Glen Duncan: Bad Moon Rising (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 28. April 2016 10:26
Glen Duncan
Bad Moon Rising
Übersetzung aus dem Englischen von Peter Torberg
Fischer, 2013, Taschenbuch, 492 Seiten, 10,99 EUR, ISBN 978-3-596-19163-5 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Glen Duncan macht in seinen Werwolf-Romanen keinen Hehl daraus, dass seine Werwölfe Raubtiere sind. Das hat er schon im ersten Buch, „Der letzte Werwolf“, bewiesen, den er nun mit „Bad Moon Rising“ fortsetzt. Allerdings steht im Mittelpunkt nicht mehr Jake Marlowe, sondern Tallula Demetriou, die nun seinen Nachwuchs im Bauch trägt.
Tallula musste vor ihresgleichen, den Menschen und den Vampiren, fliehen, denn seit bekannt ist, dass sie Jakes Kinder erwartet, machen diese mehr oder weniger Jagd auf sie. So hofft sie, wenigstens in einer abgelegenen Hütte, in der sie ein Opfer verborgen hat, genug Ruhe zu finden, um sich auf die nahende Geburt vorzubereiten. Doch weit gefehlt. Ausgerechnet in der Vollmondnacht, die sie eigentlich mit dem Verspeisen einer Menschenfrau verbringen wollte, platzt ihre Fruchtblase und die Wehen setzen ein. Kaum hat sie einen Sohn auf die Welt gebracht, stürmen auch Vampire das Haus und rauben das Neugeborene. Tallula kann nicht hinterher setzen, denn sie bringt noch eine Tochter auf die Welt. Aber wie jede Mutter kann sie ihren Instinkt nicht ausschalten und macht sich auf die Suche nach dem entführten Säugling. So fremd ihr auch die bedingungslose Liebe zu ihrem Nachwuchs ist, die die Menschen kennen, ist sie ist nicht bereit, den Kleinen bei einem grausamen Ritual sterben zu lassen.
Auch hier ist die Handlung an sich nicht sonderlich überraschend, denn der Leser weiß schon früh, welche Absichten die Entführer mit dem Kind eigentlich haben und was die Helden mehr oder weniger zu erwarten haben. Die Geschichte lebt eher von dem Blick in Tallulas Geist und den Interaktionen zwischen den Figuren.
Wie schon im ersten Band sind die Werwölfe weder harmlos noch Kuscheltiere. Die Heldin macht keinen Hehl daraus, dass sie zwar einerseits eine Mutter ist, die ihren Nachwuchs durchaus mag, die andererseits aber auch keine Skrupel zeigt, ein Baby zu fressen, wenn es ihr unter die Fänge kommt. Das ist wohl der größte Unterschied zu den anderen Geschichten, die in den vergangenen Jahren erschienen sind. Obwohl menschlich in einem großen Teil ihres Denkens, so haben Tallula und Co. doch auch etwas Monströses und Gefährliches an sich, was den Leser faszinieren dürfte, auch wenn die meisten ihnen wahrscheinlich ungern begegnen möchten, wenn sie unter dem Bann des Vollmonds stehen.
Nüchtern und schnörkellos erzählt der Autor so seine Geschichte und spart nicht mit blutigen Beschreibungen, so dass man sich immer wieder gruseln kann, wenn man nicht zu den Hartgesottenen gehört.
Genre-Fans dürfte auch „Bad Moon Rising“ sehr gut gefallen, zeigt Gen Duncan doch einmal mehr, was Werwölfe eigentlich sind, und viele Leser durch die weichgespülten Romanzen des vergangenen Jahrzehnts schon lange verdrängt haben mögen: Blutgierige Monster, für die Menschen zu einer bestimmten Zeit nur Nahrung sind.