Marvel Exklusiv 119: Spider-Man: Todesspirale (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 27. April 2016 10:40
Gerry Conway
Spider-Man: Todesspirale
Marvel Exklusiv 119
(Amazing Spider-Man (2014) 16.1-20.1: Spiral, Part 1-5, 2015)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Art Adams
Zeichnungen von Carlo Barberi, Juan Vlasco, Israel Silva
Panini, 2016, Paperback, 116 Seiten, 12,99 EUR (auch als Hardcover erhältlich, 25,00 EUR)
Von Irene Salzmann
Nachdem der Superior Spider-Man alias Otto Octavius New York von einer Vielzahl hochkarätiger Verbrecher befreit hatte, blieb ein Vakuum, in das nun andere Schurken strömen. Die Machtkämpfe bereiten sowohl Spider-Man alias Peter Parker als auch der Polizei große Sorgen.
Insbesondere die Polizistin Yuri Watanabe, die eigentlich nicht mehr als Wraith durch ihr Revier streifen wollte, möchte, dass die Bürger wieder in Sicherheit leben können. Aber wann immer sie einen Verbrecher verhaftet, kommt er wegen eines Verfahrensfehlers oder anderer Schlupflöcher, die sich ihm bieten, wieder frei. Frustriert, weil sie obendrein von ihrer Vorgesetzten zurückgepfiffen wird, lässt sie sich als Wraith auf einen Deal mit Mr. Negative ein, der ihr die notwendigen Hinweise liefert, um bei den Bandenkämpfen rechtzeitig vor Ort zu sein und eingreifen zu können.
Spider-Man steht dabei an ihrer Seite, aber nicht nur als Freund, sondern auch als Aufpasser, denn er ahnt, dass Yuri nahe dran ist, die Kontrolle über ihren Zorn zu verlieren. Als ihm klar wird, dass sie ihm immer mehr entgleitet, hat sie sich schon längst entschieden, welchen Weg sie künftig einschlagen will…
Auch wenn der Titelheld genauso viele Handlungsanteile hat, so steht doch Yuri Watanabe im Mittelpunkt der fünfteiligen Story. Man kann sich leicht mit ihr identifizieren und ihren Kummer, ihre Wut nachvollziehen, weil sie als Polizistin die Menschen in ihrem Viertel nicht so beschützen kann, wie sie es möchte, und weil sie so manchen Menschen, der ihr nahesteht, durch skrupellose Verbrecher verloren hat beziehungsweise verliert. Das Gesetz scheint stets mehr dem Täter von Nutzen zu sein, als dass es den Opfern zu Schutz und Gerechtigkeit verhilft.
Der Titel „Todesspirale“ lässt erahnen, was passieren wird: Yuri geht als Wraith auf Verbrecherjagd und lässt sich sogar mit dem dämonischen Mr. Negative ein, obwohl sie weiß, dass seine Hilfe nicht kostenfrei ist. Tatsächlich erledigt sie für ihn die Drecksarbeit, indem sie andere Schurken aus dem Verkehr zieht, sodass er recht optimistisch ist, als Einziger übrig zu bleiben und an die Stelle des Kingpin treten zu können.
Je öfter Wraith in eine Auseinandersetzung verwickelt wird, umso drastischer werden auch ihre Mittel. Es ist ein schleichender Prozess, eine Abwärtsspirale, was sie selbst zunächst nicht wahrhaben will. Schließlich tötet sie („Todesspirale“), und auch wenn es kein Mensch, sondern ein Dämon ist, so hat sie doch die Grenze überschritten und bejaht ihr Vorgehen. Spider-Man zeigt großes Verständnis und versucht, Yuri vor sich selbst zu beschützen, kann sie aber nicht mehr aufhalten. Doch aufgeben will er sie auch noch nicht.
Wie es mit Wraith weitergeht, ob sie ein genauso unversöhnlicher Verbrechensbekämpfer wird wie zum Beispiel der Punisher, bleibt abzuwarten.
Die Tragödie ist in eine spannende, actionreiche Handlung eingewoben, in der eine ganze Menge Superschurken um den verwaisten Thron des Kingpin streiten. Auch Spider-Mans Ex Black Cat alias Felicia Hardy mischt mit. Seit der Superior Spider-Man sie ins Gefängnis gebracht hatte, sind ihre Gefühle für Spider-Man erkaltet, und sie sinnt auf Rache, da sie nicht weiß, dass Otto Octavius sich des Körpers von Peter Parker bemächtigt hatte.
Nachdem Black Cat lange Zeit auf der Seite der ‚Guten‘ gestanden hatte, ist sie schon vor einer Weile wieder zu ihrem früheren Metier - Einbruch und Diebstahl - zurückgekehrt. Angesichts der Sachlage sieht es nicht so aus, als würde sie bald wieder auf dem Pfad der Tugend wandeln oder gar sich mit Spider-Man aussöhnen. Schade, denn sie war/wäre die perfekte Partnerin für ihn.
Abgesehen von dem Problem Black Cat hat Otto Peter noch einige andere Trümmer zurückgelassen, die dieser aufräumen muss. Dazu zählt auch Anna Maria Marconi, die an Otto auch gute Seiten gesehen hatte und von ihm sehr geliebt wurde. Sie kennt als Einzige die ganze Wahrheit und kümmert sich um Parker Industries, Ottos Vermächtnis. Auch hier darf man auf interessante Entwicklungen gespannt sein.
Gerry Conways spannende, tiefgängige Geschichte ist sehr gefällig von Carlo Barberi umgesetzt worden. Inhalt und Optik stimmen. Besonders schön ist auch, dass die komplette Story vorliegt und man sie ganz ohne Vorkenntnisse lesen kann. Von daher eignet sich der wirklich empfehlenswerte Band auch für Gelegenheitsleser und Neueinsteiger.