiten mit dem Gesetz gebracht - sein Arbeitgeber hat ihn deshalb in den unbezahlten Urlaub geschickt.
Da kommt es gut, dass er von einer Tante, von der er bislang gar nichts wusste, eine Erbschaft antreten darf. Neben einigem Bargeld gelangt auch ein Notizbuch in seinen Besitz. Darin hat sein vor Jahrzehnten ermordeter Vater seine Hinweise auf die verschollene sagenhafte Goldstadt der Inkas in Peru festgehalten.
Dass zwei russische Killer, die damals schon für den unfreiwilligen Abgang seines Vaters verantwortlich zeichneten, hinter dem Notizbuch her sind, wie der sprichwörtliche Teufel hinter der heiligen Seele macht Drakes Leben nur interessanter.
Als er den alten Weggefährten seines Vaters ausfindig macht und dessen bildhübsche Tochter, eine Archäologin, kennenlernt, beschließen sie, den Spuren zu folgen und auf Schatzsuche im Dschungel zu gehen. Verfolgt von den Russen und unterstützt durch einen in Peru lebenden ehemaligen Navy-Seal machen sie sich auf in die grüne Hölle - wo nicht nur Horden von Stechmücken, giftigen Schlangen und Drogenbarone auf sie warten…
Russel Blake ist dem deutschen Leser insbesondere durch seine ebenfalls bei Luzifer erscheinende „Jet“-Reihe ein Begriff. In den Action-Knallern steht eine ehemalige Mossad-Agentin im Zentrum der rasanten Handlung, die dem Rezipienten kaum Zeit lässt, Luft zu holen, so schnell folgen die gefährlichen, packend geschilderte Kämpfe aufeinander.
Insoweit machte ich mich mit großem Interesse an einen Roman, von dem ich annahm, dass er mich auf den Spuren von Indiana Jones in die südamerikanischen Anden führen würde.
Nun, der Anfang erwies sich zunächst einmal als etwas ernüchternd. Statt Exotik erwartete mich ein junger Kopfgeldjäger aus den USA, der relativ orientierungslos und von der Zeichnung her flach in dem Plot herumirrte. Nach gut einhundert Seiten aber schien Blake sich eingeschrieben zu haben, denn sowohl der Handlungsbogen, als auch die Charaktere wurden griffiger. Kaum waren die Gestalten eingeführt, die Grundsituation geschildert und unsere Helden auf dem Weg in den Süden, kam das auf, was ich von dem Roman erwartete. Tempo, packende Kämpfe, viel südamerikanisches Flair, wobei Russel Blake hier mit so einigen Typisierungen arbeitet, und dann - endlich - der Dschungel.
Und spätestens ab da hatte der Autor mich an seiner Angel. Seine Beschreibungen der grünen Hölle überzeugen auch in Details, man vermeint regelrecht, die schwüle Hitze auf der Haut zu spüren, hält nach Giftschlangen und Jaguaren Ausschau und begibt sich auf moderne Schatzsuche. Dass er neben den Russen auch noch die CIA sowie einen weiteren Schatz hinzugefügt hat, erhöht den Reiz weiter. Was folgt ist ein typisch Blake’scher Actionknaller mit Indiana-Jones-Bezügen, allerdings ohne phantastische Elemente.
Das Tempo ist sehr hoch, der Handlungsbogen straff, so dass Langeweile ein Fremdwort bleibt. Wer also einmal einen Urlaub vom allzu tristen Alltag machen will, der kann sicherlich Schlechteres tun, als zu diesem Buch zu greifen.