Enthologien 27: Schockschwerenot! Grausen in Entenhausen (Comic)

Enthologien 27
Schockschwerenot!  Grausen in Entenhausen
Aus dem Italienischen von Gerlinde Schurr u. a.
Ehapa, 2015, Hardcover, 512 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3871-6

Von Irene Salzmann

Im Oktober 2015 - rechtzeitig zu Halloween - ist eine thematisch passende „Enthologie“ erschienen. Bei der 27. Ausgabe handelt es sich um den edlen Nachdruck im Hardcover-Format des „Lustigen Taschenbuchs“ Spezial 42: „Horror!“. Unter dem neuen Titel „Schockschwerenot! - Grausen in Entenhausen“ werden dem Leser 17 längere Geschichten und zwei Einseiter geboten, in denen sich in erster Linie die Ducks, gelegentlich aber auch Micky Maus und seine Freunde, mit schaurigen Phänomenen befassen.

 

Eine ganze Menge Leute haben es darauf abgesehen, dem knausrigen Dagobert Saures zu geben, um ihm Süßes abzuluchsen. Der Fantastilliardär hat sich jedoch gewappnet: Er will ein Gerät von Daniel Düsentrieb einsetzen, das die Masken auflöst und zeigt, wer darunter steckt. Tick, Trick und Track belauschen das Gespräch und manipulieren den Apparat, der daraufhin prompt das zeigt, was Dagobert am meisten fürchtet. Ein „verhextes Halloween“ ist die Folge.

„Ein Gespenst im Geldspeicher“ geht Dagobert gewaltig auf die Nerven. Ständig stellt der Geist eines Piraten neue Forderungen, und es gibt kein Mittel, ihn loszuwerden oder wenigstens ruhigzustellen. Mit der Zeit gewöhnt sich Dagobert jedoch an den Gast, freut sich über dessen Geschichten und lässt sich beibringen, wie man richtig spukt. Diener Baptiste beobachtet diese Entwicklung mit Skepsis und beginnt nach Hinweisen zu suchen, wie man Gespenster wieder loswird.

Die Hexe Hicksi, eine Nachbarin von Goofy, fühlt sich in ihrer Berufsehre gekränkt, weil dieser einfach nicht glauben will, dass sie eine echte Hexe ist. Micky versucht zu helfen und lässt Hicksi einige ihrer tollsten Zauber weben. Goofy jedoch ist weder durch fliegende Autos noch durch sprechende Fische zu beeindrucken - „vergebliche Hexenmüh“. Hingegen dass Micky einen Parkplatz vor einem beliebten Geschäft und sofort einen Tisch im nobelsten, immer ausgebuchten Restaurant erhält, ja, das kann bloß Zauberei sein!

„Eine sandige Bedrohung“ kommt regelmäßig über die Haferschleimfabrik des reichen Unternehmers Bruce Wain. Phantomias ist überzeugt, dass der aalglatte Charmeur mit dem Sandmonster unter einer Decke steckt und einen Versicherungsbetrug plant. Gelingt es ihm, Wain zu überführen und den Angreifer unschädlich zu machen, dann müsste auch Daisy begreifen, dass sie den falschen Mann angehimmelt und sogar für Phantomias gehalten hat. Aber dann kommt alles anders.


Mehr möchte man gar nicht verraten, um nicht alle Überraschungen vorwegzunehmen. Die Beispiele zeigen jedoch, dass gängige Horror- und Mystery-Themen beziehungsweise -Figuren aufgegriffen wurden wie Halloween, Gespenster, Hexen, Vampire, Werwölfe, Bigfoot, Ungeheuer, Aliens und sogar Superhelden. Natürlich erkennt man sofort die Anspielung auf Bruce „Batman“ Wayne von DC und den Sandman von Vertigo. Sehr schön, wie der reiche Playboy hier durch den Kakao gezogen wird und sein Gegner Phantomias die Prügel einstecken muss, die sonst Spider-Man“durchleidet, bis er den Angreifer übertölpeln kann.

Die Geschichten sind trotz des Leit-Themas abwechslungsreich, denn verschiedene Autoren und Zeichner - überwiegend aus Italien, darunter Romano Scarpa - befassten sich unabhängig voneinander mit den unterschiedlichen Spielarten des fantastischen Genres und  mixen munter zum Horror Krimi-, SF- und Fantasy-Elemente. Der Grundton ist stets humorig, so wie man es von den Disney-Comics gewohnt ist, und selbst wenn die Spannung im Vordergrund steht, gibt es immer etwas zum Schmunzeln.

Es finden sich natürlich auch die Running Gags wie Dagoberts übertriebene Sparsamkeit, die ihn dazu treibt, gebrauchte Teebeutel wiederzuverwenden, Donalds Ängste, die er beiseitewischt, wenn man ihn damit aufzieht, Goofys Naivität, die aber stets des Pudels Kern beinhaltet, Gundel Gaukeleys Besessenheit vom Glückstaler etc.

Wer die detailreichen Bilder aufmerksam betrachtet, wird feststellen, dass einige Künstler in einem eigenwilligeren Stil zeichnen, sodass zum Beispiel Dagoberts Backenbart und die abstehenden Federn auf den Köpfen der jüngeren Ducks kräftiger wirken. Auch trägt Dagobert zur Abwechslung mal einen blauen statt des üblichen roten Gehrocks, und der Kneifer von Daniel Düsentrieb ist nicht rund sondern plötzlich eckig.

Über 500 Seiten Lesespaß zum kleinen Preis von 15,00 EUR warten auf Disney-Fans aller Altersstufen. Allerdings wendet sich die aufwändig gestaltete „Enthologien“-Edition (Hardcover, gutes Papier, Cover mit Foliendruck) vor allem an das reifere Publikum und Sammler, die schöne Bücher und keine vom häufigen Lesen zerfledderte Taschenbücher ins Regal stellen wollen.