Jonathan Maberry (Hrsg.): Akte X: Vertrauen Sie Niemandem (Buch)

Jonathan Maberry (Hrsg.)
Akte X: Vertrauen Sie Niemandem
(X-Files Anthology, Vol. 1: Trust No One, 2015)
Aus dem Amerikanischen von Markus Mäurer, Claudia Kern, Sabine Elbers, Helga Parmiter, Susanne Picard
Titelgestaltung von Wes Driver
Cross Cult, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 500 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-86425-803-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Die X-Akten sind wieder geöffnet! Nachdem die Mystery-Krimi-Serie „Akte X“ ab 1994 in Deutschland mit neun Staffeln = 202 Episoden, zwei Kinofilmen und dem Spin-off „Die einsamen Schützen“ mit 13 Episoden (gedreht 1993-2002) die Genre-Fans begeisterte, versucht man nun, an die Erfolge von damals anzuknüpfen mit einer 10. Staffel = 6 Episoden (gedreht 2015, deutsche Erstausstrahlung 2016).

Die bekannten Darsteller sind teilweise wieder mit von der Partie, und der Fokus richtet sich ganz auf Dana Scully und Fox Mulder. Sie sind etwas älter geworden, die einstige Faszination ist vielleicht nicht mehr ganz so vermittelbar, aber wer die Serie mag, freut sich, dass es neue, spannende Fälle gibt.

Parallel zur TV-Serie veröffentlichte Cross Cult eine fast 500 Seiten starke Anthologie mit weiteren X-Akten und folgt damit der Tradition von vgs, wo man seinerzeit mehrere Novels, welche die Handlung der ersten Episoden nacherzählten, und einige Romane offerierte. Auch diverse Comic-Bände gelangten auf den deutschen Markt. Die Hefte von dani kooks führen die Handlung ab der 9. Staffel weiter.

Die Anthologie „Akte X: Vertrauen Sie Niemandem“ wartet mit 15 Storys auf, die chronologisch zwischen 1990 und 2015 angesiedelt sind. Entsprechend unterschiedlich weit entwickelt ist die Beziehung von Scully und Mulder. In einem Fall ist Mulder sogar noch mit einem anderen Partner unterwegs; und in zwei Fällen steht Assistant Director Walter Skinner im Mittelpunkt. Die Anordnung erfolgte nicht chronologisch, sondern mehr auf den Inhalt ausgerichtet, damit sich die Fälle möglichst abwechslungsreich lesen.

Zu den Autoren zählen unter anderem Tim Lebbon („30 Days of Night“, „Alien: Out of the Shadows“), Stefan Petrucha („X-Files“ für Topps Comics, „Deadpool: Paws“), Keith R. A. Decandido (diverse „Star Trek“- und „Buffy“-Romane), Kevin J. Anderson („Akte X: Im Höllenfeuer“, „Akte X: Ruinen“) sowie einige weitere Schöpfer von fantastischen Romanen, Comics und Games. Die Geschichten bieten genau das, was die Fans schätzen: packende, zumeist unheimliche Unterhaltung mit Rätseln, die sich nicht immer gänzlich lösen lassen.


Section Chief Tracy Malloy will die X-Akten schließen lassen, da sie der geringen Aufklärungsquote wegen unrentabel, ja, überflüssig erscheinen. Assistant Director Walter Skinner, der selbst lange Zeit den Recherchen der Agents Mulder und Scully skeptisch gegenüberstand, hat inzwischen seine Gründe, weshalb er an der Abteilung festhalten will. Es muss jedoch erst etwas Drastisches geschehen, damit Malloy „Späte Einsicht“ zeigt.

Die Filmcrew von „Paranormal Quest“ untersucht die Vorfälle in einem Haus, in dem es angeblich spukt. An der Vermutung scheint tatsächlich etwas dran zu sein, denn das Herz einer Bewohnerin explodiert vor laufender Kamera. Scully und Mulder haben keine Zweifel daran, dass hier etwas im Gange ist, aber wer steckt dahinter? Wie? Und warum?

„Claire de Lune“: Ein Schneesturm zwingt Scully und Mulder, mit ihrem Gefangenen in einem Motel zu übernachten. Der immer nervöser werdende Mann bittet die beiden, ihn einfach gehen zu lassen, da sonst etwas Schlimmes passieren würde. Plötzlich dringen Geräusche aus dem Nachbarraum, in dem er untergebracht wurde, und als die beiden nach dem Rechten sehen, finden sie von ihrem Gefangenen bloß noch die in der Handschelle steckende, abgebissene Hand.

Ein Künstler weckt das Interesse der Sammler durch seine „Statuen“, die lebensecht und wie in der Bewegung eingefangen wirken. Seine Werke machen auch Scully und Mulder neugierig, denn in der Gegend werden einige Leute vermisst, und auf dem Gelände steht der Wagen eines verschwundenen Kunstkritikers.


Spukhäuser, magische Orte, Zeitreisen, Gestaltwandler, Vampire, Mörderpuppen, Aliens, rachsüchtige Wissenschaftler und was man sonst noch erwartet, wenn man „Akte X“ schaut oder liest, findet man in dieser Anthologie. Ausnahmslos bewegen sich die Storys auf einem gleichbleibend hohen Niveau und erfüllen die Ansprüche der Fans. Auch die Charaktere sind bestens getroffen, sodass das Kopfkino beim Lesen mitläuft.

Ist man durch die Wiederholungen der früheren Staffeln auf ProSieben MAXX oder/und die neue Staffel auf ProSieben wieder auf den Geschmack von „Akte X“ gekommen, dann liefert „Akte X: Trauen Sie Niemandem“ noch eine Extraportion Spannung - und man darf sich auf zwei weitere Anthologien freuen: „X-Files: The Truth Is Out There“ und „X-Files: Secret Agenda“ (beide IDW, 2016).

Für Fans ein Muss, das überzeugt und bestens unterhält.