Mark Brandis 32: Der Pandora-Zwischenfall (Hörspiel)

Nikolai von Michalewsky (Buch) & Balthasar von Weymann (Skript)
Mark Brandis 32
Der Pandora-Zwischenfall
Sprecher: Michael Lott, Claudia Urbschat-Mingues, Dorothea Lott u.a.
Folgenreich, 2015, 1 CD, ca. 78 Minuten, ca. 8,99 EUR

Von Christel Scheja

Nun ist es soweit, es heißt Abschied nehmen. Mit der 32. Episode endet die Hörspielserie um Mark Brandis, da nun auch keine Originalromane mehr vorliegen, auf die die Macher sich hätten stützen können. Sicherlich wäre auch noch die Option geblieben, die Saga alleine fortzusetzen - aber dann hätte sie nicht mehr den Geist ihres Schöpfers Nikolai von Michalewsky geatmet. Dabei wäre sicherlich gerade „Der Pandora-Zwischenfall“ prädestiniert, ein neues Kapitel in der Geschichte aufzuschlagen.

 

Weil es aufgrund von Problemen mit den Raumnotrettern nicht mehr so gut läuft und auch die letzten Rückschläge und Verluste ihre Spuren hinterlassen haben, entscheidet sich Mark Brandis ein Angebot seines alten Freundes John Harris von der VEGA anzunehmen, nämlich die Leitung eines Projekts, das die Republiken und die Union gemeinsam auf dem Jupitermond Callisto betreiben.

Dort wird eine ganz besondere Crew auf den Sprung zu den Sternen vorbereitet. Die künstlich geschaffenen Astraliden wurden für die lange Reise durch das All optimiert, ihre Körper halten nicht nur mehr aus als die von Menschen, sie haben auch eine längere Lebensdauer. Allerdings sind sie emotional auf dem Stand von Jugendlichen, denen man ihre Emotionen vorenthalten hat.

Schon bald nach der Ankunft merkt Mark, dass das Projekt unter keinem günstigen Stern steht. Es hat bereits mehrere Todesfälle gegeben und er selbst weiß nicht so recht, was er von den künstlichen Geschöpfen halten soll, die zwar wie Menschen aussehen, sich aber nicht so benehmen. Glücklicherweise ist diesmal seine Frau Ruth bei ihm und wird in den kommenden schweren Zeiten zu einem Anker, an dem er sich festhalten kann.


Die treuen Zuhörer wissen, „Mark Brandis“ hat eine abenteuerliche Reise mit Höhen und Tiefen hinter sich, was man sowohl zu den Personen als auch zur Hörspielserie sagen kann. Auch wenn die einzelnen Episoden immer sehr gut produziert und die Sprecher ganz bei der Sache waren - nicht jede Geschichte hatte genug Potential, um über die ganze Strecke zu fesseln. Aber „Der Pandora-Zwischenfall“ darf noch einmal beweisen, was die Serie gegenüber vielen anderen ausgezeichnet hat: Hier dreht es sich immer um den Menschen und niemals um die Technik allein.

Diese ist Mittel zum Zweck und nicht mehr. Action und Abenteuer kommen nicht zu kurz, wie man auch diesmal merkt, als ein unbekanntes Raumschiff eine Bombe über dem Stützpunkt abwirft, aber genau so wichtig sind auch moralische und ethische Fragen. Diese klingen immer wieder im Zusammenhang mit den Astraliden an. Darf der Mensch wirklich Gott spielen? Hat er das Recht, lebende und atmende Geschöpfe nach seinem Willen zu formen, obwohl sie einen eigenen Verstand haben? Und ist man wirklich schon bereit, zu den Sternen vorzustoßen und sich fremden Welten und Rassen zu stellen?

Einige der Fragen bleiben offen und regen zum Nachdenken an, genauso wie am Ende der Geschichte eine Option bleibt. Mark Brandis selbst könnte sich auf das größte und vermutlich auch letzte Abenteuer seines Lebens einlassen und sich dabei weiterhin treu bleiben.
Alles in allem ist das Abenteuer in sich rund und bietet noch einmal alles auf, was die Geschichten rund um den Commander der Vega und Obmann der Raumnotretter so besonders gemacht hat. Am Ende ist man zufrieden und zugleich traurig, dass es nun nicht mehr weiter geht… aber vielleicht ist es auch besser so, da man die Serie so in allerbester Erinnerung behält.

Mit der 32. Folge, „Der Pandora-Zwischenfall“, findet „Mark Brandis“ einen angemessenen Abschluss, der noch einmal zeigt, welches Potential die Saga entfesseln kann, wenn das Thema ansprechend ist. Mit einem lachenden und weinenden Augen heißt es nun Abschied zu nehmen, wo die Serie einen weiteren Höhepunkt erreicht und so als etwas Besonderes im Gedächtnis bleibt, bevor sie überhaupt die Chance bekommt, sich zu überleben.