Birthright 1: Heimkehr (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 11. Februar 2016 10:34
Joshua Williamson
Birthright 1
Heimkehr
(Birthright 1-5, 2015)
Titelbild und Zeichnungen von Andrei Bressan
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Franz He
Cross Cult, 2015, Hardcover, 128 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-86425-679-0
Von Irene Salzmann
Beim Ballspielen mit seinem Vater im Wald verschwindet der kleine Mickey Rhodes spurlos. Darüber zerbricht die Ehe von Aaron und Wendy, und der ältere Sohn Brennan versucht vergeblich, die Familie zusammenzuhalten. Aaron wird beschuldigt, Mickey ermordet zu haben, und ertränkt seine Depressionen im Alkohol. Wendy beginnt eine Beziehung mit einem der ermittelnden Beamten.
Ein Jahr später wird von der Polizei ein hünenhafter, bärtiger Mann festgenommen, der behauptet, Mickey zu sein. Er trägt merkwürdige Kleidung und archaische Waffen. Bei der Gegenüberstellung erkennt Aaron seinen erwachsenen Sohn, während Wendy und Brennan weniger sicher sind, dass es sich um den Vermissten handelt.
Brennan darf schließlich persönlich mit dem angeblichen Mickey sprechen. Dieser erzählt ihm von einer Welt namens Terrenos, auf der die Zeit viel schneller vergeht. Man hatte ihn damals hinüber geholt, weil eine Prophezeiung besagte, dass er der Held sei, der den grausamen Gottkönig Lore besiegen wird. Während seines Aufenthalts lernte Mickey zu kämpfen und erfüllte sein Schicksal. Nun ist er auf die Erde zurückgekehrt, um das Leid zu verhindern, dass die Bewohner von Terrenos erfahren mussten, denn fünf Hexer sind übergewechselt und planen, die Menschen zu knechten. Mickey bittet Brennan, ihm zu helfen. Er muss frei kommen, seine Waffen finden und den Feind unschädlich machen, bevor es zu spät ist.
Aaron glaubt Mickey jedes Wort, während Brennan weiterhin skeptisch bleibt und Wendy nichts davon akzeptieren will. Prompt bricht Mickey aus. Aaron und Brennan helfen ihm zu entkommen und stehen nach der abenteuerlichen Flucht tatsächlich einem Fremden gegenüber, der magische Kräfte besitzt.
„Heimkehr“ beinhaltet die ersten fünf von bislang fünfzehn Episoden der Fantasy-Comic-Serie „Birthright“.
Zunächst werden die Hauptfiguren eingeführt, in erster Linie die Familie Rhodes, die durch ein Drama auseinandergerissen wird. Selbst die überraschende Rückkehr von Mickey vermag es nicht, alles wieder ins Lot zu bringen, aber deshalb ist er auch nicht gekommen… Der Leser erfährt schon früh, dass etwas nicht stimmt und die Geschichte, die Mickey seinen Angehörigen erzählt, nur teilweise der Wahrheit entspricht. So verfolgt man, wie unterschiedlich Wendy, Brennan und Aaron auf ihn reagieren und welche Konsequenzen sie ziehen. In den jeweiligen Reaktionen spiegelt sich das vorherige Verhalten wider: Wendy bezweifelt, dass der erwachsene Mann ihr kleiner Junge sein könnte, Brennan möchte glauben, Aaron ist frei von jeglichen Zweifeln und erfüllt von der Hoffnung, dass alles so werden könnte wie früher.
Indem sich Aaron und Brennan auf Mickeys Seite schlagen, werden sie in gefährliche Geschehnisse verwickelt, deren Ausmaße sie nicht ansatzweise erfassen. Nach wie vor wissen sie nur das, was ihnen verraten wurde, und das ist wenig, teilweise sogar gelogen. Die Begegnung mit dem Hexer öffnet nur einem von ihnen die Augen - vielleicht.
In Form von Rückblenden wird enthüllt, was sich unmittelbar nach Mickey Ankunft auf Terrenos zugetragen hat. In den Dialogen fällt ein Stichwort, und statt Erklärungen in viele Sätze und statische Panels zu packen, werden passende, dynamische Szenen gezeigt. Durch sie lernt man weitere Handlungsträger kennen, die Mickey unter Einsatz ihres Lebens beschützten und ihn zu einem mächtigen Krieger ausbildeten. Und irgendwann ging etwas schief…
Nach einem Cliffhanger endet der Band und macht dank zahlreicher Andeutungen neugierig auf die Fortsetzung.
Die Charaktere sind interessant, da sie individuell und vielschichtig angelegt wurden. Sie agieren teils auf vertrautem Terrain, in dem sich nun die Magie zu manifestieren beginnt, teils in einer tödlichen Fantasy-Welt, in der es kaum noch freie Völker gibt, sondern nur einen mächtigen Tyrann, der auf diesen Seiten noch nicht in Erscheinung tritt, seine mordenden Truppen und blutrünstige Monster. Die Zeichner konnten sich so richtig austoben bei der Darstellung von Terrenos und seinen Bewohnern.
Stilistisch bewegen sich die klaren, stimmungsvoll kolorierten Illustrationen im realistischen Bereich, vergleichbar schön gezeichneten Superhelden-Comics, aber ohne die für sie zumeist charakteristische Idealisierung. Es sind ganz normale Menschen ohne Muskelberge beziehungsweise Eieruhrfigur, die hier mit dem konfrontiert werden, was man fantastisch nennt, und so muten auch nur die Wesen von Terrenos bizarr an oder sind als Krieger erkennbar.
Der Auftakt von „Birthright“ liefert spannende Fantasy-Action, die durch den regelmäßigen Wechsel von Zeit und Ort sowie die Stück-für-Stück-Enthüllungen gefällt, durch nachvollziehbare Charaktere überzeugt und von ansprechenden Zeichnungen abgerundet wird. Auch eine Cover-Galerie am Ende des Bandes fehlt nicht.
Die Gestaltung als Hardcover im Comicformat mit Kunstdruckpapier wirkt edel und rechtfertigt den Preis von 20,00 EUR.