Paul S. Kemp: Gilde der Diebe (Buch)

Paul S. Kemp
Gilde der Diebe
(A Discourse in Steel, 2013)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Neuhaus
Titelillustration von Dleoblack
Bastei Lübbe, 2015, Paperback, 368 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-404-20784-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Neben seiner Mitarbeit bei unter anderem den „Star Wars“- und „Forgotten Realms“-Reihen hat Paul S. Kemp natürlich auch eigene Geschichten verfasst. In der Reihe um die in sich geschlossenen Abenteuer der Grabräuber Egil und Nix ist nun der zweite Band erschienen: „Gilde der Diebe“.

Egil und Nix, zwei Abenteurer, Söldner und Grabräuber, haben es nicht so mit Gilden und Gemeinschaften und doch mehr Ehre im Leib als man denkt. Immerhin haben sie es sich nicht nehmen lassen, die hübschen Schwestern Rusilla und Merelda aus den Klauen ihres Bruders Rakan Norristu zu retten, der sie opfern wollte, um einen Pakt seiner Familie mit Dämonen zu erneuern. Die beiden Männer haben es den nicht ganz unbegabten jungen Frauen sogar ermöglicht, sich ein neues Leben aufzubauen.

Mit einem Stand auf dem Markt, in dem sie Wahrsagerei betreiben, verdienen Rusilla und Merelda nun ihr Geld und sind dabei sogar recht erfolgreich, dass sie durch die Gabe des Gedankenlesens durchaus wissen, was ihre Kunden hören wollen. Doch das wird nun ausgerechnet Rusilla zum Verhängnis. Denn einer ihrer Kunden wird hinterrücks ermordet, und die Informationen, die sie seinem sterbenden Geist entnimmt, sind so brisant, dass sie nicht nur in eine tiefe Ohnmacht fällt, sondern die Schwestern von nun auch in großer Gefahr sind, denn die Diebesgilde ist nicht gewillt, Mitwisser so einfach entkommen zu lassen. Deshalb zögern Egil und Nix auch nicht, den beiden kurzerhand beizustehen und sich mit einer Gruppe anzulegen, die auch ihnen überlegen sein könnte.

Auch im zweiten Band merkt man, dass Paul S. Kemp seinen Fritz Leiber gelesen hat, denn seine Helden bleiben Schurken mit Herz und Verstand. Auch wenn sie am Rande der Legalität agieren, so wissen sie doch genau, wann sie sich auf die Seite des Rechts stellen müssen – wie es hier der Fall ist.

Der Plot wäre eigentlich zu dünn, um in mehr als einer Kurzgeschichte abgehandelt zu werden, deshalb ist natürlich letztendlich noch mehr im Spiel, als die Helden denken. Bei dem Versuch, ihre Freundinnen zu schützen, stoßen sie auf viel dunklere Geheimnisse, die zur Gefahr werden könnten, wenn sie diese nicht ergründen.

Wieder einmal sind die Hinterlassenschaften alter Zivilisationen der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und sorgt für die entsprechende Spannung. Die Handlung liest sich gefällig und besitzt keine Längen. Dennoch will diesmal nicht so wirklich der Funke überspringen. Dafür verläuft die Geschichte einfach zu glatt, sind die Figuren zu simpel gestrickt und viel zu gut einzuschätzen. Man wird das Gefühl nicht los, das der Autor nach dem Baukastensystem arbeitet – denn die Handlung verläuft auf weit ausgetretenen Faden.

Daran können auch die sympathischen Figuren nichts ändern. Egil und Nix enthüllen zwar weitere Facetten ihrer eigenen Geschichte, entwickeln sich aber auch nicht weiter. Die Nebenfiguren, die man bereits aus dem ersten Band kennt, bleiben ebenfalls blass und sind auf wenige Eigenschaften reduziert, so dass man sie schnell wieder aus den Augen verloren hat. Alles in allem bleibt zwar ein angenehmes Gefühl nach dem Ende der Lektüre zurück, den Inhalt hat man aber genauso schnell wieder vergessen.

Wer ein kurzweiliges und unkompliziertes Buch für Reise und Strand sucht, wird sicherlich seinen Spaß an „Gilde der Diebe“ haben können. Nicht aber diejenigen, die sich komplexere Figuren und Geheimnisse erhoffen und auch gerne einmal überrascht werden wollen. Gängige Klischees werden mit dieser Geschichte leider nicht durchbrochen, auch wenn sie nett zu lesen ist.