Das Schwarze Auge: Drakensang: Am Fluss der Zeit: Das Ferdoker-Pergament, Florian Don-Schauen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 12. April 2010 19:16
Das Schwarze Auge
Drakensang: Am Fluss der Zeit
Das Ferdoker Pergament
Florian Don-Schauen
FanPro, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 460 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-89064-139-3
Carsten Kuhr
In Havana, sonst ja auch schon immer ein Ort in dem sich Diebesgesindel zuhauf rumtreibt, ist der Titel des phlexischen Diebeskönigs vakant. Zwei Meisterdiebe streiten um die Krone ihrer Zunft. Der berüchtigte Cuano hat mit einem dreisten Diebstahl vom Nachttisch eines schlafenden Honoratioren vorgelegt, Mora, die bezaubernde rothaarige Meisterdiebin und ihre Bande sind im Zugzwang.
Ein Einbruch in den Fürstenpalast; während der Kaiser selbst dort zu Besuch weilt, soll sie beim Rennen um den Titel wieder ganz nach vorne bringen. Dumm nur, dass die bezaubernde Diebin sich als Dienerin in den Palast eingeschlichen hat. Der Fürst von Albernia befielt ihr, als seiner vermeintlich Untergebenen, sich den ganze Abend lang um seinen, Gast den Schwertkönig Raidri, zu kümmern. Vorbei ist es mit dem sorgfältig ausgetüftelten Plan, sich ein altes, mysteriöses Pergament unter den Nagel zu reißen.
Statt des Meisterdiebin soll nun ausgerechnet der jüngste und unerfahrenste der Bande, Gwidion, den Coup doch noch zu einem glücklichen Abschluss führen. Und wirklich gelingt es dem vom Schicksal mit einem kürzeren Bein Gezeichneten, das Pergament im Zimmer des höfischen Schreibers zu finden und mit einem dreisten Betrugsmanöver zu sichern.
Schon davor aber hat sich ein Unbekannter auf die Suche nach dem Pergament gemacht. Er lässt eine Spur magisch vergifteter Opfer hinter sich. Dies ruft die Magierin von Sperberling und ihren Diener Tugol auf den Plan, die sich auf die Jagd nach dem Täter begeben. Und auch die junge Hesindegeweihte Swanja gerät in den Strudel aus Geheimnissen, Verrat und Mord.
Auf der sich anschließenden, spannenden Verfolgungsjagd kommen unsere mehr oder minder integeren Helden dann nicht nur an die Grenzen ihrer Kräfte, entdecken neue Fähigkeiten, sondern stoßen auch auf ein gar finsteres Komplott ...
Florian Don-Schauens Roman baut auf dem Computer-Game „Drakensang – Am Fluss der Zeit“ auf. Dabei ist die Handlung zwar mit dem Beginn des Spiels verknüpft, erzählt jedoch eine ganz eigene, frische Geschichte.
Erstmals in der wechselvollen Geschichte der Romane zum Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ hat der Verlag dem Band eine herausragende Aufmachung gegönnt. Das großformatige Paperback zieren diverse Farbillustrationen, die nicht nur die Hauptpersonen, sondern auch das gesuchte Pergament und Karten umfassen, eine Klappbroschur und diverse Pläne der drei wichtigsten Städte und eine Übersichtskarte runden das positive äußere Bild ab.
Die Frage war für mich nun, ob der Inhalt dem liebevoll und ansprechend gestalteten Äußeren würde standhalten können.
Don-Schauen ist dem Schwarzen Auge seit 1993 als Autor und Chefredakteur verbunden. Insoweit hat er mehr als viele andere der an der Romanumsetzung Beteiligten die Welt Aventurien mit all ihren Nuancen verinnerlicht. Und das merkt man dem Roman auch an. Seine Beschreibungen der Handlungsorte, insbesondere der Städte, zeichnet eine Realitätsnähe und Detailtreue aus, die man gerade in letzter Zeit in den Büchern oft vergeblich suchte.
Dazu kommt, dass der Autor sich erfolgreich bemüht, seine Sprache ein wenig altmodisch anzuhauchen, dem Text so eine gewisse geschichtliche Tiefe zu verleihen.
Nicht zuletzt sei erwähnt, dass Don-Schauen seine Personen liebevoll und detailreich, wenn auch manchmal für meinen Geschmack ein wenig zu klischeehaft, zeichnet. Anders, als viele seiner DSA-Kollegen, nimmt sich Don-Scheuen die Zeit, seine Personen und ihre Motivation sorgfältig einzuführen und auch Hintergrundwissen einfließen zu lassen. Einzig die Zeichnung der Bösewichte kommt ein wenig zu kurz. Sie bleiben ein wenig diffus, ansonsten wartet ein spannendes Abenteuer um Intrigen, Verrat und Morde auf den Leser, das handwerklich weit über dem sonst Gebotenen liegt.