Samantha Young: Das Vermächtnis des Flammenmädchens (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 26. November 2015 12:45
Samantha Young
Das Vermächtnis des Flammenmädchens
(Darkness, Kindled, 2013)
Übersetzung aus dem Englischen von Yvonne Senn
Harper Collins YA!, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 320 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-395967-012-8 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Nach „Die Entscheidung des Flammenmädchens“ ist Ari zwar von dem Fluch befreit, das „Siegel Salomos“ zu sein, aber das bedeutet nicht, dass sie die Welt der Dschinns hinter sich lassen und so weiter machen kann, wie bisher, sondern eher im Gegenteil, sie wird nun in „Das Vermächtnis des Flammenmädchens“ noch tiefer in die Intrigen der magischen Welt gezogen.
Der „White King“, ihr eigener Vater, lässt sie jetzt zwar in Ruhe, nicht aber Asmodeus, er traktiert sie weiter mit seiner Bosheit, und andere der Feuergeister würden sie sogar lieber tot sehen. Aber das kann das junge Mädchen wegstecken, denn sie arbeitet weiter als Jägerin und viel mit Jai zusammen. Die beiden sind mittlerweile ein eingespieltes und erfolgreiches Team… und können sich nun endlich auch mehr Zeit für sich und ihre Liebe nehmen.
Ari genießt die Nähe zu ihrem Freund, auch wenn ihre Gefühle noch davon überschattet werden, dass sie Charlie, der ihr einmal fast eben so nahe gestanden hat, vielleicht nicht retten kann. Doch ist er inzwischen wirklich ganz und gar der dunklen Seite verfallen und damit zu einem Feind geworden? Sie lässt es darauf ankommen und wagt einen letzten Versuch, ihn zu retten, nicht ahnend, dass dies nur der Anfang von etwas ist, was die Welt der Menschen und Dschinns für immer erschüttern könnte.
Und schließlich hat sie nur noch eine Wahl - den Gefallen einfordern, den Azazil ihr schuldet, auch wenn das schwerwiegende Konsequenzen für sie haben könnte.
„Das Vermächtnis des Flammenmädchens“ liest sich wie der Nachklapp zur eigentlichen Trilogie, beantwortet aber auch die Fragen, die im vorhergehenden Band noch offen blieben. Denn noch ist der Heldin versagt geblieben, ihr Happy End zu erleben und ganz und gar mit dem Mann ihres Herzens glücklich zu werden. Immerhin ist sie aus den bisherigen Ereignissen gereift hervorgegangen und inzwischen eine erwachsene Frau, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, nicht mehr das unerfahrene Mädchen, das erst noch lernen muss, wie sie ihre Kräfte einzusetzen hat und wo die Grenzen des Machbaren sind.
Die Geschichte wird spannend erzählt, ist mit Action und Drama garniert, erlaubt aber auch der Romanze, weiter aufzublühen. Man merkt deutlich, dass der Roman auf ein junges Publikum ausgerichtet ist, denn nicht nur die Gewalt ist auf ein Mindestmaß reduziert, sondern die intimen Momente werden nur angedeutet oder rechtzeitig ausgeblendet.
Natürlich sollte man die ersten Bände kennen, da nichts mehr erklärt wird, ist das aber der Fall, darf man noch einmal in die magisch-exotische Welt der Dschinnen eintauchen und zusammen mit Ari gegen Intrigen und Verrat kämpfen.
Der Ausgang ist zwar klar, der Weg dahin wird aber unterhaltsam und flüssig erzählt, so dass keine Langeweile aufkommt. Alles in allem erfüllt die Geschichte so die Erwartungen der Leser: Eine starke und selbstbewusste Heldin darf noch einmal zeigen, was sie kann, um den letzten Schritt in die Erwachsenenwelt zu wagen und bleibt doch auch das Mädchen, das mit Herzschmerz und Drama zurechtkommen muss. Die Welt der Dschinns bleibt wie bisher eher schwammig und klischeehaft orientalisch, auch die Nebenfiguren sind auf das Maß an Beschreibung und Charakter reduziert, der benötigt wird, um die Geschichte funktionieren zu lassen.
Alles in allem ist „Das Vermächtnis des Flammenmädchens“ wie schon seine Vorgänger ein solider Liebesroman, der vielleicht ein paar phantastische Anklänge hat, aber Abenteuer und auch Fantasy deutlich gegenüber der Romanze und dem Drama zurückstellt. Jungen Leserinnen wird diese Mischung sicherlich gefallen, nicht aber denen, die einen komplexen Hintergrund und interessante Nebenfiguren erwarten.