Ritter des verlorenen Landes 4: Sil Valt (Comic)
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- Veröffentlicht: Samstag, 31. Oktober 2015 11:00
Ritter des verlorenen Landes 4
Sil Valt
(Complainte Des Landes Perdues, Cycle II. Les Chevaliers Du Pardon: Sil valt)
Text: Jean Dufaux
Zeichnungen: Jérémy (Petiqueux) & Philippe Delaby
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2015, Hardcover, 56 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86869-093-4
Von Frank Drehmel
Nachdem der Guinea Lord in einem Kampf mit der Mater Obscura, der Dämonin Saavarda, schwer verwundet wurde, zieht er sich in das Schloss seiner Mutter nach Nothurland zurück, um dort seine Wunde zu behandeln. Sil Valt von den Rittern der Vergebung, der dem jungen Seamus geschworen hat, den monströsen Widersacher zu töten, zieht es ebenfalls in die düstere Domäne der gleichermaßen gefährlichen wie wunderschönen Lady mit dem Hermelin, in deren Schloss Gewebe aus Tränen von den Decken hängen und vor deren Toren Heerscharen von heruntergekommenen hörigen Männern verzweifelt um ihre Liebe betteln.
Schon während ihrer ersten Begegnung beginnt der Ritter, der jungen Herrscherin zu verfallen. Und selbst als deren verkrüppelte, aber augenscheinlich wohlwollende Tochter den Neuankömmling nicht nur vor ihrer Mutter warnt, sondern ihm auch ein geheimes Zauberwort mit auf den Weg gibt, vermag Sil Valt es nicht, sich dem Zauber der betörenden Frau zu entziehen. Als der Ritter der Vergebung das Objekt seiner Begierde in seiner wahren Gestalt sieht, kommt es zum Kampf, in dem der Ritter zwar Hilfe von unerwarteter Seite erhält, in dem die Dämonin ihm aber schlussendlich ein schmerzhaftes und tödliches Gift injiziert. So muss sich der Ritter einer letzten Schlacht stellen.
Und auch für den jungen Seamus ist seine Reise und die Suche nach der Fee Sanctus noch nicht zu Ende.
Der Abschlussband des zweiten Zyklus wartet mit einer heroischen Geschichte auf, in der die dunklen metaphysischen Elemente die Handlung bestimmen, die an eine klassische Saga beziehungsweise keltische epische Erzählung und in ihrem Aufbau an ein Pen- & Paper-Rollenspiel beispielsweise im düsteren „Ravenloft-„Setting erinnert. Die Figuren funktionieren weniger als eigenständige Charaktere als vielmehr in ihren festen Rollen, wobei ihnen - jedenfalls den menschlichen Figuren - eine tiefe Tragik innewohnt und selbst der Guinea Lord zu guter Letzt des Lesers Mitleid erregt. Auch wenn im Hintergrund ein starkes psychologisches Moment wirkt, so dominieren doch große, plakativ-pathetische Gefühle und Leidenschaften sowie furios inszenierte Action die Story.
Das brillante, detailreiche wie düstere Artwork mit seinem cineastischen Ansatz, der intensiven Atmosphäre und den liebevoll markant gezeichneten Protagonisten trägt nicht nur zur Faszination dieses abschließenden Bandes bei, sondern lässt einen dem nächsten, den dritten Zyklus entgegenfiebern, wobei für das neunte Album „Tête noire“, dessen französische Veröffentlichung kurz bevorsteht, mit Béatrice Tillier eine neue Künstlerin gewonnen werden konnte.
Fazit: Ein in jeder Hinsicht würdiger Abschlussband des zweiten Zyklus: episch angelegt, düster, voller Mysterien und brillant visualisiert. Ein Fantasy-Highlight!