Andreas Gruber: Northern Gothic - Dreizehn unheimliche Geschichten (Buch)

Andreas Gruber
Northern Gothic - Dreizehn unheimliche Geschichten
Titelillustration von Michael Schubert
Luzifer, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 340 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-95835-077-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Meine literarische Bekanntschaft mit Andreas Gruber reicht schon lange zurück. Vor gut 15 Jahren, als ich begann, neben Außenlektoraten und Rezensionen auch Autoren und Herausgeber zu interviewen, kontaktierte ich den Österreicher und bat darum, dass er mir Rede und Antwort stehen würde. Liebenswürdigerweise sagte er sofort zu und ließ mich und die interessierten Leser ein wenig an seinem Leben und Wirken teilhaben.

Natürlich begleiteten mich damals wie in der Folgezeit seine Werke, die ihn nur allzubald aus den Armen der Kleinverlage in die Redaktionsstuben der großen Verlage führten. Zwar standen auf dem Waschzettel nicht länger der Begriff Horror, ja selbst die Worte phantastische Erzählung tauchten nicht länger in den Beschreibungen auf, doch seine Thriller hielten für die begeisterten Leser genügend unheimliche Spannung bereit, um ihn und seine Bücher auf die Bestsellerlisten zu hieven.

Trotz all dieser verdienten Erfolge aber hat Gruber sein Faible für die phantastische Kurzgeschichte nie vergessen. Immer wieder stellt er Beispiele seiner Fabulierkunst Anthologien zu Verfügung oder bereichert Magazine mit seinen Erzählungen. Dreizehn von diesen, eine davon eine Erstveröffentlichung, hat er nun zusammengefasst und seinen Fans über den LUZIFER-Verlag zugänglich gemacht. Und da wartet dann so allerlei Abwechslungsreiches auf den Interessierten.


Mal geht es in den Zombie-Wilden-Westen, wobei der Klassiker um die Earps und Doc Holliday ein etwas anderes Ende nimmt, als bislang bekannt. Weiter erwartet uns der jüngst verstorbene Honoratior, dessen Tochter noch eine Rechnung mit ihrem Erzeuger und dem Rest der Vorzeige-Familie offen hat. Hexen treten ebenso auf, wie ein alternder Sherlock Holmes und sein Freund Dr. Watson, ein Auftragskiller kümmert sich herzergreifend um seine Nachbarn; oder besuchen Sie doch lieber eine Klinik der besonderen Art? Für jeden Geschmack hält der Band etwas bereit. Selbst einen Ausflug in die High Fantasy gilt es zu bestaunen, wenngleich die Titelstory als krönender Abschluss über allem steht.


Dabei fällt auf, dass Andreas Gruber unheimlich abwechslungsreich und vielfältig zu unterhalten weiß. Immer versteht er es, stilistisch ansprechend, den Leser zunächst in eine Realität zu ziehen, die uns bekannt und vertraut erscheint. Dann, plötzlich und unerwartet, kippt die Handlung, verblüfft durch eine so nie vorhersehbare Wendung hin ins Übernatürliche, Makabre oder Angst einflößende.

So zeigt dieser Sammelband geradezu exemplarisch, welch abwechslungsreicher und phantasievoller Autor Gruber ist, wie gekonnt er seine Plots aufbaut und wie routiniert und frisch er seine Leser unterhält.