Matthew Stover: Overworld - Acts of Caine 1 (Buch)

Matthew Stover
Overworld
Acts of Caine 1
(Heroes Die)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Helena Tamis
Titelillustration von Alejandro Colucci
Festa, 2015, Paperback, 478 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-363-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Es ist schon so eine Crux mit den Gefühlen. Selbst wenn man ein gefeierter Star ist, den Millionen von Fans anhimmeln, ist man vor Gefühlen nicht geweiht.

Hari Michaelson folgen in seiner Rolle des Caine Unzählige nach Overworld, einer Parallelwelt, in der er seine Abenteuer erlebt. Dank eines raffinierten ins Gehirn implantierten Geräts, zeichnen findigen Studios die Erlebnisse der Helden quasi aus dem Inneren auf, erleben die Konsumenten im Cube nicht nur die Handlung sondern auch Gerüche, Geräusche und Empfindungen realitätsgleich mit.

Caine war einer der Besten der Branche. Als Auftragsmörder erledigte er seine Expeditionen, bis er sich in eine Kollegin verliebte. Dass sie inzwischen getrennt sind hat an seinen Gefühlen nichts geändert. Als seine Geliebte dann von einem despotischen Magier und selbsternannten Gott auf Overworld gejagt und gefangengesetzt wird, unterschreibt er trotz aller Vorbehalte und Überzeugungen einen neuen Kontrakt - Caine gegen den Rest der Welt; eine Chance hat er nicht, doch das ist den allmächtigen Studiobossen egal, für sie zählt nur der Umsatz. Doch vielleicht unterschätzen sie Caine ja auch…?


Matthew Stover hat, bis er vor ein paar Jahren weitgehend aufhörte zu publizieren, mit seinen „Star Wars“-Romanen für Aufmerksamkeit gesorgt. Neben diesen Romanen fiel er insbesondere durch seine vier Werke um den Kämpfer Caine auf. In diesen verbindet er gekonnt eine Rahmenhandlung aus einer nahen, durchaus realistisch anmutenden Zukunft mit Fantasy-Elementen.

Allmächtige Wirtschaftsführer bestimmen ohne jegliche Moral über die Menschen, die in ihren Diensten stehen, Kommerz und Gewinn geht dabei jederzeit über das, was wir als Menschenrechte bezeichnen und was in dieser Zukunft schon lange ausgesetzt wurde. Bücher, noch dazu solche mit kritischem Inhalt, sind ebenso verboten wie freie Meinungsäußerung oder Kritik an den herrschenden Umständen. Das Volk wird mit Brot und Spielen ruhig gestellt. Spiele aber, die dank einer hochgezüchteten Technik weit realer wirken, als je vorher. Mittels einer Erfindung werden die Darsteller, gefeierte Stars, in eine archaische Parallelwelt versetzt, erleben dort unter Einsatz ihres Lebens ihre Abenteuer im Kampf der Rassen gegen- und miteinander.

Die Kämpfe werden von Stover, der selbst Kampfsportler ist und eine eigene Selbstverteidigungskunst erfunden hat, sehr martialisch, temporeich und brutal geschildert. Diese sehr packenden Schilderungen sind es denn auch, die den Autor und dessen Caine-Romane zum Kult werden ließen. Unverständlich dabei, dass die deutschen Verlage diese überaus gelungene Mischung aus SF-Elementen und Heroic-Fantasy-Versatzstücken bislang sträflich übersehen haben. Die US-Erstauflage des vorliegenden Bandes erschien immerhin bereits 1998, so dass Zeit genug gewesen wäre, den Autor für den deutschen Markt aufzubauen.

Des einen Leid, des anderen Freud, Frank Festa hat nun zunächst die ersten beiden Caine-Romane angekauft. Obwohl Festa als Haus des Horrors bekannt ist, hat der Verleger mit der wunderbar gestalteten Conan-Ausgabe bereits bewiesen, dass ihm auch die Action-Fantasy, die Sword & Sorcery, am Herzen liegt. Hier fügen sich die Caine-Romane wunderbar ein.

Im ersten Teil der kleinen Reihe, der mit einem fiesen Cliffhanger endet, erwarten den Leser nicht nur faszinierende Welten sondern auch Folter-Szenen, auf die jeder Horror-plot stolz wäre. In Kombination mit den fesselnd beschriebenen Kampf-Szenen und der gelungenen Persiflage auf gängige Helden-Stereotypen erweist sich der Roman, hat man sich einmal in dem Weltenaufbau eingefunden, als Pageturner. Nichts für Feen und Blümchen-Fantasy-Liebhaber, aber für alle Fans von Kane, Conan und Elric definitiv eine Empfehlung wert.