Ich, Gundel Gaukeley (Comic)

Ich, Gundel Gaukeley
Big Black Books 2
(Big Black Books - Vol. 2: Magica DeSpell, 2010)
Aus dem Norwegischen (Vorworte) von Etsche Hoffmann-Mahler
Aus dem Amerikanischen und Italienischen von Dr. Erika Fuchs, Michael Bregel, Peter Daibenzeiher, Gerlinde Schurr, Gerd Syllwasschy
Titelillustration und Zeichnungen von Carl Barks, Romano Scarpa, Vicar u. a.
Mit Vorworten von David Gernstein
Ehapa, 2010, Hardcover, 192 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3358-2

Von Irene Salzmann

Die italienische Hexe Gundel Gaukeley vom Fuße des Vesuvs, der übrigens auch ein Band in der Ehapa-Reihe „Heimliche Helden“ gewidmet wurde, ist wie so viele beliebte und bekannte Figuren im „Entenhausen“-Kosmos eine Schöpfung von Carl Barks.

 

Im Gegensatz zu konventionellen Einbrechern und Dieben wie den Panzerknackern ist sie weniger an Dagobert Ducks Fantastilliarden interessiert als an seinem Glückstaler, durch den sie zur mächtigsten und reichsten Hexe zu werden hofft. Bei ihrem ersten Auftritt in der Geschichte „Der Midas-Effekt“ 1961 möchte sie die Fähigkeit erlangen, alles, was sie berührt, in Gold verwandeln zu können. Um ihr Ziel zu erreichen, setzt sie skrupellos eine Kombination aus Magie und moderner Technik ein, allerdings meist sehr glücklos.

Ihr Charakter ist äußerst interessant. Böse ist sie eigentlich nicht, doch um ihr Vorhaben - den Glückstaler zu bekommen - zu realisieren, sind ihr alle Mittel recht. Beschrieben wird sie als femme fatale, denn sie tritt im kleinen Schwarzen auf, hat langes Haar und betont ihre schrägstehenden Augen mit grünem Lidschatten. Sie ist so temperamentvoll, wie man sich Italienerinnen vorstellt. In der Summe macht sie das sehr viel reizvoller als die brave, hausbackene Daisy, die immer nur zwischen Damenkränzchen zu Wohltätigkeitsveranstaltungen hin und her eilt und durch ihre Ansprüche Pechvogel Donald regelmäßig in die Verzweiflung treibt. Kein Wunder, dass er sich in „Tempel der Elemente“ von Gundel bezirzen lässt, sehr zu Daisys Ärger.

In „Ich, Gundel Gaukeley“ finden sich 15 Geschichten, die sich um die Titelfigur ranken, verfasst von verschiedenen Autoren und Zeichnern und mit einem Vorwort versehen von David Gerstein, der außerdem die Texte zu „Alles Lug und Maskentrug“ schrieb und anhand einiger Sketche von Fernando Güell zeigt: „So zeichnet man Gundel“.

Das Comic-Album ist im Überformat erschienen mit einem Hochglanzcover und mattem Foliendruck - sonst ist es immer umgekehrt. Im Innern findet sich Kunstdruckpapier, gleichfalls in Hochglanzqualität. Sehr schön und informativ sind die illustrierten Vorworte. Allein die Quellenangaben vermisst man, wann und wo die einzelnen Geschichten erschienen sind, denn zweifellos stammen sie aus mehreren Jahrzehnten.

Dadurch dass verschiedene Zeichner am Werk waren, gibt es trotz der optischen Vorgabe eine erstaunliche Stil-Vielfalt, die von eher geradliniger, kräftiger Strichführung bis hin ins Verspielte, Poppige reicht. Dabei sind die Haare der Titelfigur mal kürzer, mal länger, und einige Male sieht man sie ohne Lidschatten. Auch der Glückstaler wird manchmal zum Zehner, was jedoch an der Übersetzung liegt.


Weil Gundel einen Kollegen verärgert hat, belegt er sie mit der „Glückstaler-Allergie“. Fortan kann sie über das Objekt ihrer Begierde nicht einmal mehr sprechen, ohne stechende Kopfschmerzen zu bekommen. Um die Zeit, bis der Fluch seine Wirkung verliert, zu überbrücken, beschließt Gundel, Urlaub zu machen. Sie ahnt nicht, dass derweil Dagoberts Diener Baptist beim Polieren des Glückstalers ein Missgeschick passiert. In Folge der Verkettung mehrerer Zufälle landet die Münze ausgerechnet bei Gundel, die sie jedoch zwangsläufig verliert und sich schließlich auf die Jagd nach ihr macht…
Gundel stiehlt die Büchse der Pandora, denn in ihr befindet sich noch ein Rest all der Übel, die einst freigesetzt wurden, und diese bringt sie über Dagobert. Tatsächlich verfolgt ihn das Pech, und der Glückszehner gelangt in Gundels Hände. Um sich grenzenlose Macht zu sichern, will sie die Münze opfern und ins Meer werfen…
„Die Tomaten der Sonnenfeld-Plantage“ müssen für einen gemeinen Trick herhalten, durch den Gundel Dagoberts Glückstaler in ihren Besitz bringt. Zwar ahnen Tick, Trick und Track sehr früh, dass etwas faul ist, aber sie können nicht verhindern, dass sie gemeinsam mit ihrem Onkel Dagobert ins Gefängnis gesteckt werden, nachdem dieser den echten Besitzer der Plantage des Diebstahls bezichtigt hatte. Nun ist nur noch Donald übrig, um den Taler seinem Besitzer zurückzubringen, aber ob der Pechvogel das schafft?
„Erfindungen sind keine Hexerei“ für Daniel Düsentrieb, denn Gundel überredet, ihr ein spezielles Videospiel zu überlassen. Er ahnt nicht, dass sie das Gerät missbraucht, um Dagobert in die Irre zu führen. Danach muss er sich etwas einfallen lassen, um die Scharte wieder auszuwetzen.


Die Geschichten um Gundel Gaukeley sind witzig, abwechslungsreich und charmant magisch. Oft scheint sie die sichere Siegerin zu sein, doch entweder passiert ihr ein Missgeschick, oder sie wird von den Ducks ausgetrickst und verliert den Glückstaler wieder. Ihre Erlebnisse werden hin und wieder durch neue Figuren bereichert, die gleichfalls magische Kräfte haben. Als Dialogpartner hält sich oft ihr Intimus, der Rabe Nimmermehr, an ihrer Seite auf.

Sie bringt durch Zauberei und technische Spielereien Schwung in die Alltagsstorys, und so freut man sich stets über eine Auseinandersetzung zwischen Gundel und Dagobert. Über die vergnügliche Lektüre von „Ich, Gundel Gaukeley“ amüsieren sich kleine und große Disney-Fans gleichermaßen, obschon das schön gestaltete Album an das reifere Publikum und an Sammler adressiert ist.