Steam Noir 4: Das Kupferherz 4 (Comic)

Verena Klinke & Felix Mertikat
Steam Noir 4
Das Kupferherz 4
Cross Cult, 2015, Hardcover, 112 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-86425-137-5

Von Christel Scheja

Lange hat es gedauert - aber dafür präsentieren Verena Klinke und Felix Mertikat den Abschluss ihrer „Steam Noir“-Reihe auch mit größerem Umfang und einer Galerie, in der verschiedene Künstler ihre Visionen der Figuren und Welt vorstellen. Und die zwei Jahre des Wartens haben sich ausgezahlt: Die Geschichte nimmt sich die Zeit, ein wirklich rundes Ende zu finden, das aber auch die Atmosphäre der Saga bewahrt.

 

Zwar weiß Heinrich Lerchenwald nun, was es mit dem „Kupferherz“ auf sich hat, damit scheinen aber auch seine letzten Chancen vertan, seinen sterbenden Sohn Albrecht zu retten. Stattdessen steckt er umso tiefer in den Intrigen fest, die der Wunderdoktor und Wissenschaftler Presteau und der Wiederkehrer Leander um ihn gesponnen haben. Zwar zieht sich letzterer schon bald aus der Affäre, da er keinen Grund mehr hat, jetzt noch weiter zu leben - aber die Probleme für die anderen Beteiligten bleiben bestehen.

Lerchenwald ist immer noch vom Leonardsbund geächtet und wird von der Schutzwacht verfolgt, das Kupferherz scheint nun für ihn nur die geringste Sorge zu sein. Sein Sohn könnte inzwischen tot sein, und damit auch der letzte Grund, um in irgendeiner Form weiterzumachen. Zudem nähern sich die nächsten „Blinden Tage“, die Landsberg und den Rest der Welt ordentlich zusetzen könnten.

 Es bleibt ihm schließlich nur noch eine Wahl, den Sprung nach vorne zu wagen und Unterstützung beim „Kalendarischen Orden“ zu suchen, der viel mehr über die wiedergekehrten Seelen weiß und eigene Pläne mit ihnen hat.

Die Leute, die ihn nun unter ihre Fittiche genommen haben, enthüllen ihm schon bald Geheimnisse, die nicht nur die Ordnung der jetzigen Welt erschüttern, sondern auch schon bald das Angesicht des Diesseits verändern wird. Und er könnte eine wichtige Rolle darin spielen, wenn er nur bereit wäre, das größte Opfer zu bringen.


Auch wenn schon im letzten Band viele Geheimnisse ans Licht kamen und das titelgebende Kupferherz schon lange keine Überraschungen mehr birgt, so haben sich aufmerksame Leser doch schon immer gefragt, was wirklich dahinter steckt - wie sich die vielen wiedergekehrten Seelen erklären lassen und was Leonardsbund und Schutzwacht eigentlich so massiv zu vertuschen versuchen. Auch fragt man sich, welche Rolle Heinrich Lerchenwald eigentlich wirklich spielt, auch wenn seine größte Motivation vielleicht die Rettung seines Sohnes ist, die ja nun auch so gut wie gegessen zu sein scheint. Aber es gibt auch Leute, die tatsächlich noch zu schätzen wissen, was er ist und kann.

Der vierte Band gibt endlich die Antworten auf die meisten noch ungeklärten Fragen. Mit dem Kalendarischen Orden kommt eine Macht ins Spiel, die Verbindungen zwischen den Andeutungen und Hinweisen aus den früheren Bänden schafft und vor allem dem Hintergrund mehr Farbe und Tiefe verleiht.

Der Leser taucht tiefer denn je in die Geheimnisse Landsbergs ein, erfährt, dass viel mehr hinter den Überbleibseln der Vergangenheit steckt als gedacht, auch Dinge, die man dem Helden bisher bewusst vorenthalten hat.
Heinrich Lerchenwald wird so zum Forscher, zum Mittler zwischen dem Leser und den Künstler und ist derjenige, für den sich die Mosaiksteine zu einem klaren Bild zusammenfügen, durch das er eine nachvollziehbare Entscheidung treffen kann.

Natürlich gibt es zwischendrin auch immer wieder dramatische Kämpfe und Auseinandersetzungen, aber diese werden nur sehr punktuell eingesetzt - wann immer es wirklich in die Handlung passt. Ansonsten dringt der Leser zusammen mit dem Helden immer mehr in die Mysterien der Vergangenheit ein und bekommt so einen klaren Eindruck der faszinierenden Welt, die vertraut und fremd zugleich ist.

Wie immer überzeugen Details und Farbgebung, durch die eine intensive Atmosphäre entsteht. Auch die Steampunk-Elemente fügen sich gelungen in das Gesamtbild ein und wirken nicht wie Fremdkörper - die Epoche spiegelt sich auch im Verhalten und Denken der Figuren wider.

Alles in allem ist „Das Kupferherz“ 4 der gelungene Abschluss einer außergewöhnlichen Reihe zwischen Fantasy und Steampunk, da die Künstler auch die letzten Puzzleteile ihrer Geschichte sauber und glaubwürdig zusammenfügen und den Leser damit rundum zufrieden zurücklassen. Auch Zeichnungen und Farbgebung bleiben auf einem gewohnt hohen Niveau und verleihen der düster-melancholischen Story die richtige Stimmung.