Hannah Steenbock, Sabrina Hubmann & Markus Skerhut (Hrsg.): Windjäger und andere phantastische Pferdegeschichten (Buch)

Hannah Steenbock, Sabrina Hubmann & Markus Skerhut (Hrsg.)

Windjäger und andere phantastische Pferdegeschichten

Titelbild: Chris Schlicht

p.machinery, 2015, Paperback, 192 Seiten, 8,90 EUR, ISBN 978-3957650337

Von Christel Scheja

Pferde gehören zu den Tieren, denen sich viele Menschen nahe fühlen, besonders Mädchen in einem bestimmten Alter können nicht genug von ihnen bekommen, vor allem wenn sie Reiten gehen dürfen. Auch in der Fantasy-Literatur sind sie nicht wegzudenken, allein schon als wichtige Fortbewegungsmittel, seltener als intelligente Gefährten an der Seite der Helden oder magische Geschöpfe. Deshalb macht auch eine Sammlung wie „Windjäger“ durchaus Sinn, verbindet sie doch beide Welten miteinander. Dreizehn Autoren haben ihre Phantasie spielen lassen. Eingebettet sind ihre Geschichten in eine Rahmenhandlung.

 

Aufgeregt verlässt Janina in dem kleinen Ort Thissenrode den Zug. Ganz besondere Reiterferien erwarten sie, ein Sommercamp, in dem sie nicht nur ihren geliebten Pferden nahe sein wird, sondern auch viele Abenteuer erleben darf, dessen ist sie sich sicher. Schon am Bahnhof freundet sie sich mit Ditte und Jula an, gleichaltrigen Mädchen.

Abgeholt werden die Kinder stilecht von Fliegender Hirsch, einem Indianer, mit einem Planwagen. Und auch sonst ist alles so gestaltet, als würden sie wirklich auf der Prärie leben und in das Leben der Ureinwohner Amerikas eintauchen. Und als wäre das noch nicht alles aufregend genug, taucht an den Abenden am Lagerfeuer ein Geisterpferd auf. Somnabul entführt jeden einzelnen von ihnen in einen ganz besonderen Traum, in dem Pferde mehr als nur eine Nebenrolle spielen.

Felix etwa findet sich im Mittelalter wieder und muss einem schönen Burgfräulein beistehen, aber er versagt bitterlich, als er sich einem gefährlichen Gegner stellen muss. Doch ist das wirklich eine Schande? Noel sitzt seit einem schweren Unfall im Rollstuhl und leidet darunter, dass er auch sein Pferd verloren hat, deshalb kommt er gar nicht so wirklich mit den Gegebenheiten zurecht. Doch nun muss er erfahren, dass er mit seinen Gefühlen ins Reine kommen muss, wenn er eine andere Seele erlösen will. Sally freundet sich mit einem Feuerpferd an und erkennt dessen Macht und Fähigkeiten… gerade als es darum geht, jemandem beizustehen. Lukas hingegen lässt sich auf ein gefährliches Abenteuer ein, als seine Schwester im Sterben liegt. Er ahnt nicht, dass nur er sie retten kann. Und der junge Said nimmt an einem gefährlichen Rennen durch die Wüste teil, das nur ein Zauberpferd gewinnen kann.


Die Idee, die einzelnen Geschichten in eine Rahmenhandlung einzubetten, gibt der Anthologie richtig Schwung, bringt sie doch etwas mehr Leben in die Figuren und verbindet die teilweise sehr unterschiedlichen Erzählungen miteinander. Denn sehr viele sind auch mit der Vergangenheit, persönlichen Schwächen und Ängsten der Kinder verbunden. Träume dienen nicht selten dazu, um Lösungen zu finden und mit den schmerzhaften Erlebnissen abzuschließen, um zuversichtlicher in die Zukunft schauen zu können. Das wird vor allem bei der Geschichte von Noel deutlich, der noch immer damit hadert, im Rollstuhl zu sitzen.

Durch die kleinen Einschübe lernt man die jugendlichen Helden gleich besser kennen - auch wenn dort nicht sonderlich viel passiert. Aber passionierte Reiter jeden Alters werden vieles wiedererkennen und sich umso heimischer fühlen.

Die Geschichten sind abwechslungsreich gestaltet - einige sehr eng mit den jungen Helden verbunden, andere spielen in der Jetztzeit, binden aber auch magische Wesen wie Einhörner mit ein und vermitteln Wissen über andere mythische Pferdegestalten, Nur sehr wenige sind ganz frei von Verbindungen mit dem Rahmen-Szenario und erzählen eine ganz eigene Geschichte, die man auch so lesen könnte.

Im Mittelpunkt aller Geschichten stehen Pferde und Kinder. Mal müssen sie die Tiere retten, in anderen Erzählungen stehen Einhörner und andere magische Wesen zur Seite und führen auf den  rechten Weg. Freundschaft und Hilfsbereitschaft, Offenheit und Toleranz gegenüber jedem werden groß geschrieben. Diejenigen, die anderen Schaden zufügen, werden bestraft, so dass ein Happy End  sicher ist. Vieles mag zwar nicht neu sein, wird aber mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen in Szene gesetzt. Kann man sich auf sie einlassen, berühren die kleinen Geschichten das Herz und schlagen zudem noch in den Bann.

„Windjäger“ sei daher allen jungen und jung gebliebenen Pferde-Freunden empfohlen, die nicht nur ein  Faible für Fantasy und magische Wesen haben. Die warmherzigen Geschichten vermitteln so viele positive Werte, dass sie sich wunderbar dazu eignen, auch schon Vorschulkindern am Lagerfeuer oder vor dem Schlafengehen vorgelesen zu werden.