Vivien Burckart: Bei deinem Blut (Buch)

Vivien Burckart
Bei deinem Blut
Die Unsterblichen 1
Shaker Media, 2013, Paperback, 268 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-86858-941-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Lilly hat bei einem Unfall, an den sie sich ebensowenig erinnern kann wie an die Jahre davor, ihre Eltern verloren. Dass sie diese Krise meistern konnte und nun ein halbwegs normales Leben führt, verdankt sie ihrer treuen Freundin Jessica und deren Familie, die sich immer um sie gekümmert haben und stets alles stehen und liegen lassen, wenn sie gebraucht werden.

Ganz plötzlich plagen Lilly seltsame Träume von farbigen Lichtern und einem attraktiven Mann, der sein Gesicht verbirgt und sie nicht in seine Nähe lässt. Sogleich hat sie das Gefühl, dass sie etwas verbindet. In dieser Welt, die mehr als ein Traum ist, wird sie vor einer großen Gefahr gewarnt. Auch einige Namen und Worte fallen, mit denen sie nichts anzufangen weiß. Das Ganze wird noch mysteriöser, als ausgerechnet eine Obdachlose Lilly gegenüber weitere Andeutungen macht.

Da es niemand anderen gibt, dem sie sich anvertrauen kann, erzählt Lilly schließlich Jessica alles und ist erleichtert, dass diese sie nicht für verrückt hält, sondern sie sogar bei der Suche nach Antworten tatkräftig unterstützen möchte.

Die Ereignisse kommen aber erst richtig in Gang, als sich der Unbekannte, der Lillys Gedanken lesen kann, endlich als Seth vorstellt und sie wissen lässt, dass er sich einerseits nach ihr sehnt, es jedoch für sie beide zu gefährlich wäre, der Sehnsucht nachzugeben. Erbost, weil er offenbar mit ihr spielt, wirft Lilly Seth aus ihrem Traum und will nie wieder etwas von ihm hören. Nur wenig später steht er persönlich vor ihr…


„Bei deinem Blut“ ist der erste von momentan zwei Bänden um Lilly und Seth. Kürzlich erschienen ist die Fortsetzung, „Bei deiner Liebe“, denn einige lose Fäden müssen noch verknüpft werden.

Vivien Burckart schildert im vorliegenden Band aus der Sicht ihrer Hauptfigur, die ein eintöniges Leben ohne Vergangenheit führt, wie eine unverhoffte Wende die junge Frau in ein gefährliches Abenteuer katapultiert. Später wechselt die Perspektive vorübergehend zu ihrem Gefährten.

Bis es richtig losgeht, muss sich der Leser allerdings durch ein ziemlich langes und leider auch langweiliges Anfangsszenario quälen, das geheimnisvoll wirken und neugierig machen soll (die Träume, die Namen, die Drohungen, die kryptischen Halbantworten), diese Wirkung jedoch nicht erzielt, weil man ziemlich schnell ahnt, worauf das Ganze hinausläuft, zumal sehr viel Nebensächliches eingebunden wurde, das nichts zur Handlung beiträgt (zum Beispiel die Auslassungen über die unangenehme Kollegin, was den Eindruck erweckt, als habe die Autorin eine kleine literarische Rache an jemandem nehmen wollen, der sie verärgert hat).

Rund 80 Seiten lang geht es zwischen Lilly und Seth bloß hin und her, während die Handlung auf der Stelle tritt. Stets verweigert Seth konkrete Antworten mit der Begründung, dass nur sein Schweigen und Fernbleiben Lilly schützen würde. Und dann plötzlich geht es doch. Einfach so. Nachdem Lilly Seth nicht mehr hatte wiedersehen wollen.  Und von da an scheint alles möglich; es kommt Schlag auf Schlag: Seth taucht auf, Lilly erfährt die Wahrheit über sich und ihn, es gibt viele Freunde und Helfer, die mehr sind als Menschen und über besondere Fähigkeiten verfügen - natürlich auch einen Verräter und eine böse Feindin, die an der gegebenen Situation schuld ist.

Es liegt auf der Hand, dass die mächtige Farenay vernichtet werden muss, damit ihr Fluch von Lilly genommen wird und das Paar endlich sein Glück findet. Natürlich ist auch das nicht so einfach, denn wieder passiert etwas, weshalb alle Pläne neu durchdacht werden müssen.

Überrascht wird man davon jedoch nicht, da der Plot zu sehr bekannten Mustern folgt. Ähnliches hat man schon mehrfach gelesen. Von daher kommt alles wie erwartet.

Auch mit den Charakteren wird man nicht warm. Lilly ist ständig verzweifelt und jammert nur herum, Jessica „gackert“ (lacht) bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, Seth nervt durch sein unentschlossenes Hin und Her, Farenay ist durch und durch eindimensional böse und grausam aus einem sehr trivialen Grund, und beim Rest handelt es sich um Statisten, die lediglich für den finalen Kampf mit etwas Blutvergießen benötigt werden. Weder kommt beim Lesen Spannung auf, noch nimmt man Anteil am Schicksal der sehr oberflächlich gestalteten Protagonisten.

Überdies fallen immer wieder Kommafehler und überflüssige Leerzeichen auf. Man hätte sich nicht nur ein sorgfältigeres Korrektorat, sondern auch ein intensiveres Lektorat gewünscht, das Überflüssiges gestrichen, der vorhersehbaren Handlung einige Impulse, den Charakteren zu mehr Tiefgang und den Dialogen zu mehr Realismus verholfen hätte.

„Bei deinem Blut“ reitet auf der auslaufenden Welle der Paranormal Romances mit. Wer das Genre schätzt, dürfte in den letzten Jahren so Einiges gelesen haben, was viel packender inszeniert wurde. Ob man nach dem enttäuschenden Buch „Bei deinem Blut“ auch den Folgeband kaufen möchte, ist eher unwahrscheinlich. Dass „Bei deiner Liebe“ bislang nur als eBook und nicht als Print erhältlich ist, erlaubt zu spekulieren, dass andere ebenfalls zu diesem Schluss gekommen sind.