Soman Chainani: Es kann nur eine geben - The School of Good and Evil 1 (Buch)

Soman Chainani
Es kann nur eine geben
The School of Good and Evil 1
(The School of Good and Evil)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ilse Rothfuss
Titelillustration von Iacopo Bruno
Ravensburger, 2015, Hardcover, 508 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-473-40127-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Jedes Jahr verschwinden in dem kleinen Dorf Gavaldon zwei Kinder. Und jedes Jahr versuchen die besorgten Eltern, ihre Kinder zu beschützen - vergebens. Immer sind es ein Tunichtgut und ein herzensgutes Kind, deren Spuren sich im großen Wald verlieren. Und immer wieder finden die besorgten Bürger eines Tages ein neues Märchenbuch vor, in dem, oh Wunder, die verschollenen Kinder eine Rolle spielen.

Die Mär berichtet von einem fernen Land, einem Land, in dem Märchen wahr sind, in der die Figuren aus den Sagen leben und in dem die Zöglinge der Märchenfiguren, aber auch jedes Jahr zwei Kinder der Leser, in einer speziellen Schule unterrichtet werden.

Während sich all ihre Schulkameraden bibbernd und furchtsam unter ihrer Bettdecke verstecken, fiebert Sophie der Nacht regelrecht entgegen. Seit Jahren bereitet sie sich auf ihren großen Tag vor. Sie hat ihr seidig weiches, engelhaftes Haar gepflegt und stundenlang gebürstet, für Make-up und Schönheitsmittel ein Vermögen - ihres Vaters Geld, versteht sich - ausgegeben und weiß ganz genau: Sie wird ausgewählt, um auf die Schule der Guten zu gehen und als Prinzessin ihren Traumprinzen zu heiraten. Immerhin hat sie sich als gute Tat jahrelang schon um die gleichaltrige Agatha gekümmert, ein Mädchen, das in schweren Stiefeln und ungepflegt in einem sackähnlichen Etwas herumläuft, das natürlich, da ist sich das ganze Dorf einmal einig, auf die Schule des Bösen kommen wird.

Die Nacht der Nächte ist da - und wirklich werden die beiden Mädchen auserwählt, auf ihre jeweilige Rolle im Märchen vorbereitet zu werden.

Doch halt, da muss doch ein Fehler vorliegen! Sophie landet bestimmt fälschlich in der Schule des Bösen, während sich Agatha plötzlich mit Mani- und Pediküre, Styling und dem Sprechen mit Tieren herumschlagen darf. Das muss den Lehrern und dem Schulleiter doch auffallen, das ist doch so etwas von offensichtlich, dass hier eine tragische Verwechslung vorliegt… oder vielleicht doch nicht?


Einmal mehr wartet der Auftaktband einer Trilogie auf den Leser. Schon äußerlich sieht man dem Buch an, dass sich die Macher besondere Mühe gegeben haben. Geprägte Spotlackierung, ein wunderbar passendes Titelbild mit den beiden Schwänen - dem Wahrzeichen der Schule - im Zentrum und den beiden Schülerinnen oben drüber; ein Hingucker, der in jeder Buchhandlung für Interesse sorgen wird.

Auch inhaltlich braucht sich der Roman wahrlich nicht hinter den Konkurrenten verstecken. Es geht um Märchen - aber jetzt nicht etwa der langweiligen Art, sondern in einen modernen Kontext gestellt.

Nun ist das übernatürliche Internat spätestens seit Hogwarts ein fester Bestandteil in der Werkzeugkiste fast jeden Phantastik-Autors, doch auf die Feinheiten, da kommt es an. Und hier überzeugt Chainani durch Tempo, Witz und nicht zuletzt Einfallsreichtum. Immer wieder spielt er natürlich mit den Protagonisten am falschen Ort, darüberhinaus hat er sich aber auch jede Menge Unterrichtsstoff ausgedacht. Die Schule ist dabei sehr detailreich und interessant gezeichnet, Lehrer und Mitschüler werden schnell eingeordnet und man folgt beiden Protagonisten gerne in ihr jeweiliges Martyrium. Das hat viel Pepp, ein klein wenig Tiefgang und liest sich ob der originellen Ideen fesselnd, so dass Leserinnen-Herzen zwischen 14 und 94 höher schlagen werden.