Das UPgrade 2: Pioniernachmittag in Tenochtitlan (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 16. November 2015 20:27
Ulf Graupner
Das UPgrade 2
Pioniernachmittag in Tenochtitlan
Titelbild und Zeichnungen von Sascha Wüstefeld
Cross Cult, 2015, Hardcover, 64 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-86425-669-1
Von Christel Scheja
Ulf Graupner und Sascha Wüstefeld gewannen mit ihrer im Zitty-Verlag erschienen Serie „Das UPgrade“ im Jahr 2013 den ICOM-Independent Comic Preis. Cross Cult hat es nun übernommen, die Geschichte einem größeren Publikum und in besserer Aufmachung vorzustellen. Erschienen ist gerade der zweite Band der Serie, „Pioniernachmittag in Tenochtitlan“.
Im Mittelpunkt steht der einzige Superheld der DDR. Ronny Knäusel besitzt die Fähigkeit zu teleportieren, was irgendwann dem amerikanischen Surf-Rocker Cosmo Shleym aus Malibu auffällt, der ihn nicht nur aufspürt, sondern ihm auch einiges an westlicher Lebenskultur vermittelt, was der durch die Wende arbeitslos gewordene Mann bald zu schätzen lernt.
Aber nun holen Ronny verschüttete Erinnerungen und Ängste aus der Kindheit wieder ein, die ihn nach einem niederschmetternden Ereignis in der Gegenwart nicht mehr loslassen wollen und langsam in den Wahnsinn treiben. Zusammen mit seinen Freunden macht er sich deshalb auf die Suche nach Antworten. Die Spur führt von Sachsen aus schließlich in das Reich der Azteken, wo sie der Wahrheit schon ein wenig näher kommen… aber auch einem Feind, der mit einer List und Tücke vorgeht, die selbst einem Superhelden zu schaffen macht. Denn gegen weibliche List und Sex-Appeal ist auch ein aufrechter Pionier wie Ronny nicht sonderlich gefeit!
Die Geschichte klingt abgedreht. Nun, das ist sie auch und damit nicht unbedingt für die Leser interessant, die klare und stringente Abenteuer erwarten, in die sie sich vertiefen können. „Das UPgrade“ wirkt eher wie eine Ansammlung schräger Ideen, was man auch an „Pioniernachmittag in Technochtitlan“ merkt.
Autor und Künstler scheinen sichtlich Spaß daran zu haben, das Superhelden-Genre, aber auch die Klischees der DDR, auf die Schippe zu nehmen oder in ihr Gegenteil zu verkehren. Ein roter Faden ist zwar zu erkennen, wird aber nicht immer geradlinig verfolgt. Stattdessen gefallen sich Ulf Graupner und Sascha Wüstefeld darin, sich schräge Gags einfallen zu lassen, die teilweise auch im Vollrausch in ihre Köpfe gekommen sind, die Rock-Kultur zu feiern und ihren ungeschickten, manchmal auch sehr ungelenken Ronny von einem Fettnäpfchen ins andere tappen zu lassen - aber seine Freunde sind da auch nicht viel besser.
Der junge Sachse mag zwar übersinnlich begabt sein, aber seine Kräfte scheinen in diesem Band eher ein Fluch als eine Gabe zu sein. Ein Held und gar „super“ zu sein, davon ist die Hauptperson jedenfalls in diesem Teil der Geschichten weiter denn je von entfernt. Letztendlich zählt in der Serie wohl nicht die Geschichte - eher der Weg zum Ziel. Und mit dem können die beiden Künstler durchaus fesseln, wenn man als Leser dazu bereit ist, dem verrückten Trip zu folgen und sich mit den skurrilen Gags auseinander zu setzen.
Das schräge Geschehen wird zudem durch die eigenwilligen Zeichnungen und die kräftigen Farben unterstützt, bietet Popkultur reinsten Wassers: laut, frech und ganz und gar nicht gesellschaftskonform.
Alles in allem dürfte auch „Pioniernachmittag in Tenochtitlan“, der zweite Band von „Das UPgrade“ vor allem die Fans verrückter Ideen und ungewöhnlicher Gags ansprechen, die bei der Geschichte selbst auch schon mal ein Auge zudrücken, weil sie vor allem den Ideenreichtum der Künstler und deren Leidenschaft, diese auch umzusetzen, schätzen.