Star Trek – Die Eugenischen Kriege: Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh 2, Greg Cox (Buch)

Star Trek – Die Eugenischen Kriege: Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh 2
Greg Cox
(The Star Trek: The Original Series: The Eugenics Wars 1: The Rise and Fall of Khan Noonien Singh 2, 2001)
Übersetzung von Susanne Picard & Stephanie Pannen
Titelbild von Martin Frei
Cross Cult, 2015, Taschenbuch, 504 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86425-440-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Einer der bekanntesten und beliebtesten Feinde von James T. Kirk war wohl Khan. Sowohl in der klassischen Serie als auch im zweiten Kinofilm gab es nur Andeutungen zu seiner Vergangenheit, aber keine klaren Aussagen. Diese Lücke hat Greg Cox im Jahr 2001 mit seiner Duologie „Die Eugenischen Kriege: Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh“ geschlossen, lange bevor die Figur in „Star Trek Into Darkness“ eine etwas andere Vorgeschichte erhielt. Der zweite Band widmet sich nun ganz dem erfolgreichen Herrscher, dem am Ende doch nur die Flucht in eine ungewisse Zukunft bleibt.

Im Jahr 1992 wissen Roberta und Gary Seven, dass sie einen Fehler begangen haben, die „Chrysalis“-Kinder am Leben zu lassen, auch wenn dies moralisch nicht falsch war. Aber viele von ihnen, vor allem der junge Inder Khan, Sohn der Gentechnikerin Sarina Kaur, streben aufgrund ihrer genetischen Aufwertungen nach nichts weniger als der Macht.
Geleitet von hoher Intelligenz und getrieben von ebenso starken Gefühlen, glauben sie, den einfachen Menschen überlegen zu sein und nutzen Konflikte und Krisen aus, um sich an die Macht zu bringen. Dabei scheuen sie auch vor Gewalt nicht zurück.

Nur eines wird deutlich: Mitgefühl für die einfachen Sterblichen haben sie nicht, auch kein Einfühlungsvermögen und Verständnis. Ihr Wort ist Gesetz und wird rigoros durchgesetzt. Schwächen kann man sie nur, wenn man sie gegeneinander hetzt, oder bestehende Konflikte schürt. Khan ist sich der Manipulationen sehr wohl bewusst, mehr als seine Gegenspieler. Doch das mindert seine Wut nicht. Dennoch ist er am Ende bereit, die ausgestreckte Hand von Gary Seven zu ergreifen und eine letzte Chance anzunehmen.

Das ist der Verlauf der Geschichte, der bereits in der Folge „Der schlafende Tiger“ angedeutet und nun von Cox mit Leben gefüllt wird. Man merkt, dass er nun nicht mehr so frei herum fabulieren kann, sondern reale Ereignisse immer mehr mit der frühen Geschichte des „Star Trek“-Universums verbinden muss. Diese Einschränkungen sorgen jedoch auch dafür, dass die Geschichte zum großen Teil vorhersehbar wird.

Die Handlung ist nicht mehr so spannend wie im ersten Teil, denn der Autor vergisst bei den ganzen Schilderungen, die Ambivalenz des Charakters hervorzuheben. Natürlich muss Khan überheblich und skrupellos sein, um auch später noch als Bösewicht aufzutreten – aber einige weichere und menschlichere Seiten hätten ihm auch nicht geschadet und vor allem mehr Tiefe gegeben. So bleibt er doch auf wenige Eigenschaften reduziert. Sympathieträger ist auch nicht er, diese Stelle übernimmt Roberta, die immer selbstständiger agiert und sich von Gary Seven zu lösen beginnt. Aus ihrer Sicht sind deshalb auch die meisten Kapitel.

Alles in allem spult Cox doch eine recht überschaubare Handlung ab – locker zusammenhängende Episoden schildern den schnellen Aufstieg und noch fixeren Sturz des Tyrannen Khan, die in der Folge der alten Serie erwähnten guten Seiten der Figur kommen nicht wirklich zum Tragen.

Obwohl sich der letzte Teil des Zweiteilers angenehm lesen lässt und eine routiniert geschriebene Handlung präsentiert, springt doch kein so starker Funke über wie im ersten Band, weil der Autor es einfach versäumt hat, dem Hauptcharakter in der entscheidenden Phase seines Lebens mehr Tiefe und Ambivalenz zu geben, die die vorhersehbare Geschichte trotzdem spannend gemacht hätten.