Edward Lee: Mister Torso - und andere EXTREMitäten (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 14. Mai 2016 10:50
Edward Lee
Mister Torso - und andere EXTREMitäten
(Brain Cheese Buffet)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Simona Turini
Titelillustration von Dean Samed
Festa, 2016, Paperback, 252 Seiten, 12,80 EUR (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Edward Lee kennen wir als einen Autor, der zunächst gute, harte Horror-Romane verfasst hat. Das waren zu Beginn seiner Karriere Titel, die sich auch bei den großen Publikumsverlagen diesseits wie jenseits des Atlantiks verkaufen ließen, mit denen der Autor aber noch nicht wirklich groß punkten konnte.
Erst, als er sich im Lauf der Zeit auf das Subgenre des Extreme-Horrors verlegte, wurde Edward Lee insbesondere in Deutschland zum Kult. Seine Romane triefen dabei förmlich von plakativer Gewalt, reihen perverse Widerlichkeiten aneinander und schocken mit der gnadenlosen Schilderung ekelerregenen pornographischen Inhalts.
Genau dies, die gnadenlose Auslotung dessen, was seine Leser zu ertragen vermögen, was möglich und denkbar ist, reizt den Autor und sorgt für Umsatz. Das Gebotene ist dabei zumeist unappetitlich, lässt jede Zurückhaltung vermissen und wird zurecht als pervers und krankhaft bezeichnet.
Dabei kann Lee durchaus schreiben. Immer wieder einmal blitzt in dem Schund und Schmutz, den er seinen Lesern zumutet und für den er so hofiert und ge- aber auch verachtet wird, sein Können auf.
Wenn er uns von der Tristesse seiner zumeist im Süden der USA angesiedelten Rednecks berichtet, die von der Stütze, und durch den Booze und dem Meth leben, erhalten wir einen durchaus erschreckend realistischen Einblick in das Leben derer, die durch das weitmaschige soziale Netz der USA fallen. Die Arbeitslosigkeit führt zu Gewalt, zur Sucht und damit zum weiteren Abstieg - ein Teufelskreis aus dem es kein Entkommen gibt. In diesem tristen Leben spielt sich alles zwischen Trailer dem Alkoholshop und dem Dealer ab, mittels den Drogen oder dem tagtäglichen, dreckigen Sex versucht man, dem Elend zu entfliehen.
Im vorliegenden Sammelband hat der Verlag neun Erzählungen zusammengefasst. Egal ob uns von einem findigen Kleinunternehmer berichtet wird, der kinderlosen Paaren zu Nachwuchs verhilft und dabei auf eine wahre Brutbatterie an hilflosen zwangsbefruchteten Müttern zurückgreift, sich Prostituierte nach ihrem Tod zu neuem Leben und Lieben erheben, sich Mafia-Angehörige eine Leiche klauen lassen oder Drogenbarone sich für ihre Lieferungen der Dienste von Voodoo-Priestern bedienen, geboten wird härtester Horror angereichert mit unappetitlichen, ekelerregenden Beschreibungen von Gewalt und Sex.
Doch genau danach sucht der Lee-Fan und wird hier bestens bedient. Auch wenn Lee in der Form der Kurzgeschichte nicht unbedingt brilliert, für das ungeschminkte Bild seiner Abartigkeiten eigentlich mehr Platz braucht, wissen die Storys zu verstören, zu ekeln und schocken - viele echte Lees eben.