U. Poznanski: Layers (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 08. Februar 2016 11:11
U. Poznanski
Layers
Loewe, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 448 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-7855-8230-5 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Ursula Poznanski lebt heute im Süden von Wien, der Stadt, in der sie zehn Jahre studierte, bevor sie begann als Medizinjournalistin zu arbeiten. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinder- und Jugendbücher zu schreiben, unter anderem auch „Erebos“, für den sie den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt. Neu erschienen ist nun „Layers“.
Dorian hat genug vom Leben bei seinem Vater, weil er sich dort nicht willkommen fühlt und haut ab. Von nun an schlägt er sich als Obdachloser in den Straßen der Stadt durchs Leben und entwickelt so manch eine Überlebensstrategie. Er weiß allerdings, dass es kritisch wird, wenn die Nächte immer länger und kälter werden und er unter Umständen aufgeben muss.
Doch bevor es so weit kommt, gerät er in ziemliche Schwierigkeiten, denn eines Morgens wacht er neben einer Leiche auf, dem anderen jungen Obdachlosen, mit dem er sich gestern noch gestritten hat - und dieser wirkt so, als sei er durch Dorians Messer gestorben. Nun ist guter Rat teuer, deshalb greift er nach dem erstbesten Strohhalm, der ihm angeboten wird. Ein junger Mann lädt ihn nämlich ein, mit ihm zu kommen. Wenn er gelegentlich ein paar Flyer in der Stadt verteilt und dann auch noch Botengänge macht, kann er die nächste Zeit in einer Villa wohnen, hat er es immer warm und genug zum Essen.
Dorian lässt sich nicht zuletzt wegen der hübschen Stella darauf ein, doch schon bald muss er feststellen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und die Jugendlichen vielleicht sogar Mittäter in kriminellen Machenschaften werden sollen. Durch sein Misstrauen begeht er einen folgenschweren Fehler, durch den er in tödliche Gefahr gerät.
Schon das Cover deutet an, dass die Geschichte des Buches weitaus vielschichtiger ist als man denkt. Der Anfang ist sogar klassisch: Ein Junge flieht aus dem Elternhaus, weil er mit seinem Vater nicht mehr auskommt und wird zum Straßenkind. Anders als viele versucht er jedoch ein halbwegs ehrliches Leben zu führen, er ernährt sich von dem, was er in Mülltonnen findet, bettelt gelegentlich, stiehlt aber weder, noch verkauft er seinen Körper. Letztendlich kann ihn das aber auch nicht davor retten, auf die schiefe Bahn zu geraten, auch wenn er erst einmal keine Wahl hat.
Dabei wird es phantastisch, kommt er doch in den Besitz eines Artefakts, das sehr nach Science Fiction klingt und dem Ganzen einen utopischen Hauch gibt. Wie genau die Dinge, mit denen er konfrontiert wird, funktionieren, wird zwar nicht erklärt, das ist aber auch nicht das Anliegen der Autorin. Sie macht sich lieber die Mühe ihren Helden Dorian an den Herausforderungen wachsen, um sein Leben kämpfen und dabei viele Abenteuer zu erleben zu lassen. Dabei muss er immer wieder abwägen, was ihm wichtiger ist: sein Gewissen oder sein Wohlergehen.
Die anderen Figuren bleiben im Gegensatz zu ihm dann doch eher blass und schemenhaft, auch der Hintergrund ist nicht wirklich fassbar. Und die leise Romanze scheint mehr oder weniger aufgesetzt zu sein. Alles in allem trifft sie aber durchaus die Lebens- und Gedankenwelt der Jugendlichen recht genau, so dass diese sich problemlos in der Geschichte zurechtfinden und mit der Hauptfigur fühlen können. Das einzige Manko ist wohl das Ende, in dem die Autorin die Konflikte viel zu schnell und zu einfach auflöst, als fehle ihr die Zeit. Erfahrene Leser könnte das ein wenig enttäuschen, nachdem sich der Anfang so vielversprechend las.
„Layers“ ist ein spannender utopischer Thriller für Jugendliche, der vor allem durch seine Nähe zur Hauptfigur und die nette Grundidee punkten kann, zum Ende aber leider ein wenig an Spannung verliert, weil die Auflösung viel zu einfach und flach wirkt.