Jonathan Stroud: Die Raunende Maske - Lockwood & Co. 3 (Buch)

Jonathan Stroud
Die Raunende Maske
Lockwood & Co. 3
(Lockwood &Co. - The Hollow Boy, 2015)
Aus dem Englisch von Katharina Orgaß und Gerald Jung
Illustrationen im Innenteil von Kate Adams
cbj, 2015, Hardcover, 460 Seiten, 18,99 EUR, ISBN 978-3-570-15963-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Petra Weddehage

Seit nunmehr 50 Jahren wird der Inselstaat England von Geister-Erscheinungen heimgesucht. Am Tag scheint die Gefahr gebannt, doch des Nachts geht die Angst um. Die Menschen verstecken sich in ihren Häusern, die von Schutzzaubern umgeben sind, da die Folgen einer Begegnung sehr grausam sind. Jeder Mensch, der einen Geist berührt, bekommt die Geistersieche. Wer nicht schnell behandelt wird, stirbt. Zudem gibt es auch mörderische Geister, die Unfälle verursachen, um den Menschen zu schaden.

Allerdings sind es die Kinder, die die Fähigkeiten besitzen, diese Wesen zu erlösen. Sie verfügen über spezielle, sensitive Kräfte und sind so in der Lage, die Wesenheiten zu bezwingen. Dies machen sich einige Firmen zunutze. Sie gründen Agenturen und lassen die Kinder für sich arbeiten. Dabei verdienen sie viel Geld, während die Jugendlichen die ganze Arbeit machen. Leider verlaufen diese Aufträge nicht immer zu aller Zufriedenheit, und ab und an gibt es in ihren Reihen Tote zu beklagen.

Eine dieser Agenturen wird von dem charismatischen Anthony Lockwood geleitet. Im Gegensatz zu den großen Agenturen beschäftigt er nur zwei Mitarbeiter. Doch „Lockwood & Co.“ haben sich mittlerweile in der Gesellschaft etabliert, da sie sehr erfolgreich Geister und andere Wesenheiten gebannt haben. Lockwoods Mitarbeiter sind George Cubbins, seines Zeichens der Mann für Recherche-Arbeit, Geisterabwehr-Maßnahmen und designierter Stellvertreter. Hinzu kommt die sensitiv begabte, unerschütterliche, mutige Lucy Carlyle. Die drei jungen Leute sind ein eingespieltes Team. Allerdings kommen sie vor lauter Arbeit kaum noch dazu, ihre Wohnstatt ordentlich zu säubern, geschweige denn noch mehr Aufträge anzunehmen. Lockwood beschließt, ein neuer Mitarbeiter muss her.

Als die ansehnliche und kultivierte Holly Munro den Posten übernimmt, gibt es sogleich positive Änderungen im Leben der drei Geisterjäger. Die kluge, junge Frau putzt und organisiert die Aufgaben, holt neue Aufträge rein, und es gelingt ihr, dafür zu sorgen, dass George, Anthony und Lucy endlich wieder genug Schlaf bekommen. Nur Lucy ist nicht so glücklich mit der ‚Neuen‘. Sie ist eifersüchtig, da sich Lockwood und George ihrer Meinung nach viel zu intensiv um die hübsche Mitarbeiterin kümmern. Angefacht wird ihre Wut noch durch den wispernden Schädel, den George einst bei seiner ehemaligen Agentur ‚auslieh‘ und der nur mit Lucy kommunizieren kann.

Doch die internen Reibereien geraten in den Hintergrund, als London von Geister-Erscheinungen nur so überrannt wird. Am helllichten Tag werden diese Erscheinungen nun gesichtet und sorgen für noch mehr Furcht, als die Menschen sie ohnehin schon ertragen müssen. Lockwood, George, Lucy und Holly müssen nun zusammenarbeiten. Die anderen Agenturen sind gezwungen, sich mit „Lockwood & Co.“ zusammenzuschließen. Werden sie es gemeinsam schaffen, die Stadt wieder sicher für die Menschen zu machen? Dafür müssen sie erst einmal die Quelle des Unheils ausfindig machen. Dies gestaltet sich äußerst schwierig. Es gibt einige mächtige Individuen, die nicht wollen, dass die Vergangenheit aufgerollt wird. Sie befürchten, dass so die perfiden Taten ihrer Vorfahren ans Licht kommen. Doch „Lockwood & Co.“ sind entschlossen, gegen alle Widerstände die Menschen von London zu retten.

 

Der Autor Jonathan Stroud versteht es hervorragend, seine Leser für die Horror-Serie „Lockwood & Co.“ zu begeistern. Wie schon in den ersten beiden Büchern wird die Geschichte von Lucy erzählt. Die Leser erfahren aus ihrer Sicht, wie sich die Story entwickelt. Ebenso ist es mit den verschiedenen Charakteren. Dem Autor gelingt es mit diesem Kniff, die Entwicklung der einzelnen Figuren aus Lucys Erfahrungen zu zeigen.

Natürlich hat jedes Mitglied seine Geheimnisse. Vor allem Lockwood, zu dem sich Lucy hingezogen fühlt, wirkt sehr verschlossen sobald es um seine Vergangenheit geht. Der Tod seiner Schwester spielt dabei entscheidend mit. George ist fleißig und recherchiert die Umgebung, in der sie ihre Aufträge erledigen müssen. Dabei haben seine Nachforschungen schon oft dafür gesorgt, dass sich das Team nicht in Gefahr begibt. Er liebt es zu essen, daher ist Holly für ihn ein Geschenk, da diese hervorragend kochen kann. Holly, die fleißig und sehr teamfähig agiert, erzählt nach und nach, wie es sie zu „Lockwood & Co.“ verschlug. Dabei fühlt sie deutlich die Ablehnung von Lucy.

Diese findet dafür einige oberflächliche Gründe, doch der wahre Knackpunkt liegt woanders. Lucy selbst scheint sich ihrer Gefühle für Anthony gar nicht bewusst zu sein. Lesern dürfte aber sehr schnell klar sein, dass ihre Abneigung gegen die neue Mitarbeiterin vor allem daraus resultiert, dass diese sehr schnell von den beiden jungen Männern hofiert wird. Natürlich sieht die junge Frau die Situation sehr überspitzt.

Der wispernde Schädel genießt es, Lucy aufzustacheln. Obwohl er für die Aufgaben des Teams durchaus nützlich wirkt, sind seine Boshaftigkeit und Grausamkeit sowie seine Bemühungen Zwietracht zu säen, doch mit Sorgfalt und der nötigen Vorsicht zu betrachten.

Die abenteuerliche Erzählung ist mit gut dosierten gruseligen Szenen gespickt, die Lesern ab 12 Jahre eine Gänsehaut bereiten und ihnen Schauer des Grauens über den Rücken laufen lassen. Jung gebliebene Erwachsene, die sich gern ein wenig gruseln, werden bestimmt ebenfalls ihren Spaß an der fantastisch-schaurigen Geschichte haben.

Die Abenteuer der jungen Leute von „Lockwood & Co.“ bewirken, dass es zahlreiche Fans gibt, die gar nicht genug von dem tollen Team bekommen können. Zudem endet die Erzählung mit einem interessanten Cliffhanger. Dies wird die geneigte Leserschaft garantiert dazu bringen, sehnsüchtig auf das nächste Buch zu warten.