D9E - Die neunte Expansion 9: Der sensationelle Gonwik, Dirk van den Boom (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 18. Oktober 2015 13:52
D9E - Die neunte Expansion 9
Der sensationelle Gonwik
Dirk van den Boom
Titelillustration von Ernst Wurdack
Wurdack, 2015, Paperback, 258 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-9555-6018-8 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Es sind allenfalls noch Wochen, bis die neunte Expansion startet - und erneut weite Teile der noch freien bekannten Galaxis von den Hondh besetzt und ihrem Herrschaftsgebiet angegliedert werden. Widerstand erscheint angesichts des übermächtigen technischen Vorsprungs vergebens zu sein, und dennoch ist das Den-Haag-Institut bemüht, eine Opposition gegen die Invasoren aufzubauen, neue Erkenntnisse über diese zu bekommen und an dem Traum von Freiheit und Selbstbestimmung festzuhalten.
Unterstützt und mitfinanziert wird das Institut durch die Roboterzivilisation der Mechanischen Hoheit. Als diese glaubt, ein uraltes, verschollenes Relikt auf einem archaischen Planeten, der in Kürze von den Hondh überrannt zu werden droht, lokalisiert zu haben, bitten sie die Crew der „Interceptor“ bei der Beschaffung des Konziliators behilflich zu sein.
Dass die Welt Berenike von den Robotern als Studienobjekt mit planetaren Ausmaßen genutzt wird, sollte ihnen die Bergung eigentlich erleichtern. Dass sich die lokale Kirche das Gelände des Fundes für die Errichtung eines neuen Gotteshauses gesichert hat, war allerdings nicht vorherzusehen. Genausowenig wie die Tatsache, dass die Agenten der Hondh schon lange vor Ort sind und nur darauf warten, die Expedition zu unterwandern…
Die titelgebende neunte Expansion beginnt. Wer nun aber gedacht hat, dass nunmehr die Zeit ausgiebiger Raumschlachten angebrochen sei, zumal noch bei einem Autor, der solches wunderbar mitreißend zu beschreiben weiß, reibt sich ein wenig verwundert die Augen. Statt armdicke Laserstrahlen, die das All durchschneiden, statt Torpedos, die schwarmartig auf Raumschiffe zujagen, erwarten uns ein Jongleur und ein Kommandoeinsatz. Gewalt kommt im Roman kaum vor, und wenn dann einmal die Zeit der Waffen gekommen ist, liegt das Augenmerk mehr auf den Figuren, ihren Gefühlen und Geheimnissen, als auf packenden Kämpfen.
Dabei nutzt der Autor in zwei alternierenden Handlungssträngen ganz unterschiedliche Sichtweisen, um uns seine Geschichte zu erzählen. Über den einheimischen Jongleur berichtet er uns vom einfachen Volk, das in einer feudalen Gesellschaft lebt und vom Klerus bestimmt und beherrscht wird. So lernen wir die Welt aus dem Blickwinkel eines dort Lebenden kennen und spüren die mehr oder minder unterschwellige Bevormundung durch die heilsversprechende Kirche.
Im zweiten Subplot begleiten wir die Crew auf ihrer Expedition, die letztlich ohne große Überraschungen oder sensationelle Enthüllungen routiniert zu einem vorläufigen Ende gebracht wird - Fortsetzung folgt.
Ein wenig vermisse ich nach wie vor, dass die Autoren endlich den Schleier um die Hondh zumindest ein wenig heben, und der lang und ausführlich aufgebauten Drohung ein Gesicht geben. Bei all der Exotik, die durch die unterschiedlichen Herangehensweisen, Schauplätze und Gestalten erreicht wird, mangelt es noch an wirklichem Fortschritt.
So reiht sich vorliegender Roman relativ unauffällig in die Edition um „D9E“ ein, liest er sich nett aber unspektakulär, ohne dem Serien-Kosmos wirklich viel Neues hinzuzufügen.