Simon R. Green: Casino Infernal - Shaman Bond 7 (Buch)

Simon R. Green
Casino Infernal
Shaman Bond 7
(Casino Infernale)
Aus dem britischen Englisch übersetzt von Susanne Picard
Titelillustration von Oliver Graute
Feder & Schwert, 2016, Taschenbuch, 536 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-96762-221-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

„...Die Vergangenheit kann so viel verlockender sein, als die Gegenwart. Nur dort trifft man alte Freunde wieder...“

 

Mein Name ist Bond, Shaman Bond. Ich bin bekannt als Lebemann, als Spieler und als Filou. Gangster kennen meinen Namen genauso wie die Polizei und die Geheimdienste. Was sie alle nicht wissen ist, dass ich eigentlich Eddie Drood heiße - ja von den Droods, der Familie, die die Menschheit vor Monstern, Aliens und Bösewichtern in Schutz nimmt… und dafür ihren Köpfe hinhält.

Nachdem meine bessere Hälfte, die berüchtigte Molly Metcalf, und ich den bösesten Menschen der Welt besiegt und entsorgt haben, sollte es eigentlich etwas ruhiger werden. Sollte - Sie bemerken den Konjunktiv? Denn jetzt steht das Erbe zur Verteilung an, und nicht nur meine Familie ist an den Hinterlassenschaften des bösesten Mannes der Welt interessiert.

Den Schlüssel zum Testament verwaltet ausgerechnet die Schattenbank, das interstellare, interdimensionale Finanzinstitut, das sich durch und mittels des Handels mit menschlichen Seelen einen Namen gemacht hat.

Wer also an das Erbe will, der muss die Bank übernehmen - eigentlich eine Unmöglichkeit, hat diese ihre Finger doch in Allem und Jedem und mehr Geheimnisse und Druckmittel in ihren Händen, als Himmel und Hölle zusammen. Die einzige Möglichkeit das Unmögliche zu erreichen wäre, wenn man den einmal jährlich stattfindende Wettkampf beim Casino Imperial gewinnen und die Bank sprengen könnte. Dazu aber muss man erst einmal in den erlauchten Kreis der Spieler aufgenommen werden, und die Vorrunden überstehen.

Diverse Droods, inklusive meiner Eltern, sind an dieser Sisyphus-Aufgabe schon gescheitert; jetzt müssen die Profis, sprich Molly und meine Wenigkeit, ran.

Meinen Torque habe ich abgelegt, mein Spielgeld bekommen, doch meine eigene Seele kann ich als Einsatz nicht mehr auf den Tisch des Hauses legen, gehört diese doch schon dem Casino. Also muss ich um Mollys Seele zocken; ich weiß schon, dass ich dafür teuer bezahlen muss, doch irgendwie müssen wir uns ins Finale mogeln, geht es doch einmal wieder um nichts Geringeres als die Rettung der Welt - meine Spezialität, auch wenn es mir langsam doch etwas viel wird…

 

Simon Green, der in seiner britischen Heimat auch auf den Brettern die die Welt bedeuten zu finden ist, zählt zu den unterhaltsamsten Autoren der Insel. Nicht nur seine Auftritte bei Cons und der Theaterbühne sind Kult, seine Roman-Zyklen genießen weidlich Anerkennung. Dabei startet er zumeist fulminant in seine neuen Serien, lässt dann aber in aller Regel ab Band 3 oder 4 merklich nach. So ist es kein Wunder, dass Bastei Lübbe die Shaman-Bond-Reihe nicht weiterführte.

Nachdem man bei Feder & Schwert mit Greens „Geschichten aus der Nightside“ einen Verkaufs-Bestseller mit Sucht-Charakter landen konnte, entschloss sich der Verlag, die restlichen Geschichten um Shaman Bond alias Eddie Drood zu publizieren.

Auch diese Saga, die gerne und viel mit Anspielungen auf gängige Kino-Blockbuster punktet, hat ihre weniger überzeugenden Bände. Ähnlich wie in seinen Todsteltzer-Romanen aber nimmt die Handlung nach und nach wieder neuen Schwung auf, überzeugt der jeweilige Plot durch neue Ideen und ein größeres Konzept.

Vorliegend beginnt das Buch mit einer Geschichte, die man bequem als Novelle in einer Anthologie hätte präsentieren können. In der in sich abgeschlossenen Geschichte ist unser ungewöhnliches Paar auf der Suche nach den Mördern von Mollys Eltern. Dass sie dabei übersinnlichen Terroristen und einer Gottheit begegnen, erweist sich als fatal - für einige der Verschwörer.

Danach geht es über den Mars ins Casino nach Nantes. Deutlich sind hier die Reminiszenzen an bekannte James-Bond-Filme erkennbar. Die so typischen Bösewichte, die High Society im und ums Casino, der Spielbetrieb, der das Animalische in den Spielern weckt, wird überzeichnet, aber auch packend dargestellt. Dazu gesellen sich dann wilde Kämpfe, ein verrücktes, intelligentes Auto, Verräter und leichte Mädchen, Hexen und Klone - verrückt, überkandidelt, unlogisch aber auch herrlich interessant präsentiert sich so der Plot.

Gerade weil es jeder Logik spottet, verfolgen wir die Abenteuer des coolsten Agentenpaars fasziniert mit, fiebern angesichts der im Dutzend sie bedrohenden aussichtslosen Situationen und ahnen doch, dass es Eddie am Ende wieder schaffen wird - schließlich ist er ja ein Drood.