Robert E. Howard: Die Kinder der Nacht (Buch)

Robert E. Howard
Die Kinder der Nacht
Horrorgeschichten 5
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Manfred Sanders
Festa, 2015, Hardcover, 396 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-86552-318-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Robert E. Howard (1906-1936) ist dem Leser heutzutage in erster Linie durch seinen cimmerischen Recken Conan bekannt. Dank der Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle erfreuten sich die Erzählungen des Texaners um den Barbaren höchsten Zuspruchs, eine entsprechende, handwerklich vorbildliche Werksedition erschien erst kürzlich im Festa Verlag.

Darüberhinaus hat Howard aber als Teil des Triumvirats bestehend aus H. P. Lovecraft und C. A. Smith für „Weird Tales“ und andere Magazine in den 30er Jahren noch ganz andere Geschichten verfasst. In seinen Zyklen um Kull von Atlantis, dem Pikten Bran Mak Morn, dem irischen Piraten Turlogh O’Brien und dem englischen Puritaner Solomon Kane bot er packendes Lesefutter, das bis heute seine erzählerische Wucht und Faszination nicht verloren hat. In diesen, wie in weiteren Erzählungen, entführt uns der Autor vorliegend in den wilden, südlichen Westen der USA, in den Orient, nach Zentralasien oder in unerforschte Gebiete, in denen die Erzähler immer wieder auf verschollene Reiche treffen.

2008 begann der US-Verlag Del Rey, eine reich illustrierte und nach den Hauptdarstellern geordnete Werkedition in großformatigen Paperbacks, die dem heutigen Leser den Autor umfassend vorstellt.

Anders als Del Rey mischt die deutschsprachige Werksausgabe Geschichten um Howards Helden und stellt uns dabei immer wieder neue Protagonisten, Zeitalter und Handlungsansätze vor. Da mischt sich Voodoo-Zauber mit der Beschreibung untergegangener Zivilisationen, gibt es Beiträge, die mit Lovecrafts Oeuvre liebäugeln ebenso wie Wikinger-Storys oder reinrassige Horrorgeschichten.

 

Wie wir dies von Howard gewohnt sind, stellt er immer Personen in den Mittelpunkt seiner Story, die keine schlichten Opfer sind, sondern sich aktiv gegen das Böse stemmen. Nie geben sie auf, immer kämpfen sie um zu überleben oder doch zumindest ihre Gegner mit ins Grab zu nehmen. Hier unterscheiden sie sich von den Protagonisten von Smith oder Lovecraft, die das Grauen in aller Regel lähmt. Immer wieder auch beschäftigt sich der Autor mit Pikten und Kelten, die er durch die Zeiten in England antreten lässt.

 

Allen Geschichten - auch den wenigen Fragmenten, die von Kollegen vollendet wurden - ist gemeinsam, dass sie den Leser auch heute, weit über 80 Jahre nach ihrer Entstehung, noch bestens zu unterhalten wissen. Howard packt uns Leser, entführt uns durch Zeit und Raum und verwöhnt uns durch Auseinandersetzungen und Kämpfe, die faszinierend und kraftvoll gezeichnet, uns förmlich an die Seiten fesseln.

Nach dem erfolgreichen Abschluss sowohl der Conan- wie auch der Horror-Werksedition ist als nächstes bei Festa ein noch nicht näher terminierter Sammelband mit den Kull-Geschichten in Vorbereitung; auf die Sammlung der bereits im Rahmen der Horror-Edition veröffentlichten Storys um den Puritaner Solomon Kane muss also noch ein wenig gewartet werden.