Cassandra Clare & Sarah Rees Brennan & Maureen Johnson: Die Chroniken des Magnus Bane (Buch)

Cassandra Clare & Sarah Rees Brennan & Maureen Johnson
Die Chroniken des Magnus Bane
(The Bane Chronicles)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ulrike Köbele
Titelillustration von Frauke Schneider
Arena, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 568 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-401-50819-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Magnus Bane gehört zu den faszinierendsten Gestalten der „Chroniken der Unterwelt“. Der schillernde Charakter, der seine Liebschaften bei Männlein wie Weiblein gleichermaßen sucht und sich hinter seiner farbenprächtigen Kleidung versteckt, hat ein wahrhaft abenteuerliches Leben hinter sich, das er in kurzen Erzählungen nach und nach dem Leser zugänglich macht. Der Verlag hat diese zunächst in Form von kurzen, preisgünstigen eBooks den Leser angeboten, nun reicht er eine gesammelte Printausgabe der Geschichten in einer preiswerten Paperback-Ausgabe nach.

 

Vorliegend geht es um seine Reisen nach und in Peru. Über mehrere Jahrhunderte bereist der Magnus zusammen mit Kollegen den südamerikanischen Staat. In dieser Zeit begibt er sich auf Piratenjagd, trifft auf aggressive Affen, versucht der Liebe wegen ein Saiteninstrument zu beherrschen, scheitert kläglich und verliebt sich in einen Menschen. Als dieser ihn verlässt ertränkt er seinen Liebeskummer im Alkohol, entdeckt die Naczca-Linien und isst 37 Mal nacheinander rückwärts. Was der Leser und unser Magier höchstselbst nicht erfahren ist, warum ihn die Magier Perus im Jahr des Herren 1962 dann des Landes verweisen und ihm bei Zuwiderhandlung mit den Tod drohen…

Danach geht es weiter nach Frankreich, genauer gesagt nach Paris im Jahre des Herren 1791. Revolution liegt in der Luft. Die Arbeiter, Bauern und Bürger gehen buchstäblich auf die Barrikaden, das Brot ist zu teuer, während die Adeligen in Saus und Braus leben. Der Hass der Hungernden richtet sich insbesondere auf eine Frau, deren schillernder Lebenswandel und ihre Verschwendungssucht legendär sind. Als Marie Antoinette die Mitteilung, ihr Volk könne sich kein Brot mehr leisten lapidar mit den Satz kontert, dann solle es doch Kuchen essen, kocht die Volksseele über. Während Magnus Bane versucht, sich von den Gebrüdern Montgolfiere in die Geheimnisse des Ballonfahren einweisen zu lassen und gleichzeitig dem Vampirfürsten von Paris auszuweichen, macht er die Bekanntschaft eines in die Königin verliebten Soldaten. Um diesem nahe zu kommen erklärt er sich sogar bereit, die Flucht der Königin mit seinen magischen Gaben zu ermöglichen - ein Plan, der mitten im Fest der Vampire von Paris endet…

Und auch das London des Jahres 1857 darf natürlich nicht fehlen. Zusammen mit Vertretern der übernatürlichen Rassen nimmt Magnus Bane an einem Konzil des Londoner Schattenjägerinstituts teil, in dem eine engere Zusammenarbeit der Schattenjäger, Hexer, Vampire und Werwölfe verhandelt werden soll. Mit am Tisch die bezaubernde, laszive Lady Camille Belcourt, an der unser extrovertierte Hexenmeister ein mehr als beiläufiges Interesse bekundet hat. Dann aber begegnet ihm ein junger Schattenjäger, dessen Äußeres nicht nur ihn in seinen Bann schlägt. Der gemeinsame Kampf gegen Dämonen bringt den Hexer dem Nephilim näher, dann aber verliebt sich der junge Schattenjäger in eine Adelige und muss sich entscheiden: die Liebe oder die Pflicht, was steht für ihn an erster Stelle? Als Bane miterleben muss, mit welcher gnadenloser Arroganz die Schattenjäger einen der ihren behandeln, ahnt er, dass die Konferenz nicht von Erfolg gekrönt sein wird…

 

Die Mitautoren, die die Novellen wohl hauptsächlich verfasst haben, nehmen sich eine der beliebtesten Figuren der „Chroniken der Unterwelt“ an. Dabei kommt es ihnen zugute, dass sie alle relativ frei fabulieren können. Statt ihre Handlung in der bekannten Historie der Chroniken einpassen zu müssen, können sie Ort und Zeit ihrer Handlung wählen und frei von der Leber weg erzählen.

Als Kind eines Dämonen und einer menschlichen Frau mit besonderen, übernatürlichen Gaben gesegnet, zieht er von Ort zu Ort, besucht die Schönen, Reichen und interessanten Gestalten seiner Zeit und unterhält diese, natürlich gegen ein fürstlichen Salär, mit seinen Gaben. Durch seine aufgeklärten Augen erhält der Leser einen sehr direkten, ja intimen Eindruck in das alltägliche Leben zu damaligen Zeit.

Mit Peru wartet zunächst eine farbenprächtige Kulisse auf uns, vor der man uns einfühlsam und verklausuliert von der Einsamkeit des unsterblichen Magnus berichtet. Immer wenn sich einer der unsterblichen Dämonenbastarde in einen Menschen verliebt, ist das tragische Ende vorprogrammiert. Unweigerlich wird der oder die Geliebte altern, wird krank werden, siechen und schließlich sterben - und den Hexer alleine lassen.

Im Hintergrund zieht sich dies, die Angst vor dem Verlust, davor zurückgelassen, verlassen zu werden durch die Erzählungen. Während vordergründig ein munteres Abenteuer-Garn auf den Leser wartet, das allerdings bedingt durch die Kürze der Kapitel oft - zumindest was den Hintergrund anbelangt - etwas zu undeutlich bleibt, geht es um diese ernste Themen. Das regt den Leser an über die eigene Vergänglichkeit nachzudenken, bringt eine nachdenkliche Note in den Zyklus und bereichert diesen auf ganz eigene Weise, ohne dass sie dem schillernden Magnus etwas von seinem Unterhaltungswert nimmt.

Geschickt bauen die Autoren immer wieder historische Details in ihre jeweilige Handlung ein, unter- und hinterfüttern diese mit Fakten, ohne dass sie dabei das Abenteuer oder romantische Verwicklungen vergessen würden. Das liest sich nett und flüssig auf einen Rutsch, ohne dass man in einen umfangreichen Roman eintauchen muss, fügt dem Serienkosmos neue Details hinzu und unterhält abwechslungsreich und kurzweilig.

Aber auch die anderen Geschichten wissen den Leser zu fesseln. Grund dafür ist zum einen, dass der Magnus aufgrund seiner langen Lebensdauer von vielen historischen Persönlichkeiten aus eigener Erfahrung berichten kann, aber auch sein Freigeist, der sich in seiner bisexuellen Ausrichtung dokumentiert, machen ihn zu einem interessanten Charakter.