Manara Werkausgabe 13: X-Men - Frauen auf der Flucht (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 27. Februar 2016 15:09
Chris Claremont
X-Men - Frauen auf der Flucht
Manara Werkausgabe 13
(X-Men - Gals on the Run, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration und Zeichnungen von Milo Manara
Mit Vorworten von Joe Quesada und Nick Lowe
Interview von Lukas Kasten mit Milo Manara
Panini, 2014, Hardcover, 132 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-96201-968-7
Von Irene Salzmann
Zu „X-Men - Frauen auf der Flucht“, der Story von Chris Claremont („X-Men“, „Wolverine“, „Excalibur“), lieferte der südtiroler Zeichner Maurilio Manara die aparten Illustrationen. Bekannt wurde er durch seine surrealen und erotischen Comics, die teils Motive der Weltliteratur („Kamasutra“) oder die Ideen namhafter Regisseure (Federico Fellini: „Die Reise nach Tulum“) aufgreifen beziehungsweise in Zusammenarbeit mit anderen (Comic-) Künstlern entstanden (Alejandro Jodorowsky: „Borgia“).
Der vorliegende Band erschien bei Panini bereits im September 2010 als „X-Men Graphic Novel“ mit einem Umfang von 68 Seiten zu einem Preis von 14,95 EUR. Darin enthalten sind schon einige Extras: die Vorworte und die Skizzen. Im Rahmen der „Manara Werkausgabe“ wurde die Graphic Novel ein weiteres Mal aufgelegt, diesmal ergänzt mit dem getuschten, nicht-kolorierten Comic ohne Sprechblasen und einem Portfolio, das mehrere Marvel-Helden zeigt, darunter Scarlet Witch, Shanna, Emma Frost, Angela und als einzigen Mann Nightcrawler. Die zusätzlichen Extras verhalfen dem Band zum doppelten Umfang von 132 Seiten und einem Preis von 24,99 EUR.
Chris Claremont kam Milo Manara entgegen, indem er ihm einen Plot strickte, der nicht allzu großen Wert auf Superhelden-Psychologie und heftige Mutanten-Kämpfe legt, sondern in erster Linie eine Vielzahl ansehnlicher Pin-ups einiger weiblicher X-Men ermöglicht. Dabei wurde auch der prüde amerikanische Markt berücksichtigt, den man nicht mit einem Zuviel an Erotik überfordern darf, doch die knappen Kostüme plus High Heels sind durchaus etwas fürs (männliche) Auge.
Die Geschichte ist dementsprechend schnell erzählt: Kitty Pryde, Ororo Munroe, Anna-Marie, Rachel Summers und Betsy Braddock machen Urlaub am Mittelmeer und amüsieren sich so richtig, bis plötzlich jemand Rachels Kräfte neutralisiert und sie entführt. Auf der Suche nach ihrer Freundin verlieren auch die anderen Frauen ihre Kräfte und stürzen mit dem Black Bird ab. Es gelingt ihnen, sich aus der Gewalt einer Gruppe Piraten zu befreien und diese sogar dazu zu bewegen, sie im Kampf gegen die böse Baronin und ihre Soldaten zu unterstützen, die die Telepathen für ihre finsteren Pläne benutzen will. Rachel kann befreit werden, ebenso Emma Frost, die gleichfalls in die Hände der Baronin fiel, welche am Schluss bekommt, was sie verdient hat.
Milo Manera stellt die weiblichen X-Men realistisch-idealistisch dar, mit Betonung auf realistisch. Man merkt, dass er Spaß daran hatte, sie in raffinierten, knappen Gewändern und in ‚Stripperinnen-Posen‘ mit verheißungsvoll aufgeworfenen Lippen zu zeichnen. Ob er auch für die Kolorierung verantwortlich ist, wurde nirgends vermerkt, sodass man bloß vermuten kann, dass jemand anderes seinen PC angeworfen und für die Farben gesorgt hat, denn es gibt hier Unterschiede zur Aquarell-Kolorierung des Covers und der Abbildungen im Galerie-Teil, die er gewiss selbst erstellte.
Interessiert man sich bloß für das X-Men-Abenteuer, dürfte man mit der günstigeren Graphic Novel hinreichend bedient sein, denn die Story ist eher mau und überzeugt nur durch die hübschen Bilder. Ist man hingegen Manara-Fan und eventuell auch Sammler der Werkausgabe, wird man bestimmt gern nach diesem 13. Band der Edition greifen, da man hier weitere Extras hat und eben auch die nicht-kolorierte, textfreie Version des Comics betrachten kann.