100 Code (DVD)

100 Code
Schweden/Deutschland 2015

Von Christel Scheja

Skandinavische Krimis haben mittlerweile ihren festen Platz in Fernsehen und Kino. Oft genug werden erfolgreiche Formate wie die „Millennium“-Trilogie auch von den Amerikanern adaptiert. Nun aber hat man sich dazu entschieden, in einer direkten Co-Produktion die Elemente amerikanischer Noir-Filme mit der unterkühlten Erzählweise nordischer Krimis zu verbinden. Herausgekommen ist die 12teilige Serie „100 Code“.

 

In New York werden schon seit fast anderthalb Jahren immer wieder junge Frauen ermordet in der Nähe von Wasser aufgefunden. Da die Opfer ganz offensichtlich nach einem bestimmten Muster getötet werden, ist ein Serienkiller am Werk, dessen Motive auch nach intensiven Recherchen immer noch im Dunklen liegen. Schließlich erkennt der junge Polizist Thomas Conley Ähnlichkeiten zu einem Mordfall in Schweden und reist nach Stockholm. Dort soll er mit dem erfahrenen, aber inzwischen arbeitsmüden Mikael Eklund zusammenarbeiten, der eigentlich in den Ruhestand gehen will, weil er genug von dem hat, was ihn tagtäglich beschäftigen muss.

Die beiden unterschiedlichen Männer treffen zunächst in einer Atmosphäre aus Misstrauen und Ablehnung aufeinander und geraten mehr als einmal in Streit, da jeder ganz eigene Auffassungen von seinem Job hat. Eklund schätzt es etwa gar nicht, dass bei seinem amerikanischen Kollegen der Finger so locker am Abzug sitzt. Je mehr sich die beiden jedoch zusammenraufen, desto mehr erkennen sie, dass die Serienmorde nur der Gipfel eines Eisbergs sind. Denn auch wenn sie den Killer bald im Visier haben, so tut sich doch nun ein Abgrund auf, mit dem sie nicht gerechnet haben. Denn der Frauenkiller ist nicht so allein wie sie dachten und vor allem: Was hat der griechische Mythos um Hades und Persephone mit der ganzen Sache zu tun?


Zentrale Figuren der Serie, die sich als düsterer und vielschichtiger entpuppt, als man anfangs vermutet, sind der Amerikaner Thomas Conley, der auf den Straßen New Yorks gelernt hat, dass es gut ist, seine Waffe schneller ziehen zu können als jeder andere. Dominic Monaghan, bekannt aus „Lost“ und der „Herr der Ringe“-Trilogie, spielt seinen Cop als nüchternen und ruppigen Einzelgänger, der den harten Ton der Straße gelernt hat und gerne schon einmal über das Ziel hinausschießt.

Gegengewicht ist der weitaus ruhigere Inspektor Mikael Eglund, der zu viel Grauen gesehen hat und nun viel lieber in den Ruhestand gehen will, um für seine Tochter da zu sein, nachdem er es schon für andere Familienmitglieder nicht konnte. Michael Nyquist, bekannt aus der schwedischen „Millennium“-Trilogie, spielt den müden und vom Leben gezeichneten Mann, der eigentlich seine Ruhe möchte und seine eingefahrenen Prinzipien hat.

So sind die ersten Folgen auch damit beschäftigt, dass sich die beiden so unterschiedlichen Männer zusammenraufen, was nicht immer gerade friedlich geschieht, da gerade Thomas Conlay sich nicht einengen lassen und schon gar nicht brav in Eglunds erfahrenes Team einfügen möchte. Deshalb gerät der eigentliche Fall - die Suche nach dem Serienkiller-  erst einmal in den Hintergrund, was sich aber ändert… als sie bei ihren Ermittlungen herausfinden, dass nicht nur die Opfer, die alle jung und blond sind, sondern auch die Verdächtigen eine interessante Verbindung zueinander haben.
Nach und nach kommen sie einem düsteren Geheimnis auf die Spur, das bereits weitere Kreise gezogen hat, als sie dachten und ihnen nicht mehr nur einen Fall beschert, sondern gleich mehrere. Und wie man sich denken kann, spitzt sich auch für die Ermittler die Lage nach und nach immer mehr zu.

Das Ganze wird natürlich auch noch mit ein paar persönlichen Befindlichkeiten gespickt. Mikael Eglund hat durchaus seine Gründe, den Polizeidienst zu quittieren, genauso wie Thomas Conlay schon genug erlebt hat, um davon gezeichnet zu sein. Da sich auch noch eine kleine Romanze nebenher entwickelt, werden dem persönlichen Drama Tür und Tor geöffnet.

Erzählt wird das alles in dem unterkühlten Ton skandinavischer Krimis, auch wenn gelegentlich typisch amerikanische Entwicklungen durchschlagen. Aber gerade dieser Kultur-Clash gibt dem Geschehen eine besondere Note, die den Zuschauer immer mehr in den Bann schlägt, Dazu kommt eine Story die genauso intelligent konzipiert wie komplex ist und bis zum Ende die Spannung zu bewahren weiß. Überraschende Wendungen und neue Enthüllungen in jeder Folge sorgen jedenfalls dafür, dass man immer wieder - genauso wie die Helden - innehalten und nachdenken muss. Am Ende fügt sich dann alles so zusammen, wie es soll, ohne dass man den Ausgang wirklich hat kommen sehen.

Zwar gibt es dramatische Momente, aber auch sehr lange ruhige Phasen, aber das schadet der Gesamtkomposition nicht. Die Farbgebung und die Kameraführung sorgen zusätzlich für Atmosphäre, so dass besondere Spezialeffekte gar nicht von Nöten sind. An Extras gibt es ein interessantes Making of, zu dem auch kurze Interviews mit Cast und Crew gehören.

Erzählweise, Gestaltung und auch Charakterzeichnung machen „100 Code“ zu einer innovativen, aber auch unterhaltsamen Krimiserie, die die besten Elemente des skandinavischen Krimis mit dem besonderen Ton des amerikanischen Film Noir vereint und nicht nur mit einer durchweg spannenden Handlung, sondern auch sehr vielschichtigen Figuren punkten kann, die sich im Laufe der Ermittlungen auch noch sehr interessant weiterentwickeln.


DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch/schwedisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Making of, Interviews