Uncanny Avengers 2 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. Oktober 2015 08:23
Rick Remender
Uncanny Avengers 2
Die Apocalypse-Zwillinge
(Uncanny Avengers 6-11, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von John Cassaday
Zeichnungen von Daniel Acuña
Panini, 2014, Paperback, 132 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-86201-918-2
Von Irene Salzmann
Skandinavien im Jahr 1013: Der Ase Thor begegnet dem mächtigen Mutant Apokalypse und seinen Reitern. Da Apokalypse eine Celestial-Rüstung trägt, kann Thor ihn nicht besiegen. Odin verweigert seinem Sohn eine entsprechende Waffe, woraufhin sich dieser mit Lokis Hilfe die Axt Jarnbjorn beschafft und Apokalypse eine Niederlage beibringt. Odin prophezeit, dass diese Tat üble Konsequenzen für Asgard und Midgard haben wird.
In der Gegenwart zeigt sich, dass Odin Recht behalten sollte. Nicht Loki, sondern der Zeitreisende Kang war es, der Thor angestiftet hatte, Odins Wort zu missachten, und nun ist er im Besitz von Jarnbjorn. Die Axt wird den Apokalypse-Zwillingen Uriel und Eimin zugespielt. Uriel tötet mit ihr einen Celestial. Daraufhin fliegen die beiden mit dem Celestial-Schiff zur Erde, um ihr Werk fortzusetzen: die Errettung des Homo Superiors. Die Avengers und alle anderen Helden scheinen machtlos…
Wieder einmal soll die Erde neu gestaltet werden. Wieder einmal soll die Menschheit vernichtet und der Homo Superior errettet werden. Wieder einmal mischen sich überlegene Mutanten mit göttlichen Waffen und kosmische Wesen ein. Wieder einmal sind die Helden ratlos und können bloß reagieren…
Man hat den Eindruck, die Verlage versuchen sich selbst und gegenseitig mit immer neuen Mega-Events zu übertreffen, bei denen es längst nicht mehr um die bodenständigen Kämpfe gegen Superschurken geht, sondern um immer gigantischere Auseinandersetzungen mit Wesen aus dem All, aus anderen Dimensionen, aus anderen Zeiten und, und, und. Die Ursachen für die Konflikte beruhen auf Fehlern, skrupellosen Verbrechen oder sogar unglücklichen Zufällen. Es kommt zu Katastrophen, die Helden kämpfen an vielen Fronten gleichzeitig, verbünden sich mit einstigen Gegnern - und irgendwann findet einer in der dunkelsten Stunde, als alles verloren scheint, die Lösung, eventuell unter Opferung seines Lebens und der Option auf eine wundersame Rückkehr.
Es reicht aber nicht, gigantomanische Endzeit-Szenarien zu konzipieren und sie nacheinander durch die Hefte zu jagen, um Spannung zu erzeugen und die Leser zu binden. Im Gegenteil, allmählich wird man dieser Storylines müde und wünscht sich die Rückkehr zu nachvollziehbaren Problemen, die die Menschen und ihre Beschützer unmittelbar betreffen. Von daher gefallen einem in diesem Band auch die Nebenhandlungen und zwischenmenschlichen Momente am besten, sei es die noch junge Beziehung, die Havoc und Wasp geknüpft haben, die Ablehnung, die Rogue und Scarlet Witch füreinander empfinden oder die Schilderung des Fehlers, den Thor in seinen überheblichen jungen Jahren beging, sowie die Auflösung, wer die vier aktuellen apokalyptischen Reiter, ausnahmslos bekannte und ‚verstorbene‘ Helden und Schurken, sind.
Die zeichnerische Umsetzung ist angemessen. Die Bilder, die teilweise etwas klecksig wirken, sind überwiegend in sehr dunklen, düsteren Farben gehalten, die die bedrohliche Atmosphäre, die über allem liegt, unterstreichen.
Da der Band mit einem Cliffhanger endet und das Schicksal der Erde offen bleibt, erhält man kein rundes Abenteuer und muss auch die Fortsetzung lesen, will man wissen, ob es den Helden gelingt, die Apokalypse-Zwillinge an ihren grausamen Plänen zu hindern.
Im Moment ist „Uncanny Avengers“ als Lektüre nur für eingefleischte Fans und Sammler richtig interessant, obwohl das Konzept, Mutanten und Menschen, die ihre Gaben auf andere Weise erhalten haben - „X-Men“ und „Avengers“ -, in einem Team zu vereinen, zunächst sehr vielversprechend geklungen hat und außerdem eine tolle, nicht alltägliche Besetzung (Wolverine, Sunfire, Wonder Man, Captain America etc.) die Avengers Unity Squat ausmacht.