Dan Wells: Nur über deine Leiche (Buch)

Dan Wells
Nur über deine Leiche
Serienkiller 5
(Over your dead Body)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Jürgen Langowski
Titelillustration von Kim Hoang
Piper, 2015, Paperback, 382 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-492-28024-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Guten Tag, ich heiße John Cleaver aus Clayton, einem kleinen Kaff, in dem ich über dem Beerdigungsinstitut meiner Mutter aufgewachsen bin. Ich kann Dämonen sehen, was mir den Ruf eines Serienkillers eingebracht hat, denn ich beherrsche es auch, wie kaum ein anderer, sie umzubringen. Noch vor ein paar Monaten habe ich dabei fürs FBI gearbeitet, hatte Ressourcen und Rückendeckung.

Nach dem Desaster von Fort Bruce, als ich den Dämon Rack ausgeschaltet habe, befinde ich mich auf der Flucht. Ich habe Marci, die Liebe meines Lebens, verloren, das FBI sucht mit Steckbriefen nach mir und ich habe nur noch einen Menschen an meiner Seite. Brooke ist allerdings fast mehr Belastung, als Hilfe. Der Dämon Niemand hat hunderte, wenn nicht tausende Seelen in den Körper Brookes eingesperrt, fast alle sind schwer depressiv und die meiste Zeit des Tages versuche ich, Brooke - oder die Seele, die gerade im Fahrstuhl des Körpers sitzt - davon abzuhalten, sich umzubringen.

Als letzten Dämon haben wir, na gut eher ich, Yashodh, der sich als Sektenführer im Niemandsland von seinen Jüngern anbeten lässt, ausgetilgt. Jetzt sind wir einmal mehr auf der Suche. Die Spur führt in ein kleines Kaff, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Hier, in Dillon, könnte sich Attina aufhalten - doch wo? Und wie nur kann ich mit der neuesten Persönlichkeit, die sich in Brooke manifestiert hat, zurechtkommen, kenne ich diese doch viel zu gut? Fragen, die mich doch ziemlich nerven und aggressiv machen…

 

 
Eigentlich schien die Geschichte des Serien-Dämonenkillers nach dem Abschluss der Trilogie erzählt. Dann aber hängte Dan Wells einen vierten Band dran, den viele seiner Fans als Enttäuschung empfanden. Damit immer noch nicht genug, liegt ein fünfter Roman gerade hinter mir. Und meine Reaktion ist gespalten.

Sicherlich hat sich der Verlag Mühe gegeben; die Lederoptik des Einbandes, die ungeschnittenen Seiten und die wieder ungewöhnliche Covergestaltung heben das Buch deutlich aus dem monatlichen Novitäten-Allerlei heraus.

Inhaltlich aber wartet im ersten Drittel des Buches zunächst ein - langweiliges - Road Movie auf uns. Die beiden Protagonisten trampen mangels Barem durch das Nirgendwo, sind auf der Suche nach Dämonen und geprägt von der Suizid-Sucht Brookes. Selbst als sie den Sektendämon aufspüren kommt kaum Spannung oder Tempo auf. Dies ändert sich erst, als unsere Beiden in Dillon eintreffen. Hier tritt ein alter Bekannter wieder in Erscheinung und, endlich bin ich fast geneigt zu sagen, kommt Tempo, Spannung und Stimmung auf. Ab dieser Zäsur geht es gewohnt packend voran, wobei auch eine weitere Fortsetzung im Bereich des Möglichen liegt.