Allein 4: Die roten Hügel (Comic)

Allein 4
Die roten Hügel
(Seuls – Les cairns rouges)
Text: Fabien Vehlmann
Artwork: Bruno Gazzotti
Übersetzung: Horst Berner
Lettering: Mirko Piredda
Piredda, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 13,00 EUR, ISBN 978-3-941279-63-6

Frank Drehmel

Nach dem tragischen Tod des machtbesessenen Anführers des Haifisch-Clans (vgl. Band 3), begleiten einige der neuen und fremden Kinder die fünf Freunde – Dodji, Leila, Terry, Camilla und Yvan – in deren Domizil in einem Grand-Hotel in der Stadt.

Auch wenn die Neuankömmlinge sehr unterschiedliche Interessen haben und zuweilen recht exzentrischen Zeitvertreiben wie "Einrichtungsgegenstände mit Baseball-Schlägern zertrümmern" nachgehen, sind nur zwei der Neuen wirkliche Außenseiter: die unheimlichen Geschwister mit den toten Augen, Alexander und Selene.

Das organisierte Zusammenleben wird gestört, als eines Nachts der Herr der Messer in eine Versammlung der Kinder stürzt und vor ihnen nach Hilfe stammelnd blutüberströmt zusammenbricht. Nicht wissend, wer oder was den ehemaligen Widersacher so zugerichtet hat, brechen einige Kinder in kleinen Teams in die neblige Stadt auf, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Es dauert nicht lange bis sie erste merkwürdige Anzeichen finden: in den Straßen aufgetürmte Müllberge, die mit roter Farbe markiert sind; unmittelbar darauf treffen sie auf die Affen: mit Zirkuskostümen bekleidete Tiere, deren Augen rot zu glühenden scheinen, die mit einer bemerkenswerten Intelligenz gesegnet sind und die augenscheinlich das Geschwisterchen des Herrn der Messer entführt haben.

Ein erster Befreiungsversuch misslingt angesichts der Intelligenz und der animalischen Wildheit der Tiere, so dass die Kinder gezwungen sind, Hals über Kopf zu fliehen. Dodji – die Verantwortung für das Desaster übernehmend – beschließt daraufhin, seine Führungsposition aufzugeben und die Gruppe zu verlassen. Nun ist es an Leila und vor allem Yvan, über sich selbst hinaus zu wachsen, um das Kleinkind zu retten. Und nicht nur äußere Gefahren bedrohen die Kinder, auch zwei der Ihren verfolgen Pläne, die nichts Gutes ahnen lassen und die auf den Tod Camilas, des Kindes also, das sie aus unerfindlichen Gründen fürchten, abzuzielen scheinen.

Lebten die bisherigen Alben der Reihe von der feinen Psychologisierung sowohl der einzelnen Charaktere, als auch der Gruppendynamik sowie von der unterschwelligen Mystery-Atmosphäre, so geht es in "Die roten Hügel" deutlich handfester zur Sache, nehmen nicht immer ganz plausibel inszenierte Action und – mit den menschlich handelnden Affen – ein vordergründiges Horror-Moment vergleichsweise viel Raum ein.

Diese neue Ausrichtung stellt zwar einen Bruch im Storytelling dar und wirkt in Teilen sehr effekthascherisch, allerdings tut das der Spannung keinen Abbruch, zumal dieses vierte Album mit einem wirklich üblen – sehr, sehr üblen – Cliffhanger endet.

Das Artwork ist von gewohnt exzellenter Qualität, wobei Bruno Gazzotti durchaus erneut und verstärkt sein Händchen für die dynamische Visualisierung von Action-Sequenzen unter Beweis stellt.

Fazit: Weniger tiefgründig als die ersten Bände, dennoch, spannend, dynamisch und unterhaltsam.