Glen Cook: Seelenfänger - The Black Company 1 (Buch)

Glen Cook
Seelenfänger
The Black Company 1
(The Black Company)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Andrea Blendl
Titelillustration von Kiss Lászl
Mantikore, 2015, Paperback, 384 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-945493-28-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Sie gehören zu den gefürchtetsten Kämpfern ihrer Welt - als Schwarze Kompanie sind sie selbst bereits eine Legende, und sie sind käuflich. Söldner nennt man sie, aber nur, wenn ganz sicher ist, dass sie dies auch ja nicht mitbekommen, denn sie sind die Besten in ihrem Gewerbe, auch weil sie fähige Magier in ihren Reihen haben. Wenn sie einmal einen Kontrakt unterschrieben haben, dann stehen sie treu und ergeben zu ihrem Auftraggeber - solange sie denn bezahlt werden.

Doch auch die Black Company weiß, wann sie auf verlorenem Terrain kämpft, wann ein Sieg zu teuer oder gar unerreichbar wird. Dann sind die Männer und Frauen… nun, nennen wir es kreativ und erfinderisch in ihrer Treue - für einen toten Auftraggeber muss schließlich keiner den Hals hinhalten.

In der Küstenstadt, in der sie gerade ihrer Beschäftigung nachgehen, ist eine Grenze erreicht. Mit Geschick und Glück ist hier kein Blumentopf mehr zu gewinnen, so dass sie das Angebot eines neuen Kontrakts, der sie zum legendären Nordkontinent führt, gerne annehmen. Dort ist die finstere Lady aus ihrem Schlummer erwacht; die Bruderschaft der Weißen Rose, schon vor Urzeiten die einzige Macht, die der Lady Paroli bieten konnte, tritt an und die Soldaten der Kompanie finden sich mittendrin. Aus Sicht des Chronisten und Arztes Croaker erleben wir mit, wie die Kompanie das tut, was sie am besten kann – überleben…


Weit über ein Jahrzehnt ist es nun her, dass Blanvalet die erste Trilogie um die Black Company auf Deutsch auflegte. Bereits vorher hatte man mit Cooks ironisch-augenzwinkernder „Karenta“-Serie einen Treffer landen können, nun wartete ein etwas anderer Lesestoff auf die Fans, der aber beim Publikum nicht recht ankam.

Düster geht es zu in den rund 10 Romanen, von denen lediglich die ersten drei Bücher ins Deutsche übertragen wurden - die Leser waren verblüfft und vermutlich auch enttäuscht, dass ganz ungewöhnliche Fantasy-Kost auf sie wartete.

Heute, nachdem uns „Game of Thrones“-Helden der eher zwielichtigen Art nahegebracht hat, nachdem politische Verwicklungen und Kämpfer, die nie ganz gut oder ganz böse sondern eher lebensecht gezeichnet werden eher an der Tagesordnung sind, könnte die Serie, die Mantikore neu übersetzen lässt, wohl besser einschlagen als kurz vor der Jahrtausendwende.

Allerdings ist „Seelenfänger“ wahrlich keine einfache Lektüre. Es gibt schlicht keinen Helden, dem man gerne in den Kampf folgt, von Gerechtigkeit, von moralischer Instanz, wollen wir mal gar nicht reden.

Der Archivar der Kompanie schildert uns unprätentiös und in einem lakonischen Tonfall die Vorkommnisse, denen er und seine Kameraden ausgesetzt sind. In dem endlosen Krieg, dessen Grund keiner mehr kennt und dem alle ausgesetzt sind, verliert sich jegliche moralische Richtschnur. Cook wertet hier nicht, er deutet mehr an, als dass er wirklich in seine Gestalten hineingeht und überlässt es dem Leser, seine Schlüsse zu ziehen. Dies führt dazu, dass man als Rezipient, obwohl die Handlung mehr dahinplätschert als dass sie einen mitreißt, immer am Ball bleibt, dass man sehr genau liest und beobachtet, was mit den Gestalten passiert, wie diese reagieren und wie alles zu bewerten und einzuordnen ist. Selbst die vielen Kämpfe, denen eine Söldnertruppe natürlich ausgesetzt ist, werden eher lakonisch beschrieben, interessanter die die Suche nach den verborgenen Plänen der Drahtzieher, wer diese sind, was sie beabsichtigen und zu erreichen suchen.

Das ist Sword & Sorcery, aber eher der dunklen Art, die die Übersetzerin Andrea Blendl vorzüglich ins Deutsche übertragen hat. Für Fans der etwas anderen Fantasy eine Empfehlung-  mit der Hoffnung, dass Manikore auch die noch nicht übersetzten Bände nach und nach vorlegen wird.